Sebastian Vettel absolviert in Abu Dhabi sein letztes Rennen für Red Bull Racing. Den vierfachen Weltmeister zieht es zu Ferrari nach Maranello. Ein Schritt, der für seinen ehemaligen Red Bull-Teamkollegen Mark Webber nicht überraschend kommt. "Ich habe immer erwartet, dass er einmal dort landen wird. Er war frustriert, er will Resultate, aber er weiß auch besser als jeder andere, dass er Geduld brauchen wird. Vielleicht ist die Entscheidung wirklich richtig", meinte der Australier.

Auch im Fall von Lewis Hamilton habe sich der Wechsel von McLaren zu Mercedes als richtig herausgestellt. "Als Lewis McLaren verließ, meinte jeder, er sei verrückt, und jetzt steht er mit Mercedes vor einem Riesentriumph", so Webber, der erwartet, dass Vettel seine Formel-1-Karriere bei Ferrari beenden wird. "Das nächste wird sein letztes Team sein." Webber kehrte Ende 2013 der Formel 1 den Rücken und ist über seinen Schritt froh. "Ich vermisse die Formel 1 nicht. Brasilien verfolgte ich beim Autofahren im Radio zu. 85 Prozent der Übertragung ging es um Reifen. Das frustriert die Fahrer genauso wie die Fans", meinte der 38-Jährige.

Kritik an aktueller Formel 1

Webber gehört zu den wenigen Piloten, die sich nicht scheuen ihre Meinung kundzutun. Mit der neuen Formel 1 geht der Australier hart ins Gericht. "Die Entwicklung der letzten drei, vier Jahre war kein Dienst den Fans. Heute wird man ja fast verlegen, wenn ein F1-Auto aus der Box fährt. Die Formel 1 ist heute eine etwas stärkere GP2. Das ist nicht die Formel 1, die wir alle gewohnt waren", kritisiert Webber. "Vier Boxenstopps, wer soll sich da auskennen? Und dann die Bezahlfahrer am Ende des Feldes - wir sollten die absolut besten Fahrer in der Formel 1 haben."

Webber von Verstappen-Verpflichtung nicht begeistert, Foto: Sutton
Webber von Verstappen-Verpflichtung nicht begeistert, Foto: Sutton

Laut dem Australier ist es eine Tatsache, dass es viele Fahrer gibt, die in die Formel 1 gehören, es aber nie dorthin schaffen, weil ihnen die finanziellen Mitteln fehlen. "Heute kommt ein Junger mit größtem Talent, der sich täglich im Training fast alle Knochen bricht, nicht in die Formel 1, weil er schon die 400.000 Euro für einen einzigen F1-Testtag nicht aufbringen kann", erklärte Webber verärgert. Auch die Verpflichtung von Max Verstappen bei Toro Rosso sieht der ehemalige F1-Pilot kritisch. "Ich weiß nicht, ob Leute 400 Euro für ein Ticket zahlen wollen, um einen 17-Jährigen fahren zu sehen."

"Vielleicht ist einer okay, aber wenn es vier oder fünf sind, wird das sehr extrem. Wir hatten ähnliche Fälle in der Vergangenheit, als Fernando oder Kimi in die Formel 1 kamen. Sie waren speziell und setzten sich durch. Aber: Die Autos waren damals viel schwieriger, vor allem physisch. Die Wahrscheinlichkeit zu scheitern war viel größer", betonte Webber gegenüber den Salzburger Nachrichten. Doch weder Alonso noch Räikkönen scheiterten - umso enttäuschter ist Webber von der Performance des Finnen.

Allerdings gibt er dafür nicht Räikkönen die Schuld. !Die Formel 1 hat einen wirklich großen Reset gemacht. Und einige kommen damit überhaupt nicht zurande, wie Kimi. Das ist nicht sein Rennsport. Wenn man Autos hart am Limit fahren konnte, war er da. Eine schnellste Runde nach der anderen. Jetzt ist er völlig frustriert, kann sich nicht mehr ins rechte Licht rücken. Er gibt jetzt vielleicht 70 Prozent seines Maximums", so Webber.