Sebastian Vettel verlor wahrlich keine Zeit. Am vergangenen Dienstag musste er der Ferrari-Crew bei den Testfahrten in Abu Dhabi noch als Zuschauer über die Schulter blicken, doch sobald sein Vertrag mit Red Bull ausgelaufen war, sprang er für die Scuderia ins Auto und testete am Samstag in Fiorano mit dem zwei Jahre alten F2012.

Um sich an seinen neuen Arbeitsplatz zu gewöhnen, verbrachte der Heppenheimer den gesamten Sonntag im Simulator, ehe er am Montag einige Führungspersönlichkeiten der Scuderia traf, darunter den neuen Teamchef Maurizio Arrivabene, Technikchef James Allison und Ferrari-Präsident Sergio Marchionne.

Von seinen ersten Eindrücken in der roten Welt zeigte sich Vettel tief beeindruckt. "Es gibt viele Märchen über Ferrari und wie es sich anfühlt, ein rotes Auto zu fahren", sagte der 27-Jährige. "Schlussendlich kann ich diese Märchen nur bestätigen. Es handelt sich nicht bloß um eine Geschichte, da existiert eine echte Legende."

Vettel, der in Fiorano mit einem weißen Helm unterwegs war, ist bewusst, welch Ehre es ist, für den italienischen Traditionsrennstall antreten zu dürfen. "Es fühlt sich sehr, sehr speziell an, ein Teil dessen zu werden und im Auto zu sitzen, die Leute kommen zu sehen, wie sie an die Strecke laufen, versuchen, auf die Mauern zu klettern, um das Auto zu sehen", schwärmte er. "Es gibt definitiv etwas Magisches, und das ist heute passiert - ich werde es nie vergessen."

Erinnerungen an Schumacher

Vettel fühlte sich bei seiner Premierenausfahrt in seine Kindheit zurückversetzt, als er selbst in Maranello war und hoffte, einen Blick auf Michael Schumacher erhaschen zu können.

Vettel im angeregten Gespräch mit den Ingenieuren, Foto: Ferrari
Vettel im angeregten Gespräch mit den Ingenieuren, Foto: Ferrari

"Ich kann mich erinnern, dass ich vor langer, langer Zeit als Kind hier war und versuchte, über den Zaun zu schauen", blickte er zurück. "Jetzt hier offiziell als ein Teil des Teams zu sein, fühlte sich fantastisch an. Die Möglichkeit zu haben, das Auto zu fahren und das Team kennenzulernen. Es war eine einmalige Erfahrung."

Nur an eine Sache muss sich Vettel nach sechs Jahren in Diensten von Red Bull erst gewöhnen. "Es ist eine ungewohnte Farbe für mich", gab er mit einem Grinsen auf dem Gesicht zu. "Jeder ist rot gekleidet, alles ist rot, aber es ist wirklich etwas Besonderes und ich freue mich sehr auf die Herausforderung, die uns in den nächsten Jahren bevorsteht."

Bis zum nächsten Einsatz für Ferrari muss sich Vettel nun allerdings ein wenig gedulden. Aufgrund der strengen Testbeschränkungen darf er erst wieder im Rahmen der offiziellen Testfahrten im Februar in Jerez im Cockpit Platz nehmen. Dafür steht ihm dann bereits der Bolide für die neue Saison zur Verfügung.