24 Punkte Rückstand im WM-Kampf, der letzte Sieg zurückdatiert auf den 20. Juli 2014 in Hockenheim und vor Augen die Siegesserie seines WM-Rivalen Lewis Hamilton. All diese Punkte bringen Nico Rosberg nicht davon ab, weiterhin an seinen ersten Titel zu glauben. "Die Chance ist da. Das alleine gibt mir Optimismus. Ich muss meinen Kampfgeist aufrechterhalten, denn das ist die beste Herangehensweise, um die Performance abzurufen", erklärte der Mercedes-Pilot vor dem Rennen in Sao Paulo. "Es ist großartig, dass ich die Chance habe, Weltmeister zu werden."

Seit dem Rennen in Austin sind zumindest eines klar: Rosberg kann aus eigener Kraft nicht mehr Weltmeister werden. Selbst wenn der Deutsche die beiden verbliebenen Rennen in Sao Paulo und Abu Dhabi gewinnt, reichen Hamilton zwei zweite Plätze zum Titel. "Natürlich muss ich hoffen, dass mir mein Kollege nun ein bisschen hilft", so Rosberg.

Doppelte Punkte nun ein Vorteil

Allerdings kann der Brite frühestens in Abu Dhabi feiern, denn egal welche Positionen die beiden Mercedes-Piloten in Brasilien beziehen, eine Titelentscheidung wird es dank doppelter Punkte erst beim Saisonfinale geben. "Ich bin froh für die Fans, denn für sie bleibt es bis zuletzt spannend", erklärte Rosberg. Seine Meinung zu den doppelten Punkten in Abu Dhabi hat sich dementsprechend gewandelt. "Eigentlich mochte ich diese Regel überhaupt nicht, weil sie künstlich ist, aber nun liebe ich sie absolut", lachte der Mercedes-Pilot. Ob eine Entscheidung der WM durch doppelte Punkte fair sei oder nicht, wollte Rosberg nicht beurteilen. "Was zählt ist die Zielflagge in Abu Dhabi und dann kann man immer sagen, wer es nun mehr oder weniger verdient hat."

In Spa-Francorchamps sorgte Nico Rosberg für das Aus von Lewis Hamilton, Foto: Mercedes AMG
In Spa-Francorchamps sorgte Nico Rosberg für das Aus von Lewis Hamilton, Foto: Mercedes AMG

Erst vor wenigen Tagen musste Rosberg dabei zusehen, wie Hamilton seinen fünften Sieg in Folge feierte. Ein frustrierendes Erlebnis für den Deutschen, hatte er doch die Pole Position herausgefahren und das Rennen bis zur 24. Runde angeführt. "Es ist kein schönes Gefühl, wenn dein Teamkollege dich im gleichen Auto überholt und dann das Rennen gewinnt", musste auch Rosberg eingestehen, der aus Austin trotz Niederlage viel mitnehmen konnte. "Es war hart, aber ich habe gelernt, damit klarzukommen. Ich muss schauen, wo ich mich verbessern kann und bin hier nun als stärkerer Rennfahrer angereist."

Seit Hamiltons Überholmanöver wurde Kritik an Rosberg laut, er habe zu defensiv gehandelt, begründet durch seine Kollision mit Hamilton in Spa und Sorgen bezüglich neuer Tadel. Davon will der WM-Zweite aber nichts wissen. "Ich glaube, seit Spa hat sich nichts geändert. Es war ein harter Kampf zwischen uns beiden und das ist es immer noch", machte Rosberg unmissverständlich klar.

Regen und Williams als große Hoffnung

Rosberg hat nichts dagegen, dass bereits in Brasilien der nächste Zweikampf der beiden Teamkollegen wartet - dann aber mit ihm an der Spitze. Hoffnung geben dem Mercedes-Pilot die traditionellen Wetterkapriolen in Interlagos. "Regen erhöht immer die Chancen, weil es schwieriger und komplizierter wird. Das ist nur gut.", erklärte Rosberg. "Ich bin sehr guter Dinge - volle Attacke."

Für Rosberg gibt es nun nur noch eine Möglichkeit: Siegen und auf die Konkurrenz als Puffer zwischen sich und Hamilton hoffen. "Jetzt liegt es an mir, das Beste aus den letzten beiden Rennen herauszuholen und jede Gelegenheit zu nutzen. Das wird schwierig. Aber ich werde bis zur Zielflagge in Abu Dhabi alles geben", zeigte sich Rosberg trotz Minimalchance kämpferisch.

Genau nun könnte ihm die Dominanz der Silberpfeile aber einen Strich durch die Rechnung machen, denn viele Puffer wird es vermutlich nicht geben. "Natürlich ist es sehr unwahrscheinlich, aber es gibt immer eine Chance. Williams verfügt über sehr gute Top-Speed und es ist schwierig, da heranzukommen - daher gibt es immer noch Hoffnung."