Für McLaren geht es beim Großen Preis von Brasilien darum, nach dem Rückschlag in Austin zurück zur bestechenden Form von Sochi oder wenigstens Suzuka zu finden. Zumindest, will man sich vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi in eine gute Ausgangsposition für die Attacke auf Ferrari in der Konstrukteurs-WM manövrieren. "Es ist das letzte Rennen im regulären Punktsystem. Wir werden so hart es geht für eine gute Punkteausbeute pushen, um uns in die bestmögliche Ausgangslage für Abu Dhabi zu bringen", sagt Renndirektor Eric Boullier.

Zurzeit fehlen den Chrompfeilen 49 Punkte auf die Maranello-Mannschaft. Deshalb sei "jeder Punkt wichtig, um unseren Platz in der Konstrukteurswertung zu verteidigen. Unser Fokus liegt darauf, unseren Vorsprung am Sonntagnachmittag zu vergrößern", sagt Boullier.

Button weiß, wie der Champus in Interlagos schmeckt

2012 siegte Button in Interlagos, Foto: Sutton
2012 siegte Button in Interlagos, Foto: Sutton

Da trifft es sich gut, dass sich mit Jenson Button ein Fahrer im Team befindet, der weiß, wie der Siegeschampagner in Sao Paulo schmeckt. 2012 triumphierte der Brite auf dem Autodromo Jose Carlos Pace, 2009 machte er in Brasilien seinen WM-Titel perfekt. "Ich liebe es, nach Interlagos zurückzukommen. Es ist eine meiner Lieblingsstrecken, ein sehr spezieller Kurs, an den ich viele gute Erinnerungen habe", sagt Button.

Allerdings sei Sao Paulo keine leichte Aufgabe für einen Formel-1-Fahrer. "Es ist ein schwieriger Kurs, aber das macht es umso spannender. Es gibt viele Überholmöglichkeiten, aber auch ein zwirbeliges Infield am Ende der Runde, das eine große Herausforderung darstellt, weil man sich schnell verbremst", beschreibt Button die Eigenarten der Strecke.

Button & Balance als Erfolgsschlüssel

Dennoch sei das Ziel klar: "Austin war für uns ein schwierigeres Rennen, als erwartet. Aber wir verbessern unser Paket insgesamt Stück für Stück und natürlich ist es unser Ziel, an diesem Wochenende damit weiterzumachen." Eine anspruchsvolle Aufgabe: "Durch die hohe Lage und die Höhenunterschiede ist es hier der Schlüssel, so schnell es geht das richtige Setup und die ideale Balance zu finden", erklärt Button.

Vorbei an Ferrari: McLaren hat noch Chancen, die Scuderia abzufangen, Foto: Sutton
Vorbei an Ferrari: McLaren hat noch Chancen, die Scuderia abzufangen, Foto: Sutton

Für McLaren dürfte der Routinier dabei selbst der Schlüssel zum Erfolg sein, verfügt Kevin Magnussen noch über keine Interlagos-Erfahrung. Optimistisch ist der Däne trotzdem: "Obwohl ich noch niemals dort gefahren bin, weiß ich schon viel über den Kurs. Es ist eine Fahrerstrecke, es gibt einige Überholpunkte und holprige Stellen. Für uns geht es vor allem darum, weiter an unserer Rennperformance zu arbeiten und aus den Erfahrungen, die wir an unserem harten Wochenende in Austin gemacht haben, zu lernen", sagt der Rookie.

Bedenken, dass es in Sao Paulo besser laufen wird, hat er nicht: "Es ist ein neues Rennen!" Dem pflichtet Eric Boullier nahtlos bei. "Austin war ein schwieriges Rennen für uns, aber wir haben viel über das Verhalten des Autos gelernt. Wir müssen uns jetzt sammeln und reisen frisch motiviert nach Interlagos. Die Fortschritte, die wir vorher gemacht hatten, stimmen positiv für die Zukunft. Mit nur noch zwei Rennen vor dem Saisonende in Aussicht, streben wir danach das Beste aus der verbleibenden Zeit auf der Strecke zu machen, das Maximum aus dem Auto herauszuholen und auch unsere Entwicklung in Hinblick auf das nächste Jahr voranzutreiben", sagt der Renndirektor.

McLaren: Sao Paulo Bilanz

McLaren in Sao Paulo: Der Traditionsrennstall feierte in Sao Paulo bereits acht Rennsiege und ist gemeinsam mit Ferrari das erfolgreichste Team. Den Anfang machte 1974 Emerson Fittipaldi, danach folgten Ayrton Senna (1991 und 1993), Mika Häkkinen (1998 und 1999), David Coulthard (2001), Juan Pablo Montoya (2005) sowie Jenson Button (2012). Die Plätze vier und sechs durch den Briten und Sergio Perez im Vorjahr bedeuteten, dass McLaren zum ersten Mal seit 1980 eine komplette Saison ohne Podestplatz blieb.

Jenson Button in Sao Paulo: Der Brite kam in Brasilien meistens gut zurecht. 2012 konnte Button das Rennen gewinnen, während er 2006 und 2011 als Dritter ebenfalls den Sprung auf das Podium schaffte.

Kevin Magnussen in Sao Paulo: Der Däne fährt zum ersten Mal ein Rennen auf dem Autodromo Jose Carlos Pace.

JB und K-Mag: Als Cowboys nicht erfolgreich, aber als Samba-Tänzer?, Foto: Sutton
JB und K-Mag: Als Cowboys nicht erfolgreich, aber als Samba-Tänzer?, Foto: Sutton

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Was war in Austin nur mit McLaren los? Nach der guten Vorstellung in Japan und der überragenden in Russland wurde das Traditionsteam aus Woking in den USA plötzlich durchgereicht. Das Hauptproblem war die weiche Reifenmischung. Und nun bringt Pirelli exakt die gleichen Pneus auch nach Texas. Grund zur Sorge? Nein! In Sochi lieferten die Italiener schließlich ebenfalls die Softs und Mediums - und dort funktionerten sie an den McLaren-Boliden ausgesprochen gut. Nun also Interlagos. Ich erwarte, dass sich die Performance hier normalisieren wird. Kein Überrennen wie in Russland, aber auch keine Posse wie in den USA. Stattdessen knüpft McLaren dort an, wo man im Regen von Japan war: fast auf Augenhöhe mit Red Bull, aber klar vor Ferrari - zumal auch der Wetterbericht für Interlagos Regen verspricht und man mit Jenson Button genau den richtigen Mann für solche Bedingungen und die grundsätzlich herausfordernde Strecke aufbietet. (Jonas Fehling)