Gelinde gesagt war es nicht das Jahr von Renault. Es war auch nicht das Jahr von Ferrari. Eigentlich war es nur das Jahr von Mercedes. Trotzdem: Vor allem zu Beginn des Jahres richteten sich alle Augen auf Renault. Bei den ersten Testfahrten mit den neuen Power Units erlebten die Franzosen ein wahres Debakel.

Taffin unter Beschuss, Foto: Sutton
Taffin unter Beschuss, Foto: Sutton

Motorsport-Magazin.com zeigt Motorenchef Remi Taffin nach der Saison ein Foto. Darauf wird er von einem ganzen Rudel an Journalisten umlagert. Er muss das Testdebakel erklären. Taffins Reaktion auf das Foto? Er lacht. Inzwischen kann der Franzose den Saisonbeginn mit Humor nehmen.

"Wieso denken Sie das?", fragt Taffin zurück, als wir ihn als Paul Hembery des Jahres 2014 bezeichnen. Pirellis Motorsportchef stand 2013 ähnlich im Kreuzfeuer wie Taffin in diesem Jahr. "Ich glaube nicht, dass wir im Kreuzfeuer standen", meint aber der Franzose. "Wir standen nur aus einem nicht sehr schönen Grund im Rampenlicht."

Seit den ersten Testfahrten hat sich bei Renault aber viel getan. Die Standfestigkeit hat sich enorm verbessert, die Power Units sind fahrbarer geworden und effizienter sind sie ebenfalls. Trotzdem war Renault der einzige Hersteller, der nicht mit dem erlaubten Kontingent auskam. Weder Mercedes- noch Ferrari-befeuerte Piloten mussten Power-Unit-Strafen hinnehmen.

Motorsport-Magazin.com sprach mit Remi Taffin, Foto: Sutton
Motorsport-Magazin.com sprach mit Remi Taffin, Foto: Sutton

Bei Toro Rosso hingegen musste gleich dreimal der Verbrennungsmotor gewechselt werden, Sebastian Vettel erhielt einmal eine komplett neue Power Unit und bei Lotus wurde ebenfalls das Kontingent gesprengt. Alle Strafen gab es am Ende der Saison, was das Bild trügt, wie Taffin erklärt.

"Das liegt daran, wie wir die Saison begonnen haben. Viele Leute da draußen haben erst realisiert, wie schlecht unsere Zuverlässigkeit zu Beginn der Saison war, als der Punkt kam, als die sechsten Komponenten eingebaut wurden. Das liegt aber daran, dass wir die wenigen Kilometer zu Beginn der Saison kompensieren mussten."

Konnten uns 80 Prozent Zuverlässigkeit leisten

Zwar sind die Motoren homologiert, zur Verbesserung der Zuverlässigkeit dürfen aber unter strenger Aufsicht der FIA und der Konkurrenz dennoch Veränderungen vorgenommen werden. "Es ist aber nicht so, dass Nummer drei, vier, fünf und sechs bei der Haltbarkeit schlecht wären. Eher andersherum: Wenn wir die Saison in Abu Dhabi mit Motor Nummer sechs starten würden, dann würden wir nicht zu Motor Nummer eins kommen. Wir würden bei Nummer zwei und lediglich fünf Motoren herauskommen."

Renault zahlte am Ende der Saison den Preis für den schlechten Start. Inzwischen sei die Zuverlässigkeit aber auf einem sehr hohen Niveau, wie Taffin meint. "Wenn man sich die Motoren heute ansieht, dann sind manche bei 4.000 Kilometer. Eine Saison hat etwa 16.000 Kilometer. Dann würde man also mit 4 Motoren auskommen."

In der kommenden Saison - vorausgesetzt es bleibt bei lediglich 20 Rennen und Korea findet nicht statt - müssen die Teams mit lediglich vier Motoren auskommen. Für Renault kein Problem. "Um ehrlich zu sein, arbeiten wir schon seit drei Jahren daraufhin. Als wir den diesjährigen Motor entwickelt haben, haben wir ihn nicht für 2014 entwickelt, sondern für 2015", erklärt Taffin. "Denn wir wussten ja, dass dieses 5-Motoren-Regelement nur ein Jahr bestehen würde. Wir haben also von Anfang an auf 2015 hingearbeitet, das war unser Ziel. Für 2014 konnten wir uns dann leisten, mit der Zuverlässigkeit nur bei 80 Prozent zu sein. Unglücklicherweise waren wir zu Saisonbeginn noch nicht einmal bei diesen 80 Prozent, weshalb wir Probleme hatten."

Lesen Sie das gesamte Interview mit Remi Taffin in der aktuellen Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com. Das Magazin ist ab Donnerstag, 11. Dezember im Handel erhältlich oder am besten gleich online zum Vorzugspreis bestellen: