Vier Jahre in Folge gewann Red Bull sowohl Fahrer- als auch Konstrukteurstitel. Damit war 2014 Schluss. Die einst so dominante Mannschaft musste den Tatsachen ins Auge blicken: Die Reglement-Änderungen für die Saison - allem voran die Power Units von Renault - warfen die Seriensieger weit zurück. Was im Februar unter den Vorzeichen einer Horrorsaison begann, endete mit drei Siegen und dem zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM sowie Platz drei für Daniel Ricciardo mehr als versöhnlich.

Eine Mannschaft, die für Erfolge stand - nicht so 2014, Foto: Red Bull
Eine Mannschaft, die für Erfolge stand - nicht so 2014, Foto: Red Bull

Das Team: Red Bull startete das Vorhaben Titelverteidigung mit klarem Vorsatz: Never change a winning team! Adrian Newey designte das Auto, Christian Horner klärte als Teamchef alle öffentlichen Belange und Dr. Helmut Marko drehte am ein oder anderen Schräubchen im Hintergrund. Bereits 2014 begann aber das Stühlerücken im einstigen Überfliegerteam. Newey wird 2015 nicht mehr so stark in das Formel-1-Projekt involviert sein und sich stattdessen dem Bau einer Yacht für den America's Cup widmen. Nach langem Hin und Her wanderte Chef-Aerodynamiker Peter Prodromou zu McLaren ab, das Tauziehen um Dan Fallows wurde im letzten Moment noch gewonnen. Stattdessen sagte Sebastian Vettel am Ende der Saison auf Wiedersehen und heuerte bei Ferrari an.

An allen Entscheidungen der abgelaufenen Saison waren Newey und sein Gefolge allerdings beteiligt - so auch an Fuel-Flow-Gate. Ein kleiner Sensor sollte für monatelange Diskussionen sorgen. Bereits bei den Testfahrten zweifelte Red Bull mehrfach an den Messwerten des FIA-Fuel-Flow-Meters, was in Australien weiterging. Im Rennen setzte die Mannschaft schließlich auf eigene Messungen und ignorierte Warnungen der FIA - diese Sturheit sollte teuer bezahlt werden. Ricciardo wurde disqualifiziert und auch ein Berufungsverfahren Mitte April in Paris sollte daran nichts ändern. Die Red-Bull-Verantwortlichen beharrten bis zuletzt darauf, im Recht zu sein und wollten ihre Fehler nicht eingestehen.

Der RB10 kam nicht an seine Vorgänger heran, Foto: Sutton
Der RB10 kam nicht an seine Vorgänger heran, Foto: Sutton

Das Auto: Der RB10 sollte mindestens so erfolgreich wie seine vier Vorgänger werden. Dass dieses Vorhaben nur sehr schwer in die Tat umzusetzen sein würde, zeigten bereits die Testfahrten. In Jerez wurde der Bolide mehr geschoben als gefahren, kurz vor dem Saisonstart stellte sich nur eine mäßige Besserung ein. Der RB10 wurde zwar weder anhand der Zeiten noch der Zuverlässigkeit das erwartete Desaster, bis auf wenige Ausnahmen verfehlte die Mannschaft aber die anvisierten Ziele 2014.

Einen großen Anteil daran trug die Renault-Power-Unit, die immer wieder kritisiert wurde. "Die Situation verbessert sich im Moment nicht", sagte Red Bull Teamchef Horner zu Saisonmitte. "Die Performance ist nicht akzeptabel, das müssen sie ändern. So kann es nicht weitergehen, weder für Red Bull, noch für Renault." Hinzu kamen vor allem an Vettels Boliden Software-Probleme, Elektronikschwierigkeiten, Getriebedefekte, ein Turbo-Schaden und sogar vor dem Austin GP ein kompletter Wechsel aller Teile der Power Unit und damit der Start aus der Boxengasse.

Um dennoch das Maximum aus dem RB10 herauszuholen, gingen die Technikverantwortlichen oft an die Grenzen - in Abu Dhabi sogar darüber hinaus. Bei der Kontrolle der Boliden nach dem Qualifying wurde festgestellt, dass sich die Flaps der Frontflügel unter aerodynamischer Last verformen. Ein Verstoß gegen Artikel 3.15 des Technischen Reglements und damit die Disqualifikation und der Start aus der Boxengasse.

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte - Ricciardo stand über Vettel, Foto: Sutton
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte - Ricciardo stand über Vettel, Foto: Sutton

Die Fahrer: Sebastian Vettel machte sich 2014 auf, den fünften Titel in Folge zu holen - und scheiterte kläglich. In der Endabrechnung landete der Deutsche mit lediglich vier Podestplätzen auf dem fünften Gesamtrang. Viel schmerzhafter aber für Vettel: Teamkollege Daniel Ricciardo schlug den vierfachen Weltmeister bereits in seinem ersten Jahr bei Red Bull deutlich und holte - im Gegensatz zu Vettel - drei Siege für die Bullen.

Von diesem kometenhaften Aufstieg war Ricciardo am Ende selbst überrascht. "Tief in mir habe ich immer daran geglaubt, das schaffen zu können, wenn ich das Material und die Möglichkeit dazu habe. Wenn man sich allerdings die Mercedes-Dominanz anschaut und ich der einzige Fahrer bin, der sie schlagen konnte, dann überrascht mich das schon ein bisschen", erklärte der Australier.

Schuld war aber nicht allein das fahrerische Können von Ricciardo, sondern auch das technische Pech von Vettel. Alleine drei Mal musste das Chassis des Weltmeisters getauscht werden, immer wieder gab es Motorenprobleme und zu allem Überfluss Strategiefehler. Die nackten Zahlen bringen dies allerdings nicht zum sofort Ausdruck. Sowohl Ricciardo als auch Vettel beendeten 16 Rennen in den Top-10 und schieden jeweils drei Mal aus (Fuel-Flow-Gate hinzugerechnet) - allerdings war es Ricciardo, der sich bis auf einige Ausnahmen die Big Points schnappte.

Redaktionskommentar:

Motorsport-Magazin.com meint: Red Bull hat aus dieser Saison mit Platz zwei bei den Konstrukteuren und Rang drei für Daniel Ricciardo das Maximum aus seinen Möglichkeiten gemacht. Das wird vielleicht am besten im Vergleich mit dem Absturz von Lotus, das ebenfalls von Renault befeuert wurde, deutlich. Allerdings zeigt sich erst in den wirklich schwierigen Momenten die wahre Stärke. Diese war 2014 bei Red Bull nicht immer zu erkennen.

Ob Fuel-Flow-Gate oder Abu Dhabi - das Team kam mehrfach in Konflikt mit den Regeln und zog sich danach nicht immer wirklich gut aus der Affäre. Zudem hagelte es stetig Kritik an Motorenlieferant Renault. Teilweise sicher berechtigt, manchmal wirkte das Team aber einfach wie ein schlechter Verlierer, der nach Jahren an der Spitze das Fahren im Mittelfeld verlernt hat. Das galt auch für Ex-Weltmeister Vettel. Er zeigte sich stellenweise verbittert, demotiviert und lustlos. Natürlich ist die Erwartungshaltung eines vierfachen Weltmeisters eine andere, aber genau in diesen schwierigen Zeiten hätte er mit bedingungslosem Engagement hinter seinem Team stehen müssen, stattdessen kritisierte er an vorderster Front.