Nur eine Woche nach dem Großen Preis der USA macht der Formel-1-Tross in Brasilien Station. Auf dem Autódromo José Carlos Pace in Sao Paulo steht das vorletzte Saisonrennen auf dem Programm, bei dem trotz Lewis Hamiltons Erfolgslauf von fünf Rennsiegen in Folge noch keine Entscheidung im Kampf um den Weltmeistertitel fallen kann.

Hamilton weist nach seinem Triumph in Austin mittlerweile zwar 24 Punkte Vorsprung auf seinen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg auf, doch selbst ein Sieg des Briten bei einem gleichzeitigen Ausfall des Deutschen würde die Weltmeisterschaft nicht entscheiden, da beim Saisonfinale in Abu Dhabi doppelte Punkte vergeben werden.

Rosberg hat es nun aber nicht mehr selbst in der Hand, den WM-Titel zu erobern, denn Hamilton würden auch zwei zweite Plätze genügen, um sich nach 2008 zum zweiten Mal zum Champion zu krönen. "Ich habe noch eine Chance auf die WM, selbst mit meinem Rückstand", gibt Rosberg trotz der schwierigen Ausgangslage nicht auf. "Es ist möglich, in Brasilien alles herumzudrehen. Man weiß nie, was dort passiert."

Rosberg holt den WM-Titel...

  • ... wenn er die letzten zwei Rennen gewinnt und Hamilton in Brasilien Zweiter und in Abu Dhabi nur Dritter wird
  • ... wenn er in Abu Dhabi gewinnt und Hamilton keine Punkte holt
  • ... wenn er in Interlagos siegt, Hamilton dort punktelos bleibt und Rosberg in Abu Dhabi vor ihm ins Ziel kommt
  • ... wenn Hamilton in beiden Rennen keine Punkte holt und Rosberg jeweils 25 Punkte einsackt

Hamilton hat alle Trümpfe in der Hand, Foto: Sutton
Hamilton hat alle Trümpfe in der Hand, Foto: Sutton

Seit dem US GP steht auch rechnerisch fest, dass Mercedes den Fahrer-Weltmeister stellen wird. Daniel Ricciardos Rückstand ist mittlerweile zu groß, als dass er noch in den Titelfight eingreifen könnte, dennoch wird der Australier das Jahr als Erfolg verbuchen, schließlich deutet alles darauf hin, dass er den dritten WM-Platz erobert, zudem hatte er seinen Teamkollegen Sebastian Vettel stets im Griff.

In der Konstrukteurs-Wertung ist Red Bull der zweite Platz praktisch nicht mehr zunehmen, dahinter könnte es aufgrund der doppelten Punkte in den letzten beiden Saisonrennen allerdings noch zu Verschiebungen kommen. Derzeit rangiert Williams auf dem dritten Platz, gefolgt von Ferrari, McLaren sowie Force India.

Streik- und Regengefahr

Wie schon in Austin wird das Starterfeld auch in Brasilien lediglich neun Teams umfassen. Die insolventen Rennställe Caterham und Marussia werden in Südamerika erneut nicht am Start sein, ein Antreten beim Saisonfinale ist jedoch nicht ausgeschlossen. Weiterhin im Raum steht ein Streik der kleinen Privatteams wie Force India, Sauber und Lotus, um gegen die aus ihrer Sicht unfaire Verteilung der Preisgelder zu protestieren.

Wird wieder ein Überraschungsmann auf Pole gespült?, Foto: Bridgestone
Wird wieder ein Überraschungsmann auf Pole gespült?, Foto: Bridgestone

Für eine Kontroverse sorgte im Vorfeld des Rennwochenendes auch Pirelli. Zunächst hatte der italienische Reifenhersteller die harte und mittlere Mischung ausgewählt, nach lautstarker Kritik der Piloten, die die Pneus als "gefährlich" bezeichneten, änderte Pirelli jedoch seine Wahl, sodass nun Medium und Soft zum Einsatz kommen.

Doch nicht nur die beiden Reifenmischungen für trockene Verhältnisse dürften in Brasilien Anwendung finden, die Wetterprognose deutet daraufhin, dass der Himmel am Samstag zum Qualifying seine Schleusen öffnen wird. Womöglich gibt es also wieder einen Überraschungs-Pole-Sitter wie 2010 Nico Hülkenberg, der damals in Diensten von Williams unter wechselhaften Bedingungen die Gunst der Stunde nutzte.