Bei Lotus klettert am Nachmittag des zweiten Testtags in Abu Dhabi Alex Lynn statt Esteban Ocon ins Cockpit des E22. 52 Runden spult der 21-jährige Brite in seinen vier Einsatzstunden ab, ist acht Zehntel schneller als Esteban Ocon am Vormittag. Nicht vergleichbar wegen unterschiedlicher Programme, sagt Lotus. Trotzdem hinterlässt der frisch gebackene GP3-Champion einen guten Eindruck.

"Mein Name ist jetzt in wichtigen Kreisen bekannt geworden", sagt Lynn. Haben sich also die Chancen auf einen direkten Durchmarsch in die Königklasse erhöht? Nein: "In maximal drei Wochen sollte ich wissen, ob ich nächstes Jahr wieder Chancen habe ein F1-Auto zu fahren. Aber es wir definitiv kein Platz als Einsatzfahrer sein", sagt Lynn, der sich sogar gegen ein Paydriver-Cockpit aussprechen würde.

"Darum geht es mir nicht. Ich will eine nachhaltige Karriere hinlegen. Meinen Fuß reinbekommen, jemanden finden, der an meine Fähigkeiten glaubt und eines Tages selbst ein Team anführen und Weltmeister werden", sagt Lynn. "Mir ist die Situation bewusst, dass es sehr schwierig ist, in die Formel 1 aufzusteigen. Um ehrlich zu sein: Die GP3 zu gewinnen war schon ein gewaltiger Schritt, eine große Hilfe für meine Karriere."

Lynn: Red Bull hilft mir sehr

Let's get ready to race!, Foto: Sutton
Let's get ready to race!, Foto: Sutton

Sogar das Toro-Rosso-Cockpit von Jean-Eric Vergne stand zuletzt zur Diskussion für den Briten. Doch kurz nachdem der Franzose heute via Twitter sein Aus verkündet, nimmt Motorsportberater Helmut Marko Lynn jede Hoffnung. "Lynn mit Lotus ist schwer einzuschätzen", sagt Marko im Interview mit Motorsport-Magazin.com in Abu Dhabi.

Getroffen scheint Lynn angesichts dessen nicht: "Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Marko und Red Bull hilft mir weiterhin sehr." Der Brite backt kleine Brötchen - noch. "Es gibt noch eine Reihe anderer guter Möglichkeiten, die sich auftuen können. Es ergeben sich Gelegenheiten, wie heute hier zu fahren. Diese Chancen muss ich nur annehmen, weil es für alle zusammen nicht viele gibt", sagt Lynn. Eine Option sei zunächst die GP2, die in Sachen Nachwuchsfahrer oberste Priorität für die Formel 1 habe.

Gewinnen, gewinnen, gewinnen!

Schon in der GP3 in Red-Bull-Farben unterwegs: Alex Lynn in Abu Dhabi, Foto: GP3 Series
Schon in der GP3 in Red-Bull-Farben unterwegs: Alex Lynn in Abu Dhabi, Foto: GP3 Series

Noch wichtiger sei aber etwas anderes. "Egal, wo du fährst - es bringt auf jeden Fall viel wenn du immer weiter gewinnst. Ich habe ja schon letztes Jahr die GP3-Meisterschaft gewonnen. Ich hoffe ich kann mich nächstes Jahr wieder in diese Position bringen, um meine Chance zu erhöhen eines Tages ein Formel-1-Fahrer zu werden", sagt Lynn.

Wie schwierig dieser letzte Schritt ist, weiß der Rookie genau. "Es gibt hier viele gute Fahrer. Lewis ist ein absoluter Superstar, keine Frage. Auch die Deutschen haben eine Menge richtig gute Jungs. Deshalb gibt es auch so wenige Chancen. Der Wettbewerb ist einfach unwahrscheinlich groß. Es gibt so viele gute Leute. Aber das steigert auch den Wert. Du fühlst dich gut, da mitzufahren. Und wenn du gewinnst, kannst du sagen ich war der beste auf der ganzen Welt", schwärmt Lynn.