Wie kam Hamilton an Rosberg vorbei?

Am Start und auch nach der Safety-Car-Phase hatte Lewis Hamilton zunächst keine Chance gegen Nico Rosberg. Der Deutsche profitierte zudem von seinem früheren Boxenstopp und baute seinen Vorsprung auf drei Sekunden aus. Mit den härteren Reifen kam Rosberg allerdings nicht auf Anhieb zurecht: "Ich habe zu lange gebraucht, um in meinen Rhythmus zu kommen", berichtete er nach dem Rennen über die entscheidende Phase.

In Runde 24 hatte Hamilton den Rückstand so stark reduziert, dass er auf der langen Geraden DRS aktivieren und innen neben Rosberg ziehen konnte. "Er war zu dem Zeitpunkt stark, als es darauf ankam. Da hat er Nico eingeholt und überholt. Er war einfach schneller", analysierte Toto Wolff nach dem Rennen. Nach dem Überholmanöver schüttelte Hamilton seinen Verfolger direkt ab - Rosberg kam bis zur Zieldurchfahrt nicht mehr in die Nähe des DRS-Fensters, um einen Gegenangriff zu starten.

Warum war der Jubel bei Mercedes besonders groß?

Hamilton oder Rosberg: Ein Mercedes-Fahrer wird Weltmeister, Foto: Mercedes AMG
Hamilton oder Rosberg: Ein Mercedes-Fahrer wird Weltmeister, Foto: Mercedes AMG

Zum zehnten Mal in dieser Saison belegte Mercedes die ersten beiden Plätze. Trotzdem war der heutige 1-2-Erfolg ein ganz besonderer, wie auch Toto Wolff nach dem Rennen festhielt: "Wir haben den Fahrertitel gewonnen, das macht uns besonders glücklich", so der Mercedes-Motorsportchef. Man darf also stark davon ausgehen, dass bei Mercedes heute Abend noch ein paar alkoholische Kaltgetränke verzehrt werden.

Bei noch 75 zu vergebenen Punkten liegt Lewis Hamilton 102 Zähler vor Daniel Ricciardo und kann damit nicht mehr vom Red Bull Piloten abgefangen werden. Auch die Vize-Meisterschaft hat Mercedes sicher: Rosberg liegt 78 Punkte vor Ricciardo.

Kann Hamilton schon in Brasilien Weltmeister werden?

Mit seinem zehnten Saisonsieg hat Lewis Hamilton in Austin einen wichtigen Schritt in Richtung zweiter Weltmeister-Titel gemacht. Anders als vor sechs Jahren wird er allerdings nicht in Brasilien feiern können. Selbst wenn er in Sao Paulo gewinnt und Nico Rosberg nicht in die Top-10 fährt, würde der Vorsprung nur 49 Punkte betragen. Aufgrund der neuen Regeln bekommt der Sieger beim Saisonfinale 50 Zähler.

Dennoch spricht vieles für Hamilton. Selbst wenn er in Brasilien ausfällt und Rosberg siegt, müsste er in Abu Dhabi nur vor seinem Teamkollegen in die Punkteränge fahren, um Meister zu werden. Rosberg selbst muss dagegen auf einen Fehler von Hamilton hoffen - selbst mit zwei Siegen wird er nur dann zum ersten Mal Weltmeister, wenn der Brite mindestens bei einem Rennen nicht auf den zweiten Platz fährt.

Was passierte bei Sutil und Perez?

Der US Grand Prix begann gleich mit einem großen Knall. Kurz vor Ende der ersten Runde wollte Sergio Perez in einer doppelten Linkskurve innen an Adrian Sutil vorbeiziehen. Dabei traf er Kimi Räikkönen am Heck und räumte dann den Sauber von Sutil ab - das Aus für beide. Zu allem Überfluss fuhr sein Teamkollege Nico Hülkenberg über die Trümmerteile und musste einen ungeplanten Boxenstopp einlegen.

Sutil, der vom neunten Platz startete und auf die ersten Punkte der Saison hoffte, war wenig überraschend sehr angefressen: "Was soll man da sagen? Die Bilder haben gezeigt, was passiert ist. Es war einfach unnötig. Es ist zum Heulen", klagte Sutil. "Ich koche natürlich, das ist extrem enttäuschend." Immerhin gestand Perez seinen Fehler ein: "Das war schlechtes Timing von mir. Ich war innen neben Sutil, habe später gebremst und habe die Position eigentlich schon gewonnen, bevor ich Kimi berührt habe und dann in Sutil gerutscht bin." Die Rennleitung sah die Schuld ebenfalls bei Perez: Er muss in Brasilien sieben Startplätze zurück und kassiert zudem zwei Strafpunkte.

