Bald ist in der Formel 1 Zahltag. Am Ende der Saison erhalten die Teams entsprechend ihrer Platzierung in der Konstrukteurs-Wertung Preisgelder, weshalb es sich lohnt, im Rennen um jede Position zu kämpfen. Würde es beim Saisonfinale in Abu Dhabi keine doppelten Punkte geben, wären die meisten Entscheidungen bereits gefallen. Die neue Regelung verleiht dem Finale jedoch zusätzliche Spannung.

Mercedes und Red Bull ungefährdet

An der Spitze des Klassements sind die Verhältnisse klar. Mercedes steht bereits seit einigen Wochen als überlegener Konstrukteurs-Weltmeister fest und hat mehr Punkte als die ersten beiden Verfolger zusammen auf dem Konto. Seit dem Brasilien GP steht ebenfalls fest, dass Red Bull den zweiten Platz belegt.

Obwohl den Bullen die Titelverteidigung nach vier erfolgreichen Weltmeisterschaften nicht glückte, ist Teamchef Christian Horner hochzufrieden. "Trotz allem ist es uns gelungen, den zweiten Platz zu sichern, was in Anbetracht dessen, wo wir die Saison begonnen haben, eine enorme Leistung des ganzen Teams ist", erinnerte der Brite an den verkorksten Jahresbeginn.

Williams und McLaren fordern Ferrari

Hinter dem Spitzenduo tobt hingegen der Kampf um die lukrativen Plätze. Williams rangiert vor dem Finale auf dem dritten Rang und hat 254 Punkte auf dem Konto, während die Scuderia Ferrari bei 210 Zählern hält. Da in Abu Dhabi für einen Doppelsieg 86 Punkte vergeben werden, ist das Duell zwischen den Traditionsrennställen noch nicht entschieden.

Wäre das Erreichen des dritten Platzes für Williams ein enormer Erfolg und die Bestätigung des eingeläuteten Aufwärtstrends - zuletzt schnitt man im Jahr 2003 als Zweiter ähnlich gut ab -, würde Rang drei für Ferrari lediglich Schadensbegrenzung in einer inferioren Saison bedeuten, die vermutlich ohne Sieg enden wird - zum ersten Mal seit 1993.

Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich die Scuderia nur mit Rang vier begnügen muss und damit das schwächste Ergebnis seit fünf Jahren einfährt. Es könnte für die Mannen aus Maranello allerdings sogar noch dicker kommen. Der Vorsprung auf McLaren beträgt lediglich 49 Zähler, sodass im Falle eines kuriosen Rennverlaufs sogar die Konkurrenz aus Woking vorbeiziehen könnte.

McLaren steht seinerseits im Duell mit Force India. Obwohl der Vorsprung in Höhe von 34 Punkten nicht überbordend beruhigend ist, spricht der Trend eindeutig für McLaren. Während die Inder lange von ihrem starken Saisonstart zehrten, büßten sie seit der Sommerpause zusehends Boden ein, da nicht ausreichend finanzielle Mittel vorhanden waren, um im Entwicklungsrennen mit den großen Werken Schritt zu halten.

Profitiert die Konkurrenz vom Marussia-Aus?

Auf dem siebten Platz liegt Toro Rosso. Die Red-Bull-Nachwuchsmannschaft sammelte bislang 30 Punkte, was als durchaus enttäuschend zu bezeichnen ist. Ebenso wenig wie nach vorne noch etwas geht, droht Toro Rosso von Lotus überholt zu werden, denn dazu müssten Romain Grosjean und Pastor Maldonado in Abu Dhabi 20 Punkte erzielen und damit doppelt so viele, wie in den 18 bisherigen Rennen zusammen.

Sauber könnte an Marussia doch noch vorbeigehen, Foto: Sutton
Sauber könnte an Marussia doch noch vorbeigehen, Foto: Sutton

Eine kuriose Situation herrscht im Tabellenkeller vor. Marussia rangiert dank jener zwei Punkte, die Jules Bianchi in Monaco eroberte, auf dem neunten Platz und damit vor Sauber, das noch immer die triste Null auf dem Konto stehen hat. Die Sache hat allerdings einen Haken: Tritt Marussia nicht in Abu Dhabi an, wovon nach der Insolvenz auszugehen ist, wird das Team aus der Wertung genommen und die dahinter Platzierten rücken auf - egal ob sie punkten, oder nicht.

Dieser Passus könnte nicht nur Sauber, sondern auch Caterham zugutekommen. Der Hinterbänklerrennstall musste zwar ebenfalls Insolvenz anmelden, doch aufgrund einer ins Leben gerufenen Crowdfunding-Spendenaktion sind die Chancen intakt, beim WM-Finale antreten zu können.