Zum ersten Mal seit fünf Rennen - der Hitzeschlacht von Singapur - bringt Pirelli wieder seine beiden weichsten Reifenmischungen mit zu einem Grand Prix. In Abu Dhabi stehen die gelb markierten Softs und rot angepinselten Supersofts zur Wahl. Eine Kategorie zu weich für den Yas Marina Circuit, wie manch Team im Vorfeld fürchtete. Und tatsächlich: Im Freien Training klagten die Fahrer mehrfach per Funk über Graining - mal auf der Hinter-, mal auf der Vorderachse.

Insgesamt blieb es allerdings bei kleineren Problemen. "Eigentlich hatten die Jungs erwartet, dass die Softs am Anfang des Runs massiv verschleißen würden. Aber dann waren meine Reifen doch kein Problem. Ein bisschen Graining hatte ich, aber es war okay", sagte Lewis Hamilton.Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery zeigte sich dementsprechend "beeindruckt" von Hamiltons Long Run.

Nur Mercedes rundum zufrieden

Nico Rosberg ist ebenfalls zufrieden - sogar mit den Supersofts: "Die halten sehr gut. Es wird kein Problem sein. Es werden eher zwei Stopps werden, weil die Reifen so gut halten, aber das müssen wir noch gucken. Es scheint so, dass die Reifen weniger abbauen, als wir erwartet haben."

Doch können die überlegenen Tagesschnellsten als Referenz für das ganze Feld herhalten? Eher nicht. Vielmehr deutet alles darauf hin, als sei gerade Mercedes' Begeisterung für die Reifen verantwortlich für den neuen Level der Silberpfeil Dominanz. "In der zweiten Session gab es leichtes Graining mit dem Supersoft - speziell auf dem rechten Vorderreifen", gesteht Pirelli.

Vettel: Supersoft sehr gut auf eine Runde

Force India kämpft mit den Supersofts, Foto: Sutton
Force India kämpft mit den Supersofts, Foto: Sutton

Bei einigen Piloten wurden die Reifen jedoch regelrecht gefressen. "Die Reifen werden eine große Rolle spielen, weil der Reifenabbau auf den Long Runs sehr hoch ist", sagt Sergio Perez. Auch Teamkollege Nico Hülkenberg klagt über einen extrem schnellen Abbau bei den Supersofts. Der softe Reifen sei deutlich angenehmer zu fahren.

McLarens Kevin Magnussen sieht das ganz ähnlich: "Die Supersofts neigen zum Graining, darauf müssen wir Achtgeben, damit sie im Rennen ein wenig länger halten. Zwischen den beiden Mischungen besteht in puncto Lebensdauer ein großer Unterschied. Der Supersoft war nach zwölf Runden verschlissen, das ist etwas kurz", kritisiert der Däne.

Auch Sebastian Vettel hält nicht viel von der weicheren Mischung als Rennreifen, allerdings schon als Qualifying-Pneu. "Der supersofte Reifen scheint sehr gut für eine Runde zu sein, aber ich denke nicht, dass er sehr lang hält. Deshalb fokussieren wir uns hauptsächlich auf die härtere Mischung", erklärt der Noch-Red-Buller.

Raum für Strategien

McLaren beklagt Graining mit dem Supersoft, Foto: Sutton
McLaren beklagt Graining mit dem Supersoft, Foto: Sutton

Weil der Performance-Unterschied der Mischungen Pirelli zufolge bei immerhin einer bis 1,2 Sekunden liegt, empfiehlt der Reifenhersteller die weichere Mischung für das Qualifying. "Aber dieser Unterschied lässt immer noch Raum für verschiedene Strategien offen. Vielleicht sehen wir einige Interessante Verbesserungen mit der entgegengesetzten Strategie - also einem Start auf dem Soft-Reifen", sagt Paul Hembery. Für das Rennen erwartet der Pirelli-Chef hauptsächlich Zwei-Stopp-Strategien mit zwei Stints auf Soft und einem auf Supersoft.