Sauber hat seine Fahrerpaarung für nächstes Jahr getroffen. Neben Marcus Ericsson wird Felipe Nasr den zweiten Sauber steuern. Eine Entscheidung, die nicht unbedingt zu erwarten war, galt doch vor allem Giedo van der Garde als aussichtsreicher Kandidat. Das Team entschied sich allerdings für die Dienste von Felipe Nasr, dessen vollständiger Name Luis Felipe de Oliveira Nasr lautet.

Nasr wurde am 21. August 1992 in Brasilia, der Hauptstadt Brasiliens geboren. Der Motorsport begleitete ihn bereits in frühester Kindheit. Sein Onkel Amir und sein Vater Samir Nasr betreiben seit den 1980ern ein Rennsportteam in der südamerikanischen Formel 3, für das unter anderen bereits Antonio Pizzonia, Bruno Junqueira und Cristiano da Matta fuhren. Kein Wunder, das auch Nasr sich früh dem Sport zuwendete und im Alter von acht Jahren seine ersten Kartrennen fuhr.

Die Bank an seiner Seite

Der Zeitpunkt für seinen Transfer in die Königsklasse hätte von Sauber nun kaum besser gewählt werden können. Direkt vor dem Braslien Grand Prix die Verpflichtung eines brasilianischen Fahrers zu bestätigen, bringt viel Medienpräsenz - sehr zu Freude von Felipes Sponsoren. Denn was Ericsson und Nasr gemeinsam haben ist das Quäntchen Finanzstärke, das einem Adrian Sutil fehlt. Der 22-Jährige bekommt Unterstützung von der brasilianischen Bank Banco do Brasil, die älteste und größte Bank Brasiliens.

Nasr bestritt bislang vier Freitagstest für Williams, Foto: Sutton
Nasr bestritt bislang vier Freitagstest für Williams, Foto: Sutton

Aktuell schmückt das Logo der Bank noch den Boliden des Team Williams, für das Nasr diese Saison Testfahrer war und mehrere Freitagseinsätze fuhr, bei den er durchaus zu überzeugen wusste. Daher wurde Nasr einige Male als zukünftige Option bei Williams genannt, doch seine Formel-1-Premiere feiert der Brasilianer nun 2015 für Sauber. "Mit dem heutigen Tag ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen. Sauber hat schon einigen großartigen Fahrern wie Felipe Massa, Kimi Räikkönen, Robert Kubica und Sebastian Vettel die Tür zur Formel 1 geöffnet. Ich bin stolz darauf, nun auch Teil dieser Rennfamilie zu sein, " freute sich der Brasilianer nach der Vertragsbekanntgabe.

Gleiches Management wie Raikkönen

Mit Kimi Raikkönen verbindet den Brasilianer dabei mehr, als nur der Einstieg in der Königsklasse bei Sauber. Nasr wird seit 2010 von Robertson Management betreut, die sich auch um die Angelegenheiten des Finnen kümmern. Außerdem startete Nasr - nach dem Meistertitel der europäischen Formel BMW ein Jahr zuvor - 2010 für das Team Räikkönen Robertson Racing in der britischen Formel-3-Meisterschaft. Einen Sieg und der fünfte Gesamtrang in der Meisterschaft verbuchte Nasr damals, bevor er 2011 innerhalb der Serie zum Team Carlin wechselte. In jenem Jahr dominierte er die britische Formel 3 zusammen mit seinem Teamkollegen und jetzigen McLaren-Piloten Kevin Magnussen. Sieben Saisonsiege genügten zum überlegenden Meisterschaftssieg vor Magnussen.

Nasr war dieses Jahr viermal in der GP2 siegreich, Foto: Sutton
Nasr war dieses Jahr viermal in der GP2 siegreich, Foto: Sutton

Das verschaffte ihm den Aufstieg in die GP 2. Gleich in seinem ersten Rennen in Singapur setzte er mit dem dritten Platz ein Ausrufezeichen. Im Saisonverlauf schaffte er drei weitere Male den Sprung aufs Podium und schloss die Saison als Gesamtzehnter ab. 2013 und 2014 verschrieb er sich weiter der GP2 und kehrte zu seinem früheren Team Carlin zurück. Allerdings musste er bis zu seinem 50. Rennen in der Serie warten, bis er in Barcelona dieses Jahr seinen ersten Sieg feiern konnte. Damit war der Knoten beim jungen Brasilianer geplatzt und weitere Siege auf den Strecken von Spielberg, Silverstone und Spa-Franchochamps folgten.

Nasr möchte sofort um Punkte kämpfen

Letztere gilt auch als seine absolute Lieblingsstrecke. Vor dem letzten Lauf der GP2 liegt Nasr auf den zweiten Gesamtrang. Den Titel kann er nicht mehr gewinnen - Jolyon Palmer steht bereits vor dem Saisonfinale als Meister fest. Die Erfolge in der GP2 und seine überzeugenden Auftritte als Freitagsfahrer steigerten auch das Interesse einiger Fomel-1-Teams - auch von Sauber. "Mein Management schaut sich um. Force India ist schwierig, aber ich denke Sauber ist möglich", wies Nasr bereits im Sommer auf seine Zukunft hin.

Gleichzeitig, angesprochen auf ein mögliches Cockpit bei Caterham oder Marussia, zeigte Nasr seine Ambitionen in der Formel 1. "Ich denke, das würde ich nicht akzeptieren. Es ist fast so, als ob man in der GP2 fährt. Da wäre es besser, ich fahre weiter in der GP2, denn dann verheize ich mich nicht in der Formel 1. Ich sage nicht, dass ich in ein großes Team will, sondern eins aus dem Mittelfeld, das mich in die Lage versetzt, um Punkte zu kämpfen. Das wäre fantastisch." Durch die großzügige Mitgift seines Sponsors könnte Nasr dazu beitragen, dass er genau das bei Sauber 2015 vorfindet.