Die Entwicklung des E22 war aufgrund des neuen Reglements ein massives Unterfangen. Wie umfangreich ist das Projekt E23?
Nick Chester: Die Vorbereitungen für den E22 war tatsächlich immens, denn es gab im Vorfeld so viele Regeländerungen in Bezug auf die power Unit, die man bedenken musste. Alles war anders, das war ein schwieriges Unterfangen. Das E23-Projekt basiert auf einem stabileren Reglement und die Veränderungen, die an der Power Unit vorgenommen werden dürfen, sind weit weniger eine Herausforderung als der Wechsel von V8 zu V6-Motoren. Natürlich birgt auch das 2015er Reglement Neuerungen wie die Maße der Chassis-Front, die einen signifikanten Einfluss auf das Nasenreglement haben. Alles in allem ist das Reglement aber nicht enorm anders. Die größte Veränderung stellt für uns weiterhin die Power Unit da, somit ist es immer noch ein gewaltiges Projekt - aber nicht vergleichbar mit der Entwicklung des E22.

Kannst du den Zeitplan für das Projekt kurz umreißen?
Nick Chester: Wir haben im Januar diesen Jahres mit dem 2015er Projekt begonnen. Jedes Jahr definiere ich eine Entwicklungsgraphik gemäß unserer Anforderungen und den Regeländerungen für das darauffolgende Jahr. Zu Beginn arbeitet eine kleinere Gruppe an dem nächstjährigen Projekt. Im Verlauf der Saison wächst diese Gruppe. Während des Jahres gibt es verschiedene Deadlines: wenn bestimmte Teile von der Aerodynamikabteilung an die Design- und danach an die Produktionsabteilung herausgegeben werden müssen. Unser erstes Chassis ist gerade beschichtet worden, in Kürze werden sämtliche Teile des Autos produziert werden. Anfang Januar starten wir mit dem Bau des E23. Die allgemeine Timeline erstreckt sich über ein gesamtes Jahr. Im Vergleich zum E22, wo wir zwei Jahre vor dem Launch mit den Arbeiten begonnen haben, ist das ein normaler Zeitplan.

Die Entwicklung des E22 war ein Mammutprojekt, Foto: Sutton
Die Entwicklung des E22 war ein Mammutprojekt, Foto: Sutton

Welchen Einfluss hat der Wechsel von Renault- auf Mercedes-Motoren auf das Programm?
Nick Chester: Es gibt eine Vielzahl an Dingen, die wir bedenken müssen wie die Aufmachung, die Kühlanforderungen und die Hitzebeständigkeit. Allerdings hätte auch eine weitere Zusammenarbeit mit Renault Sport F1 zu Modifizierungen unseres 2015er Pakets geführt. Mein Gefühl sagt mir, dass der Herstellerwechsel keinen signifikanten Mehraufwand bedeutet. Es geht vielmehr darum, eine neue Art von Aufmachung und verschiedenen Anforderungen zu adaptieren. Was das angeht, ist es ein relativ schmerzloser Prozess, da Mercedes genau vorgab, was sie für den Einbau ihrer Power Unit brauchen. Das heißt, dass es nicht allzu viele Wiederholungen geben wird, auf jeden Fall weniger als bei der Einführung der V6-Motoren 2013. Das Programm ist definierter.

Wie sehr unterscheidet sich das Aussehen des E23 von seinem Vorgänger?
Nick Chester: Die Nase wird anders aussehen wie bereits im Freien Training in Austin gesehen. Ich würde sagen, dass man den Look als konventioneller beschreiben kann. Die Karosserie des E23 wird etwas enger ausfallen: die Motorabdeckung und der Heckflügel werden anders sein. Der Frontflügel wird gerade in den ersten Rennen deutlich anders aussehen. Das komplette Auto wird anders sein und angesichts der Tatsache, dass ich es regelmäßig im Windkanal sehe, kann ich sagen, dass das Auto wirklich gut aussieht.

In welchen Bereichen gilt es die größten Verbesserungen zu erzielen?
Nick Chester: Wenn wir ein Auto designen, dann schauen wir auf alle Bereiche. Die größte Baustelle ist wohl die aerodynamische Performance - in diesem Bereich hatten wir dieses Jahr die meisten Probleme. Es gibt bestimmte Bereiche, in denen wir die Aero-Charakteristik verbessern wollen. Beim Rest geht es darum, dass das Paket, um die Mercedes Power Unit herum, passt.

Wieviel hat Lotus von den 2014er Interpretationen der anderen Teams lernen können?
Nick Chester: Wir schauen immer, was die anderen machen. Das gilt für alle Teams. Es gibt ein paar interessante Interpretationen im Feld. Es ist interessant zu sehen, was manche Teams mit ihren Autos versucht haben zu erreichen. Es gibt verschiedene aerodynamische Herangehensweisen, die interessant sind. Wir sehen uns aber auch an wie die Autos designt und hergestellt sind.