"Sicherlich ist es ein bisschen frustrierend", antwortete Renault Markenbotschafter Alain Prost auf die Frage, ob es nicht frustrierend sei, zu wissen, wie man die Power Unit verbessern kann, es aber nicht darf. Denn die Homologationsvorschriften erlaubten den Motorenherstellern während der Saison lediglich Verbesserungen im Hinblick auf die Zuverlässigkeit.

Remi Taffin stand Motorsport-Magazin.com Rede und Antwort, Foto: Sutton
Remi Taffin stand Motorsport-Magazin.com Rede und Antwort, Foto: Sutton

Über den Winter dürfen dann aber ein paar Leistungsbriketts nachgeschoben werden. Weil die Hersteller während der Saison entwickelt haben, die Entwicklungsstufen aber nicht einbauen durften, haben sich Verbesserungen aufgestaut. Trotzdem sollten die Teams nicht mit riesigen Sprüngen rechnen, wie Remi Taffin im Interview mit Motorsport-Magazin.com feststellte.

"Was ich sagen kann ist, dass es wohl weniger als fünf oder zehn Prozent sein werden. Das ist ein Schritt in der Größenordnung, den man machen kann", sagte Renaults Motorenchef im Blick auf die bevorstehende Saison. Rechnet man mit zehn Prozent, sind immerhin rund 80 PS mehr drinnen. Selbst die Hälfte wäre mit dem Hintergrund, dass gleichzeitig die Zuverlässigkeit zunehmen muss, noch immer ein guter Wert.

Benzin wichtiger Leistungsfaktor

Auch das Benzin wird im kommenden Jahr wieder einen großen Einfluss auf die Leistung haben. "Das Benzin muss zum Motor passen", weiß Taffin. "Wenn man beim Motor eine andere Philosophie hat, kann das ein anderes Optimum beim Benzin bedeuten." Bedeutet im Umkehrschluss, dass sich auch die Benzinlieferanten auf die Weiterentwicklungen einstellen müssen.

Das flüssige Gold der Formel 1, Foto: Sutton
Das flüssige Gold der Formel 1, Foto: Sutton

Je Umfangreicher die Änderungen ausfallen, umso mehr muss das Benzin angepasst werden. In diesem Jahr war die Lernkurve sehr steil. Mercedes hatte mit Petronas einen Partner, der von Anfang an in die Entwicklung der Power Unit involviert war. Total brachte 2014 erst nach und nach kleinere Verbesserungen. "Ich glaube, dass es für ein paar Jahre so weitergeht", meint Taffin. Die Lernkurve ist also noch nicht abgeflacht.

Weiterentwicklung trotz Homologation

Die Augen sind bei der Weiterentwicklung vor allem auf Renault und Ferrari gerichtet, denn diese beiden Hersteller müssen auf Mercedes aufholen. Doch auch Mercedes schläft nicht, ist sich Taffin sicher. "Man darf 32 Tokens über den Winter nehmen und ich sehe keinen Grund, wieso Mercedes nicht 32 Tokens nehmen sollte. Denn man kann immer alles weiter verbessern."

Auch am V8 wurde bis zuletzt noch fieberhaft gearbeitet, Foto: Sutton
Auch am V8 wurde bis zuletzt noch fieberhaft gearbeitet, Foto: Sutton

Der Franzose nennt die V8-Ära als Beispiel. Der 2,4-Liter V8-Motor wurde 2006 eingeführt und bis 2013 in der Formel 1 eingesetzt. "Wir haben gesagt, sie sind eingefroren", erinnerte er sich. "Und jeden Winter haben sich dann 50 Prozent der Referenz geändert. Das zeigt, wie wichtig es ist, weiter zu entwickeln."

Renault hat selbst während der letzten Jahre des alten Reglements noch am V8 entwickelt. Das hat sich ausgezahlt, schließlich gewann Red Bull die letzten vier Jahre des alten Reglements die Konstrukteursweltmeisterschaft mit Renault-Power im Heck. Vor allem Renaults Vorreiterrolle beim angeblasenen Diffusor und entsprechenden Motorenmappings trugen zum Erfolg einen ganzes Stück bei.

Eine ähnliche Herangehensweise erwartet Taffin jetzt auch bei Mercedes: "Auch wenn bei Renault vielleicht einige Änderungen an manchen Teilen besser sichtbar sein werden als bei Mercedes, so werden sich die Teile dennoch ändern. Und sie werden Teile ändern, weil sie Performance finden wollen", fürchtet Taffin. Besser sichtbare Änderungen: Könnte es sich hier um Turbolader und Verdichter handeln? Das wollte Taffin noch nicht verraten.