Wer einmal oben ist, lässt sich ungern von da vertreiben. Diese schmerzliche Erfahrung musste Sebastian Vettel jedoch in dieser Saison durchleben - zu aussichtslos war sein Red Bull gegen die Übermacht von Mercedes. "Wenn man das Gefühl dafür hat, wie weit man gehen kann, wie spät man bremsen und wann man einlenken kann, dann kann man sich anpassen. Aber dieses Jahr war das Auto oft eine Wundertüte", beschreibt Sebastian Vettel im Interview dem Schweizer Blick, wie er sich 2014 nie mit dem Red Bull zu Recht gefunden hat.

Als erster amtierender Weltmeister seit Jacques Villeneuve 1998 blieb Vettel ohne Saisonsieg, umso frustrierender, wenn der eigentlich zuvor schwächer eingeschätzte Teamkollege gleich drei Rennen gewinnt und in der WM deutlich vor einem liegt. "Dass er am Ende mehr Punkte hatte als ich, ist kein Grund ihn nicht zu mögen. Ich kenne Daniel (Ricciardo) seit mehreren Jahren und es gab kein Problem zwischen uns," beschrieb Vettel sein Verhältnis zu seinem Teamkollegen.

Ein Rücktritt, aufgrund der schlechten Saison, war für Vettel, anders als berichtet, trotzdem nie eine ernsthafte Alternative. "Leider wurde beim Thema Rücktritt ein Satz aus dem Zusammenhang gerissen und eben überspitzt vermittelt", verrät Vettel.

Sebastian Vettel testete bereits für Ferrari in Fiorano, Foto: Ferrari
Sebastian Vettel testete bereits für Ferrari in Fiorano, Foto: Ferrari

Erste Gespräche über einen Wechsel zu Ferrari soll es zu Mitte des Jahres gegeben haben, der endgültige Vertrag soll dann im September von ihm unterschrieben worden sein. "Es war keine Entscheidung gegen Red Bull, sondern für eine neue Herausforderung. In mir drin ist die Stimme gewachsen, etwas Neues zu suchen. Und mit Ferrari geht jetzt sicher ein Kindheitstraum in Erfüllung. Wir hatten übrigens schon 2006 die ersten losen Kontakte", verriet Vettel und fügte an:"Dass ich eine Klausel im Vertrag hatte, kam mir natürlich entgegen. Sonst hätte ich den Vertrag bei Red Bull erfüllt."

Für Vettel liegt der Fokus bereits voll auf die Saison 2015. Ferrari hat seit 33 Rennen kein Grand Prix mehr gewonnen und der Rennstall in einer Krise. Parallelen zu Schumachers Ferrari-Debüt 1996 sind gegeben, aber vor möglichen Vergleichen zur Schumacher-Ära hat Vettel keine Angst. "Ich nehme die Herausforderung an", lautete seine lapidare Antwort.

Auch darauf, dass sich der Erfolg nicht sofort einstellen wird, ist der vierfache Weltmeister gefasst. "Wir haben keinen Zeitplan aufgestellt. Und ein solcher funktioniert in der Formel 1 auch sehr selten", erklärt Vettel. Das langfristige Ziel ist für ihn jedoch klar: "Nachdem Sie mir gesagt haben, dass bis jetzt neun Fahrer auf Ferrari Weltmeister wurden, will ich der zehnte Champion aus Maranello sein".

Und wie lautet der Frauenname für Vettels zukünftiges rotes Gefährt? "Zuerst muss ich Land und Leute kennenlernen. Das letzte italienische Auto, das ich bei Toro Rosso hatte, hieß Giulia. Dieses Jahr habe ich trotz einiger Chassiswechsel den Namen nie geändert – Suzie. Glück hat sie mir diese Saison nie gebracht."