1. S - wie Stallduell

33 Tausendstel, zwei Führungswechsel im letzten Abschnitt der Qualifikation. Viel enger kann es im Mercedes-Stallduell nicht zugehen. Nico Rosberg und Lewis Hamilton schenken sich im Kampf um den Weltmeistertitel nichts - heute hatte Rosberg die Nase vorn. Und das, obwohl Rosberg nicht mit den optimalen Einstellungen am Auto unterwegs war. "Mit diesen Einstellungen kann man das Auto extrem beeinflussen und ich war nicht ganz im richtigen Bereich. Ich konnte es aber nicht ändern, da das Auto dann nicht mehr im richtigen Bereich gewesen wäre und das Risiko von Fehlern bestanden hätte", so Rosberg. Alles nur Psychotricks?

Hamilton hat sich bereits in den USA nicht durch Rosbergs starke Leistungen aus der Ruhe bringen lassen. Vor einer Woche startete er ebenfalls hinter seinem Teamkollegen, verfolgte ihn und schlug gegen Rennmitte zu. "Die Pole ist der beste Startplatz, aber das Rennen ist sehr lang. Es wird sehr aufregend mit vielen Stopps und wohl auch dem Wetter. Ich bin hier um zu gewinnen, wie jeder", gibt sich der Tabellenführer kämpferisch. Motorsportchef Toto Wolff ist sich nach den Aussagen seiner Fahrer jedenfalls sicher: "Wahrscheinlich sind schon ein paar Psychospielchen dabei, aber das gehört dazu."

2. S - wie Samba-Massa

2008 war Massa für wenige Sekunden Weltmeister, Foto: Sutton
2008 war Massa für wenige Sekunden Weltmeister, Foto: Sutton

Felipe Massa hat eingeladen: Am Sonntag soll in Sao Paulo die größte Samba-Party seit 2008 stattfinden. Damals holte der ehemalige Ferrari-Pilot seine letzten Sieg und die größte Niederlage zugleich, als er die Weltmeisterschaft in letzter Sekunde verpasste. In diesem Jahr meldet sich in der Spitzengruppe zurück und will beim Heimrennen das zweite Podium der Saison holen. Nach der starken Leistung am Samstag dürfte seine Landsleute am Sonntag mit bester Samba-Laune auf die riesigen Tribünen am Autodromo Carlos Pace pilgern.

"Es ist sehr emotional für mich hier in Brasilien zu sein, ein konkurrenzfähiges Auto zu haben und in den Top-3 zu sein. Ich bin sehr zufrieden und glücklich und hoffe, das ist ein guter Beginn für Morgen um ein gutes Resultat einzufahren", sagt Massa, der im Qualifying nur von den beiden starken Mercedes-Werksfahrern geschlagen wurde. Dort weiß man, dass Massa am Sonntag besonders motiviert an den Start gehen wird. Niki Lauda mahnt: "Die Williams muss man im Hinterkopf haben. Wenn man die Reifen überfordert, sind die da." Und wenn dieser Fall eintreten sollte, gibt es die Samba-Party des Jahrtausends. Garantiert.

3. S wie - Startaufstellung

Ganz vorne Mercedes und Williams, dahinter lange nichts. Also alles wie gehabt? Spannend bleibt es auf jeden Fall, denn McLaren, Red Bull und Ferrari sind auf Augenhöhe unterwegs. "Das hat sich bereits in Q2 gezeigt, als die Fahrer auf Platz fünf bis zehn nur eine Zehntelsekunde auseinander lagen", analysiert Ferrari-Technikchef Pat Fry. Spannende Duelle scheinen im Laufe des Rennens garantiert, auch wenn Red Bull Teamchef Christian Horner glaubt: "Wenn es trocken bleibt, kommen wir auch in dieser Reihenfolge ins Ziel."

Die größte Enttäuschend des Qualifyings war Force India, das als einziges Mercedes-Team nicht in die Top-10 kam. Nico Hülkenberg, der in Brasilien sogar schon auf der Pole stand, wurde nur Zwölfter. Sein Teamkollege Sergio Perez steht nach der Strafe aus Austin sogar nur auf dem letzten Startplatz. Hier lautete die einzige Hoffnung: Regen.

