Viel bitterer hätte es für Sauber beim Großen Preis der USA in Austin, Texas kaum laufen können. Kaum gelingt Adrian Sutil mit Startplatz neun endlich ein phänomenales Qualifying, schon schießt ihn Sergio Perez bereits in der ersten Runde aus dem Rennen. Futsch ist die große Chance auf die ersten Punkte der Saison. Zumal Teamkollege Esteban Gutierrez im Rennen nur standesgemäß hinterher fährt.

Umso mehr hofft das Schweizer Team beim Großen Preis von Brasilien in Interlagos nun auf einen Lauf - und eine zweite Chance. "Ich denke, dass wir uns hier durchaus Hoffnungen auf Punkte machen können, wenngleich das nicht einfach werden wird", sagt Adrian Sutil. In die Karten spielen könnten dem Team des Gräfelfingers jedoch die vor den Toren Sao Paulos oft widrigen und wechselhaften Bedingungen.

"Oft gibt es spektakuläre Rennen, was meistens mit dem unberechenbaren Wetter zu tun hat", erinnert Sutil. Die Strecke selbst gehört zu seinen Favoriten: "Interlagos ist eine schöne Strecke, auf dem südamerikanischen Kontinent, wo auch die Wurzeln meines Vaters sind. Die Strecke ist kurz, hat es aber aufgrund ihres Layouts und einiger Bodenwellen in sich. Sie ist nicht einfach zu fahren. Es ist immer ein tolles Rennwochenende, auf das ich mich sehr freue."

Gutierrez wünscht sich Regenrennen

Blauer Himmel? Regenwolken wären Esteban Gutierrez lieber, Foto: Sutton
Blauer Himmel? Regenwolken wären Esteban Gutierrez lieber, Foto: Sutton

Teamkollege Gutierrez hofft aus einem ganz anderen Grund auf schlechtes Wetter: "Insbesondere im Nassen macht es viel Spaß, auf dieser traditionsreichen Strecke zu fahren, zumal man auch bei feuchten Bedingungen über die Randsteine fahren kann. Das wechselhafte Wetter spielt oftmals eine Rolle, was zusätzlich Spannung bringt. "

Obwohl der Mexikaner erst einmal im auf der Strecke im südamerikanischen Nachbarland gefahren ist, scheint es bereits bestens über die Tücken des Autodromo Jose Carlos Pace informiert. "Im Vergleich zu anderen Circuits ist die Streckenlänge eher kurz, wobei es eine lange Gerade hat, auf der die Motorleistung ein entscheidender Faktor sein wird. Die schnellen Kurven 6 und 7 gehen leicht bergauf, wobei es wichtig sein wird, dort eine gute Balance des Autos zu haben", erklärt Gutierrez.

Aerodynamik und Fahrer machen den Unterschied

Dem pflichtet Saubers leitender Ingenieur an der Rennstrecke, bei: "Es ist eine echte Herausforderung im kurvenreichen Infield eine gute Balance des Autos zu finden, die dann auch auf den schnellen Abschnitten passt. Ein aerodynamisch effizientes Auto und die fahrerischen Fähigkeiten der Piloten können hier durchaus einen Unterschied machen", sagt Giampaolo Dall'Ara.

Sauber: Sao Paulo Bilanz

Sauber in Sao Paulo: Nick Heidfeld feierte den größten Erfolg für Sauber als Privatteam. Der Deutsche fuhr 2001 auf den dritten Rang und zeichnete damit für die bisher einzige Podiumsplatzierung verantwortlich. 2009, zu BMW-Werkszeiten, erreichte Robert Kubica den zweiten Platz.

Nick Heidfeld sorgte vor 13 Jahren für das beste Sauber-Ergebnis der Teamgeschichte, Foto: Sutton
Nick Heidfeld sorgte vor 13 Jahren für das beste Sauber-Ergebnis der Teamgeschichte, Foto: Sutton

Adrian Sutil in Sao Paulo: Allzu viele gute Erinnerungen an Brasilien dürfte Sutil nicht haben. Abgesehen von der Saison 2011, als er in Diensten von Force India Sechster wurde, verfehlte er bislang immer die Punkteränge.

Esteban Gutierrez in Sao Paulo: Bei seinem ersten Antreten im Vorjahr erreichte der Mexikaner den zwölften Platz.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Für Sauber wird es allmählich eng. Nach dem unverschuldet vergebenen Punkte-Elfmeter von Austin muss das Schweizer Team in Interlagos endlich punkten, will man die Gunst der Stunde nutzen und Marussia in der Konstrukteurs-WM überholen. Gunst der Stunde? Ja, denn während in Brasilien erneut ein Schrumpf-Grid von 18 Boliden antritt, könnte sich das in Abu Dhabi ändern. Ein Comeback von Marussia zum Saisonfinale ist nicht zu hundert Prozent ausgeschlossen. Also gilt es den Frust vom Perez-Crash hinter sich zu lassen und volle Attacke auf Punkte zu fahren. Ob die Speed dazu reicht? Eigentlich nicht. Doch dachten wir das auch in Texas - bis Adrian Sutil den lahmen Sauber spektakulär ins Q3 pilotierte. Zumal das übliche Brasilien-Chaos uns schon einige Wunder am Zuckerhut bescherte. (Jonas Fehling)