Am Wochenende fuhr der bereits zuvor zum GP2-Champion gekrönte Jolyon Palmer noch die letzten beiden Rennen der Nachwuchsserie. Das Highlight und die Belohnung für seine Meistersaison kam im Anschluss: Am ersten Testtag der Formel 1 nach dem Abu Dhabi GP durfte Palmer den Yas Marina Circuit im Force India unter die Räder nehmen.

"Ich hatte immer den Traum, ein Formel-1-Auto zu fahren. Als ich das erste Mal aus der Garage gefahren bin, war es surreal", staunte der 23-Jährige. Seine Streckenkenntnisse waren nur bedingt hilfreich: "Man fährt auf die Kurven mit ganz anderem Speed zu und fährt auch mit einer anderen Geschwindigkeit durch sie hindurch." Zumindest musste er aber das Streckenlayout nicht neu erlernen, was dabei geholfen hätte, sich auf das Testprogramm zu konzentrieren.

Nach Motorproblemen gegen Ende der Vormittagssession war Palmer lange Zeit zum Zuschauen verdammt. Am Ende stand mit lediglich 37 Runden Platz vier mit einer Zeit von 1:44.516 Minuten. Obwohl diese Rundenzeit nur 3,5 Sekunden schneller ist als seine Qualifying-Zeit aus der GP2, ist der Brite von der Formel 1 fasziniert.

Ein Defekt kostete Palmer viel Zeit, Foto: Sutton
Ein Defekt kostete Palmer viel Zeit, Foto: Sutton

"Was mich im Vergleich zu dem, was ich aus der GP2 gewohnt bin, wirklich begeistert hat, war die Leistungsentfaltung: Ich habe in diesem Jahr viel darüber gehört, aber als ich es dann selbst gespürt habe, war es einfach nur eindrucksvoll", strahlte Palmer.

Lobende Worte gab es von Chef-Ingenieur Tom McCullough: "Es ist immer aufregend, dabei zu sein, wenn ein Fahrer seinen ersten Tag in einem Formel-1-Auto hat. Jolyon hat sich sicherlich gut angepasst. Er hat sich schnell an das Team gewöhnt und jeder war von seiner Herangehensweise beeindruckt, vor allem von der Kommunikation mit dem Team."

Erst GP2-Meisterschaft, dann Formel 1?

Die Zukunftspläne des amtierenden GP2-Champions sind derweil noch nicht ganz klar. Für ein Stammcockpit wird es aber wohl mangels freier Cockpits nicht reichen. "Force India ist ein Team, das jungen Fahrern gute Chancen gibt", weiß Palmer und nennt zwei prominente Beispiele: "Sie haben Paul di Resta zu einem guten Rennfahrer gemacht und haben für Jules Bianchi ein sinnvolles FP1-Programm auf die Beine gestellt."

Palmer hat die Situation zahlreicher anderer Testfahrer verfolgt. "Es gibt einige Teams, die ihren Fahrern kaum Zeit im Auto geben." Für ihn steht fest: Wenn er dritter Fahrer wird, dann will er auch zum Einsatz kommen. "Bei Force India gibt es die Möglichkeit. Es ist eine Option, aber wir sehen uns auch noch andere Dinge an."

Am zweiten Testtag wird der Australier Spike Goddard bei Force India übernehmen. Der 22-Jährige wurde in diesem Jahr in der Formel 3 Euroserie 23. in der Gesamtwertung.