Eigentlich hält Bernie Ecclestone doch so große Stücke auf Sebastian Vettel. Immerhin war der deutsche Vierfachweltmeister über Jahre hinweg das Aushängeschild der Formel 1. Doch kaum läuft es einmal nicht, schon hat der Heppenheimer den F1-Zampano als Fürsprecher verloren. Im Gegenteil: Jetzt kritisiert Bernie Vettel sogar!

Er sei zwar ein "großer Unterstützer" von Sebastian, aber "ich bin schon ein wenig enttäuscht über seine Einstellung, die sich verändert hat", erklärt Ecclestone im Vorwort des offiziellen Rückblicks auf die Formel-1-Saison. "Er verhält sich wie ein Prügelknabe, aber das ist er nicht - und das ist nicht seine Mentalität", kommentiert Ecclestone Vettels Auftreten in einer frustrierenden Saison, gespickt von Pleiten, Pech, Zuverlässigkeitsproblemen und einem schwächelnden Renault-Motor.

Eigentlich verstehen sich Ecclestone und Vettel sehr gut, Foto: Red Bull
Eigentlich verstehen sich Ecclestone und Vettel sehr gut, Foto: Red Bull

"Er ist ein konkurrenzfähiger Kerl. Er mag es nicht beim Backgammon zu verlieren. Aber leider verliert er, wenn er gegen mich spielt", ergänzt Bernie - wohl um zu zeigen, wie vertraut er mit den Eigenarten des Deutschen ist.

Auch Alonso muss einstecken

Nicht nur Sebastian Vettel muss einstecken. Auch Fernando Alonso kommt alles andere als gut weg. "Auch von Fernando bin ich etwas enttäuscht. Er ist im Lauf der Saison ein bisschen so geworden wie Sebastian. Ferrari war sehr enttäuschend, hat sich irgendwo im Nirgendwo verloren", mäkelt Eccelstone.

Dass Ecclestones harsche Worte vor allem auf Vermarktungsängsten beruhen, versucht er gar nicht erst zu verschleiern. Während die früheren Top-Zugpferde - Ferrari, Red Bull und Vettel - 2014 lahmten, sprintete ein anderes an die Spitze: Das Titelduell bei Mercedes. "Wenn wir nicht das Glück gehabt hätten, dass sich Nico und Lewis bis zum Ende duelliert hätten und einer davon gezogen wäre und dominiert hätte, wäre die Saison in Silverstone vorbei gewesen", beschreibt Ecclestone.

Mercedes-Duell rettet die Saison

Ohne das Mercedes-Duell wäre die Saison in Silverstone gelaufen gewesen, sagt Ecclestone, Foto: Sutton
Ohne das Mercedes-Duell wäre die Saison in Silverstone gelaufen gewesen, sagt Ecclestone, Foto: Sutton

"Eigentlich habe ich gedacht, dass es Ferrari, Red Bull oder ein anderes Team schaffen Mitte der Saison aufzuholen und bis zum Ende bis auf wenige Punkte heranzukommen", klagt Ecclestone und wiederholt: "Wir haben wirklich extremes Glück gehabt mit diesen beiden Kerlen, die gegeneinander gefahren sind. Es ist gut, dass Mercedes es ihnen erlaubt hat. Hätten sie das nicht getan, wäre es ein wirklich lausige Meisterschaft geworden."

Redaktionskommentar

Immer schön langsam, Herr Ecclestone! Bevor Sie die Einstellung anderer kritisieren, sollten Sie lieber einmal an sich selbst arbeiten. Während die Gemütslage sowohl bei Vettel als auch bei Alonso angesichts ihres in dieser Saison gnadenlos unterlegenen Materials nur verständlich war, sind Sie dieses Jahr doch selbst völlig unangemessen aufgetreten - allerdings ohne Grund. Ich erinnere nur an Ihre Bemerkungen zu Social Media und jungen Fans. Das war nicht nur unnötig, sondern ziemlich verblendet und schadet der Königklasse weitaus mehr als ein paar unglückliche Fahrer. Die übrigens stattdessen mit ihren spektakulären Teamwechseln für mächtig Bewegung auf dem Fahrermarkt und nicht zu wenig Publicity gesorgt haben! (Jonas Fehling)