4. S - wie Start

Auf Abwegen: Vettel 2012, Foto: Sutton
Auf Abwegen: Vettel 2012, Foto: Sutton

"Ich bin mir sicher, dass der Start spannend für die Zuschauer wird. Für mich sollte es hilfreich sein auf der sauberen Seite zu starten und einen kurzen Weg bis zur ersten Kurve zu haben", so Nico Rosberg über den Start in der vorletzte Rennen der Saison, bei dem er unbedingt vor Lewis Hamilton bleiben will. Der Tabellenführer selbst bleibt entspannt: "Natürlich ist die Pole Position der beste Startplatz hier, aber das Rennen ist morgen lang."

Die Vergangenheit hat allerdings gezeigt, dass es beim Start auch nach dem Senna-S noch sehr spannend und eng werden kann. Sollten sich die beiden Mercedes-Piloten an der Spitze nicht einig sein, könnten die Williams von ihrer Höchstgeschwindigkeit profitieren. Klar ist: In Brasilien ist Action in der Startrunde garantiert. WM-Kandidaten kommen dabei nicht immer ungeschoren davon: 2012 wurde Sebastian Vettel in der Descida do Lago von Bruno Senna umgedreht und verlor beinahe die Weltmeisterschaft.

5. S - wie Strecke

Auch wenn das Autodromo Carlos Pace eine neue Asphaltdecke erhalten hat, ist der 4,309 Kilometer lange Kurs in Sao Paulo eine wahre Rüttelpiste. Aber auch sonst bietet die Strecke zahlreiche Herausforderungen. Reifen und Fahrer werden vor allem im kurvigen Mittelsektor gefordert, die Motoren laufen auf den beiden langen Geraden, die nur durch das Senna-S unterbrochen werden, auf Hochtouren.

So müssten die Ingenieure in puncto Fahrzeugabstimmung einen Spagat erfüllen: Hohe Geschwindigkeit auf den Geraden sowie viel Grip und gute Traktion in den engen und mittelschnellen Kurven. Eine der interessantesten Stellen der Strecke ist die erste Kurve: Die breite Kurveneinfahrt in der Senna-S erlaubt verschiedene Linien und lädt zu Überholen ein.

6. S - wie Strategie

Mercedes-Mann Niki Lauda kündigte bereits kurz nach dem Qualifying an: Im Rennen erwartet er drei Boxenstopps. Möglich gemacht wird das durch die relativ kurze Boxengasse und den gerade bei sommerlichen Temperaturen hohen Reifenverschleiß. Im vergangenen Jahr absolvierten die Fahrer 47 Boxenstopps, 2012 wurden die Boxen im Regen-Chaos sogar fast 70 Mal angesteuert. Auch für Reifenhersteller Pirelli sind drei Stopps mit der Abfolge Soft, Medium und Medium auf dem Papier die beste Wahl, allerdings fügen die Franzosen hinzu: "Mit zwei Stopps ist die Gefahr nicht so hoch, im Verkehr hängen zu bleiben."

Bei abbauenden Reifen und engen Zweikämpfen könnte es ähnliche Szenen geben wie bereits in Austin: Dort stoppte Daniel Ricciardo zwei Mal jeweils eine Runde vor den beiden Williams-Piloten, um über die Strategie zwei Positionen zu gewinnen. Der sogenannte "Undercut" könnte auch beim Brasilien Grand Prix zum Erfolg führen. Ganz anders könnte es allerdings kommen, wenn das berühmt-berüchtigte Interlagos-Wetter zuschlägt.

7. S - wie Sonntagswetter

Regen gehört schon immer zu Sao Paulo, Foto: Sutton
Regen gehört schon immer zu Sao Paulo, Foto: Sutton

Heute Nachmittag rechneten wohl alle Teams mit einem ordentlichen Regenguss. Der allerdings blieb aus. Die Regenwahrscheinlichkeit für Sonntag scheint noch einmal geringer, doch so wirklich will dem Braten niemand trauen. "Die Wetterprognose sagt alles, nur nicht das, was dann tatsächlich passiert", weiß Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Hätte, wäre, wenn - am Sonntag sind die 18 Fahrer schlauer. Wenn es tatsächlich regnen sollte, gibt es aber auf jeden Fall einige Kandidaten, mit denen man rechnen sollte. "Ich denke, dass wir morgen um Punkte kämpfen können und vielleicht bringt der Regen das Feld etwas durcheinander", so Nico Hülkenberg, der in Sao Paulo im Regen sogar schon auf die Pole fuhr, heute im Trockenen aber keine Chance hatte.