Nach der WM-Entscheidung in Abu Dhabi feierte Mercedes ausgelassen den Gewinn beider Titel und das Brechen unzähliger Rekorde. Dennoch hatte die Weltmeister-Party bei den Silberpfeilen einen Wermutstropfen: Den technischen Defekt von Nico Rosberg. "Ich werde zu ihm gehen und mich entschuldigen", sagte Niki Lauda. "Nico hat alles richtig gemacht und ist ein super Rennen gefahren. Er ist zwar gut umgegangen mit der Situation, ich denke aber, dass ich ihn trotzdem aufbauen muss."

Auch Teamchef Toto Wolff dachte in der Stunde des Triumphs von Hamilton an den Unglücksraben Rosberg: "Das ist ein bittersüßer Moment für uns. Wir freuen uns mit Lewis, aber Nico wäre auch ein würdiger Weltmeister gewesen." Was genau am Boliden mit der Startnummer 6 kaputt ging, fand man bei Mercedes schon während des Rennens heraus. "Die ERS-Pumpe ist ausgefallen und hat sich immer wieder neu gestartet. Bei jedem Reset ist es schlimmer geworden und immer wieder das Auto abgestorben", führte Wolff aus. "Wir haben uns daher dazu entschlossen, die Pumpe abzuschalten, aber dadurch gab es keinen Hybrid-Antrieb mehr."

Rosberg konnte daher nicht mehr in den WM-Kampf eingreifen, der selbst ohne den Defekt für den Deutschen schwierig geworden wäre. "Aber er hat bewiesen, dass er in richtiger Sportsmann ist. Es ging heuer sehr intensiv zwischen den beiden Fahrern zu, aber Nico kam am Ende zu Lewis um zu gratulieren. Wir haben zwei tolle Persönlichkeiten im Team."

Hamilton verdienter Weltmeister

Des einen Mercedes-Piloten Leid war in Abu Dhabi des anderen Freud, denn für Hamilton gingen sechs Jahre Wartezeit auf einen zweiten Titel zu Ende. "Mit elf Siegen war er der absolut Beste", gab es von Lauda dickes Lob. "Er ist allen um die Ohren gefahren, was die Siege betrifft, auch Nico. Nach Spa haben Toto (Wolff), Paddy (Lowe) und ich wieder alles zusammengeführt und jetzt haben wir wieder ein super Team. Lewis ist am Ende der richtige Weltmeister, weil er mehr gewonnen hat."

"Es sind ja nicht nur unsere beiden großartigen Piloten, nicht nur Niki und ich. Denn es gibt viele gute Leute im Hintergrund, die ihren Teil dazu beigetragen haben", bedankte sich Wolff indirekt bei allen Mitarbeitern des Teams. Daimler-Chef Dieter Zetsche pflichtete Wolff bei: "Wir haben fünf Jahre lang hart dafür gearbeitet, an die Spitze zu kommen. Ich möchte ganz bewusst auch auch die ersten drei Jahre ansprechen, in denen wir die Basis gelegt haben."

"Der Durchbruch ist uns letztlich mit unseren beiden Österreichern (Lauda und Wolff) gelungen, aber wir dürfen auch Michael (Schumacher), Ross (Brawn) und Norbert (Haug) nicht vergessen. Alle haben ihren Anteil dazu beigetragen, damit wir jetzt hier stehen", bedankte sich Zetsche.

Trotz der Jubelstimmung mahnte Wolff zur Vorsicht, denn eine Achillesferse konnte Mercedes bis zum letzten Rennen nicht bereinigen, wie Rosbergs Rennverlauf verdeutlichte: die Standfestigkeit. "Ja, das ist ein Wermutstropfen. Wir wollten beide Autos ins Ziel bringen und die Entscheidung im Kampf auf der Strecke sehen. Da müssen wir besser werden und dürfen nicht mehr so oft ausfallen. Das sind wir beiden Piloten schuldig."