Traditionalisten unter den Formel-1-Fans werden angesichts des Wiederaufschwungs von Williams in diesem Jahr womöglich die eine oder andere Träne verdrückt haben. Nach vielen Saisons im grauen Mittelmaß gelang es dem britischen Rennstall endlich wieder, positive Schlagzeilen zu schreiben. Williams wird aller Voraussicht nach den dritten Platz in der Konstrukteurs-Wertung belegen, Ferrari und McLaren hinter sich zu lassen und damit den größten Erfolg seit über zehn Jahren feiern.

1997 stellte Williams mit Jacques Villeneuve zum letzten Mal den Fahrer-Weltmeister, Foto: Sutton
1997 stellte Williams mit Jacques Villeneuve zum letzten Mal den Fahrer-Weltmeister, Foto: Sutton

Neues Personal als Schlüssel zum Erfolg

"Es gibt kein Geheimnis. Es geht einfach nur darum, hart zu arbeiten, zu versuchen, die Dinge richtig zu machen, Energie in die richtigen Sachen zu stecken, um mehr Performance zu erzielen und das Auto schneller zu machen", hat Valtteri Bottas einen ganz simplen Erklärungsansatz für die starken Leistungen. "Wir haben jetzt endlich die richtigen Leute an Bord und können die Energie auf jene Bereiche fokussieren, die für die Performance des Teams und des Autos am wichtigsten sind."

Williams investierte seit der miserablen Saison 2013 kräftig in personelle Ressourcen und sicherte sich unter anderem die Dienste von Pat Symonds und Rob Smedley, die bereits mit anderen Teams große Erfolge feierten. "Es ist gute Teamarbeit und wir sind gut organisiert", strich Bottas hervor. "Wir haben ein kleineres Budget als die beiden Teams hinter uns, daher ist es toll, hier zu stehen, aber nächstes Jahr lautet das Ziel, noch besser zu sein."

Neben den Zugängen auf dem Personalsektor war auch der Wechsel von Renault- zu Mercedes-Motoren ein entscheidender Erfolgsfaktor für Williams. Auf schnellen Power-Strecken waren Bottas und sein Teamkollege Felipe Massa zumeist die ersten Herausforderer der Werks-Silberpfeile, auf langsameren Kursen kam es hingegen oftmals zu einem merklichen Performance-Abfall. "Wir müssen an der Aerodynamik arbeiten", bestätigte deshalb auch Bottas.

Williams ließ McLaren hinter sich, Foto: Sutton
Williams ließ McLaren hinter sich, Foto: Sutton

Nachholbedarf bei der Aerodynamik

Eine Verbesserung des Downforces sei das vorrangige Ziel für nächste Saison, doch es gebe auch andere Bereiche, in denen sich Williams steigern müsse, hielt der Finne fest, etwa in puncto Strategie und Boxenstopps. "Wir hatten einige wirklich gute Rennen, aber manchmal hatten wir Probleme. Wir müssen einfach stärker und auf allen Ebenen konstanter werden", lautet Bottas' Forderung.

Williams habe im Laufe der Saison jedoch in zahlreichen Bereichen Verbesserungen erzielt, weshalb nichts dagegen spreche, im nächsten Jahr noch stärker aufzutreten. "Wir müssen jetzt einfach sicherstellen, dass wir ein gutes Auto bauen", forderte Bottas. "Die Regeln ändern sich nicht so sehr, wir sollten demnach eine gute Basis haben, mit der wir starten können. Ich glaube wirklich, dass wir nächstes Jahr stärker sein können."

In puncto Aerodynamik gibt es noch Luft nach oben, Foto: Sutton
In puncto Aerodynamik gibt es noch Luft nach oben, Foto: Sutton

Sympathien für Hamilton

Beim Saisonfinale in Abu Dhabi gilt Williams als einziger realistischer Herausforderer von Mercedes, da der FW36 in der Regel mit gutem Top-Speed überzeugt, was auf dem Yas Marina Circuit mit seinen beiden langen Geraden ein entscheidender Faktor sein könnte. "Wir denken, das Auto sollte hier okay sein", meinte Bottas. "Wir denken, dass wir in der Theorie besser als in Brasilien sein sollten, und dort waren wir das zweitschnellste Team. Es wäre toll, mit Mercedes kämpfen zu können, aber das ist nie einfach, weil sie momentan noch immer in einer anderen Liga sind."

Im Titelkampf der Silberpfeile hegt Bottas Sympathien für Lewis Hamilton. "Müsste ich einen wählen, wäre es wohl Lewis", gab er zu. "Er hat in dieser Saison mehr Rennen gewonnen und ist insgesamt vielleicht ein bisschen schneller." Sollte Nico Rosberg Weltmeister werden, ginge das für den 25-Jährigen allerdings auch in Ordnung. "Derjenige, der den Titel gewinnt, verdient ihn auch, weil das bedeutet, dass er die meisten Punkte gesammelt hat", rechnete er vor. "Es ist ziemlich einfach, solange nicht Pech oder ein technisches Problem im Rennen eine Rolle spielen."