Nach vier Jahren der Dominanz endete für Red Bull mit der Einführung der neuen Turbo-Powerunits zur Saison 2014 eine Ära. Zwar berappelte sich der Vierfach-Weltmeister im Tandem mit Motorenlieferant Renault wahrlich bemerkenswert, trotz dreier Saisonsiege und konstanter Ergebnisse in den Top-5 gab es gegen die Übermacht der Mercedes-Silberpfeile jedoch kein Ankommen. Nachdem sich die Red-Bull-Verantwortlichen wie Helmut Marko und Christian Horner zuletzt immer vehementer für eine einschneidende Änderung des Motorenreglements ab der Saison 2016 stark machten, fuhr Mercedes in Person von Paddy Lowe nun die Retourkutsche.

"Es kann kein deutlicheres Beispiel dafür geben, dass eine Partei das Reglement zu ihren Gunsten umgestalten will, da sie nach dem aktuellen nicht in der Lage ist, zu gewinnen", polterte Lowe. Der Mercedes-Technikchef hält die Aussagen Markos und Horners, die eine Änderung zur Kostenreduktion anpeilen, für einen billigen Vorwand: "Alles was Red Bull tut, ist eigenmotiviert. Sie wollen wieder gewinnen, deshalb sind die aktuellen Regularien für sie auf einmal kompletter Humbug." Red Bull verfolgt den Plan, ab 2016 mit Bi-Turbo-Motoren an den Start zu gehen. Diese sollen einerseits lauter als die aktuellen V6-Motoren sein, durch die Verwendung einheitlicher Bauteile gleichzeitig aber billiger werden.

Lowe: Red Bull schert sich null um die kleinen Teams

Im Mercedes-Lager hält man von derlei Überlegungen naturgemäß wenig, schließlich bestünde die Gefahr, den hart erarbeiteten Entwicklungsvorsprung wieder einzubüßen. Das Verhalten seiner Konkurrenten stößt bei Lowe dementsprechend auf komplettes Unverständnis: "So etwas habe ich in der Formel 1 wahrlich noch nie erlebt. Ich habe schon in vielen Teams gearbeitet, und es gibt immer Höhen und Tiefen, gute und schlechte Zeiten. Dass ein Rennstall jedoch darauf drängt, das Reglement wieder so zu verschieben, dass man gewinnen kann, ist mir wahrlich noch nie untergekommen. Ich kann das einfach nicht glauben."

Paddy Lowe ist von der Vorgehensweise Red Bulls schockiert, Foto: Sutton
Paddy Lowe ist von der Vorgehensweise Red Bulls schockiert, Foto: Sutton

Vor allem stößt Lowe sauer auf, dass auch Red Bull dem aktuellen Motorenreglement ohne Vorbehalte zugestimmt habe, nun jedoch wieder eine 180-Grad-Wende forciere: "Jeder hat zugestimmt, dass die aktuellen Power Units der einzige Weg seien. Alle wollten Stabilität und Kontinuität mit den neuen Motoren, sodass sich aufwendige Investitionen auch für einen längeren Zeitraum rentieren und auszahlen. Dass Red Bull nach nur einem Jahr jetzt diese Anstalten macht, beweist für mich einwandfrei, dass sie lediglich egoistische Motive verfolgen, und sich keinesfalls um eine Kostenreduktion zum Wohle der kleineren Rennställe scheren."

Lowe hält den Bi-Turbo-Vorschlag insgesamt für bizarr: "Sie wollen also einen Bi-Turbo, und der soll billiger sein als ein normaler Turbo? Mir hat sich noch nicht ganz erschlossen, nach welchem Prinzip der Logik diese Gleichung Sinn macht. Vielleicht finden wir es ja noch irgendwann heraus." Der Brite unterstreicht noch einmal, dass für ihn eine erneute Änderung des Reglements keinesfalls in Frage kommt: "Wir wollen stets sparen und kosteneffizient sein, haben nun diese Mammutprojekte hin zu den Turbo-Power-Units gestemmt, und bevor wir von den Investitionen überhaupt langfristig profitiert haben, fordert Red Bull das Teuerste überhaupt: Eine erneute Änderung des Motorenreglements! Es ist wahrlich die lächerlichste Idee zur Einsparung von Kosten, die ich jemals gehört habe."