Haben sich die frühen Boxenstopps ausgezahlt?

McLaren setzte auf die falsche Strategie, Foto: Sutton
McLaren setzte auf die falsche Strategie, Foto: Sutton

Die Safety-Car-Phase nach dem Unfall zwischen Perez und Sutil nutzten gleich fünf Fahrer für einen vorzeitigen Boxenstopp. Neben dem chancenlosen Esteban Gutierrez und Nico Hülkenberg, dessen Reifen komplett durchlöchert waren, stoppten auch Sebastian Vettel und die beiden McLaren-Piloten. Jenson Button und Kevin Magnussen stoppten danach nur noch ein weiteres Mal, sie waren quasi auf einer Einstopp-Strategie unterwegs. Eine gute Idee war das nicht: In der Schlussphase hatten sie keine Chance gegen die Konkurrenz.

"Ich hatte vor allem mit den Hinterreifen Probleme. Die Temperaturen auf der Oberfläche gingen durch die Decke, während die Kerntemperatur fiel. Das bedeutete, dass wir herumrutschten und ich im Vergleich zu den Fahrern um mich herum zu kämpfen hatte", berichtete Button. "In den letzten Runden war es weniger ein Kampf mit den anderen Fahrern als vielmehr ein Kampf, überhaupt auf der Strecke zu bleiben."

Warum hat Vettel vier Mal gestoppt?

Red Bull versuchte es mit einem ganz besonderen Trick. Sebastian Vettel kam in der Safety-Car-Phase gleich zwei Mal in die Boxengasse: Nach dem Start auf den härteren Reifen wechselte er für eine Runde auf die weichen Pneus, um diese während des restlichen Rennens nicht mehr nutzen zu müssen. Nach einem weiteren Stopp zur Rennhälfte bauten seine Reifen aber zu stark ab, Red Bull holte den amtierenden Weltmeister acht Runden vor dem Ziel noch einmal herein. Auf weichen Reifen legte Vettel einen Schlusssprint auf den Asphalt und holte so den siebten Rang.

Wirklich zufrieden war Vettel damit aber nicht. "Das Optimum war das nicht", lautete sein knappes Fazit. "Fakt ist, dass das Auto zu nervös war, ich bin gar nicht reingekommen", so Vettel über die erste Rennhälfte. "Ich habe mich gefragt, was anders ist. Das ganze Wochenende fahren wir 44er-Zeiten und kommen dann nicht unter 46,5. Es ist schade, denn ich dachte, wir würden ein besseres Auto im Rennen haben."

Wie kam Ricciardo vor die Williams?

Pokal Nummer acht für Daniel Ricciardo, Foto: Sutton
Pokal Nummer acht für Daniel Ricciardo, Foto: Sutton

Während es bei Sebastian Vettel gar nicht rund lief, drehte Daniel Ricciardo einmal mehr auf und fuhr zum achten Mal in dieser Saison auf das Podest. Zunächst sah es für den Australier aber gar nicht gut aus: Am Start verlor er gleich zwei Positionen an Fernando Alonso und Kevin Magnussen. Nachdem Magnussen zum frühen Boxenstopp abbog, war Alonso direkt nach dem Neustart in der fünften Runde fällig. Die beiden Williams mit den kraftvollen Mercedes-Motoren waren da schon eine ganz andere Hausnummer.

Um die beiden Williams zu überholen, setzte Red Bull auf die Strategie. Ricciardo stoppte erst eine Runde vor Bottas, später eine Runde vor Massa. Beide Male nutzte er die frischen Reifen aus, um die nötigen Sekunden auf die Konkurrenten aufzuholen. "Es war großartig, es vor die Williams zu schaffen und aufs Podium zu fahren. Danke an Red Bull für das Paket, mit dem ich um das Podium fahren konnte und ich bin wirklich zufrieden mit Platz drei."

Was war mit dem Teppich los?

Im letzten Renndrittel meldete Jean-Eric Vergne per Funk an sein Team: "Der Teppich am Ausgang von Kurve neun ist lose, das könnte noch ein Safety-Car geben." Nicht nur dort, sondern auch an anderen Stellen der Strecke wurde der rutschige Belag außerhalb der flachen Randsteine stark in Mitleidenschaft gezogen, teilweise flogen einzelne Fetzen auf die Strecke. Alle Fahrer wurden von ihren Teams gewarnt, die Rennleitung sah dagegen keinen Grund einzugreifen - das Rennen wurde ganz normal beendet.