Das letzte Saisonrennen in Abu Dhabi hätte ein denkwürdiger Showdown zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg um den Gewinn der Weltmeisterschaft werden können. Doch daraus wurde nichts, es blieb lediglich beim Konjunktiv. Hamilton sicherte sich nicht nur seinen zweiten Titel nach 2008, sondern gewann auch sein elftes Saisonrennen, was vor ihm lediglich Michael Schumacher und Sebastian Vettel gelang. Motorsport-Magazin.com zeichnet das WM-Finale nach.

Hamilton gewinnt den Start

Rosberg konnte die Pole Position nicht nutzen, Foto: Sutton
Rosberg konnte die Pole Position nicht nutzen, Foto: Sutton

Die Ausgangslage vor dem Start war klar: Um seine Titelchance am Leben zu halten, musste Rosberg nicht nur das Nachtrennen gewinnen, sondern darüber hinaus auch hoffen, dass Hamilton nicht über den dritten Platz hinauskommt. Diese Überlegungen konnte der von der Pole Position startende Deutsche jedoch bereits nach wenigen Metern ad acta legen. Rosberg kam schlecht vom Start weg, Hamilton übernahm bereits vor Kurve eins die Führung und lag somit souverän auf Titelkurs.

Hamilton nutzte die Gunst der Stunde und zog umgehend um mehr als eine Sekunde davon, um gar nicht erst in die Verlegenheit zu kommen, sich eines DRS-unterstützten Angriffs Rosbergs erwehren zu müssen. In Runde zehn eröffnete Mercedes die erste Serie der Boxenstopps und beorderte Hamilton zum Reifenwechsel. Der Brite gab die superweichen Pneus ab und ließ dafür die weiche Mischung aufziehen. Einen Umlauf später kam Rosberg, der sich nach den Stopps sogar noch eine Spur weiter als zuvor hinter Hamilton befand.

Da sich abzeichnete, dass Hamilton mit einer konventionellen Strategie nicht zu schlagen sein würde, verfolgte man im Rosberg-Lager den Plan, einen längeren zweiten Stint zu fahren, um auf diese Art und Weise die Führung zu übernehmen. All diese strategischen Gedankenspiele sollten sich aber bald in Schall und Rauch auflösen. In Runde 24 nahm der Grand Prix eine für den Deutschen äußerst unschöne Wendung, wodurch Hamilton noch vor Rennhalbzeit defakto als Weltmeister feststand.

Rosbergs Zeiten brechen ein

Hamilton konnte an der Spitze enteilen, Foto: Sutton
Hamilton konnte an der Spitze enteilen, Foto: Sutton

Mercedes hatte alles in seiner Macht stehende getan, um zu verhindern, dass der Titelkampf durch ein technisches Gerbrechen entschieden wird. Doch die Vorsichtsmaßnahmen gingen ins Leere und konnten nicht unterbinden, dass an Rosbergs Silberpfeil ERS ausfiel und der Wagen folglich dramatisch an Leistung verlor. Die Rundenzeiten des Deutschen brachen ein, Rosberg war stellenweise sogar langsamer unterwegs als Caterham-Rookie Will Stevens.

Während Hamilton am Horizont verschwand, wurde Felipe Massa in Rosbergs Rückspiegeln immer größer. In Runde 27 ging der Brasilianer problemlos am waidwunden Silberpfeil vorbei und verwies ihn auf den dritten Platz. Um zu verhindern, ebenfalls einen Defekt zu erleiden, streute Hamilton vor seinem zweiten Boxenstopp einige langsamere Runden ein, kontrollierte das Rennen aber weiterhin mühelos.

In Runde 31 kam der Brite zum zweiten und letzten Mal zum Reifenwechsel und kehrte ausgerechnet unmittelbar hinter Rosberg, der noch nicht gestoppt hatte, zurück auf die Strecke. Hamilton hatte allerdings ebenso keine Schwierigkeiten, an seinem Teamkollegen vorbeizugehen, wie kurz darauf Valtteri Bottas, sodass der Deutsche nur mehr Vierter war.

Zwar erholten sich Rosbergs Rundenzeiten nach seinem zweiten Stopp etwas, doch es handelte sich dabei lediglich um ein kurzes Aufflackern und sollte zu wenig sein, um weiteren Konkurrenten paroli bieten zu können. Sukzessive wurde der Deutsche nach hinten durchgereicht, ehe in der Schlussphase des Rennens gar nichts mehr ging und er sich auf dem 14. Platz wiederfand. Zu allem Überfluss musste der 29-Jährige auch noch die Überrundung durch Hamilton hinnehmen.

"Die ERS-Pumpe ist ausgefallen und hat sich immer wieder neu gestartet. Bei jedem Reset ist es schlimmer geworden und immer wieder das Auto abgestorben", erklärte Motorsportchef Toto Wolff, wie es zu dem Desaster kam. "Wir haben uns daher dazu entschlossen, die Pumpe abzuschalten, aber dadurch gab es keinen Hybrid-Antrieb mehr."

Massa macht das Rennen spannend

Massa kam nicht an Hamilton heran, Foto: Sutton
Massa kam nicht an Hamilton heran, Foto: Sutton

Während sich Rosberg dem Ende des Rennens entgegenquälte und auch bei einem Ausfall Hamiltons nicht die WM-Führung übernommen hätte, entbrannte an der Spitze des Feldes ein Fernduell um den Sieg. Massa absolvierte seinen zweiten Stopp deutlich später als der Brite und lag folglich für einige Runden in Front, ehe er sich zehn Umläufe vor Rennende doch noch dazu entschied, neue superweiche Reifen aufziehen zu lassen.

Der Brasilianer kam als Zweiter mit zehn Sekunden Rückstand zurück auf die Strecke und holte dank seiner neuen Reifen mit großen Schritten auf Hamilton auf. "Ich hatte nicht erwartet, diese Pace zu haben", gab Massa zu, dessen Atem letztlich aber doch zu kurz war, um seinen ersten Sieg in Diensten von Williams zu feiern "Wir haben alles versucht, aber Lewis war ein bisschen zu weit weg. Die Reifen haben zu schnell abgebaut."

So blieb es Hamilton vorbehalten, die Ziellinie als Erster zu überqueren und den Gewinn des Weltmeistertitels mit einem Sieg zu fixieren. Und womöglich schaffte der Brite zudem als einziger Pilot, der je für einen Sieg 50 Punkte bekam, den Eintrag in die Formel-1-Geschichtsbücher. Die umstrittene Regel soll 2015 bekanntlich wieder gestrichen werden.