"Ich fühle mich ein bisschen mitschuldig daran, dass die ganze Formel 1 mit Hybrid fährt", sagte Heinz-Harald Frentzen im Rahmen des Motorsport Summit auf der Essen Motor Show. Der Formel-1-Vize-Weltmeister von 1997, der bis in das Jahr 2003 in der Königsklasse fuhr, entwickelte im Jahr 2007 eines der ersten Hybrid-Fahrzeug für die Rennstrecke - ein Vorbild für die aktuelle Formel 1. "Ich hatte damals die Idee, dass man im Motorsport etwas anders machen muss, man sollte sich mehr mit umweltfreundlicher Technik beschäftigen", erklärte Frentzen sein Ansinnen.

Vorbilder auf dem Modellflugzeugplatz

Frentzen, der bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Erfahrung mit der Materie gehabt habe, sondierte den Markt für verwendbare Batterien und Elektromotoren. "Ich hatte ja von Tuten und Blasen keine Ahnung", beschrieb der 47-Jährige seine ersten Gehversuche im hybriden Rennsport.

Auf einem Flugplatz für Modellflugzeuge sah er dann die kostengünstigen Vorbilder für sein Projekt. "Da werden Flugzeuge verwendet, die mit 25 PS rumfliegen. Der Motor wiegt zwei Kilo und kostet nur 800 Euro und auch das Batterie-Pack ist nicht viel teurer. Da dachte ich mir, dass man da doch was hinkriegen müsste", so Frentzen weiter. Im Jahr 2008 setzte Frentzen dann einen auf Hybridtechnik umgerüsteten Gumpert Apollo beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring ein - ein Defekt beendete die Pionierfahrt jedoch vorzeitig.

Frentzen bestritt 2008 mit dem Hybrid-Apollo das 24-Stunden-Rennen am Nürbrugring, Foto: Sutton
Frentzen bestritt 2008 mit dem Hybrid-Apollo das 24-Stunden-Rennen am Nürbrugring, Foto: Sutton

"Die Idee war, beim Bremsen so viel Energie wie möglich zurückzuholen. Die Herausforderung war, was können die Batterien überhaupt leisten, wie viel Strom geht in sie rein und wie warm dürfen sie werden? Wir haben es aber hinbekommen und es war wesentlich einfacher als man denkt. Ich bin insgesamt 30.000 km gefahren", stellte Frentzen sein Pionierprojekt ins Schaufenster.

Technik schreitet voran

Der Ex-Vize-Weltmeister beobachtet auch weiter gespannt die Entwicklung in der Formel 1. Die Technik sei weiter vorangeschritten und der derzeitige Umbruch finde statt, weil die Formel 1 etwas machen müsse, so Frentzen, der gleichzeitig auch das Problem der Königsklasse erkannt haben will. "Das Problem ist, dass Motorleistung nur über die Drehzahl zu erreichen ist. Je mehr Drehzahl man hat, desto mehr Motorleistung. Wenn man nicht mit speziellen Materialien arbeitet, bekommt man die Drehzahl nicht hin, deswegen wird es so unglaublich teuer. Deshalb ging man zum Turbo über", bilanzierte der 47-Jährige.

Über den Turbolader würde auch die elektrische Energie erzeugt. Das sei der richtige Weg, stellte Frentzen zum Abschluss heraus. "Das Problem ist nur, dass viele Fans im Motorsport soundverrückt sind und das geht ihnen im Moment ab."