Was ist bei Caterham los?

Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, denn die Situation ist mehr als undurchsichtig. Es steht Aussage gegen Aussage zwischen Tony Fernandes beziehungsweise der Caterham Group und dem Käufer der Teamanteile, Engavest. Fernandes erläuterte am Wochenende auf Twitter seine Sicht der Dinge. "Engavest hat sich sorgfältig alles angesehen und mir ein Angebot unterbreitet. Wir haben das Angebot akzeptiert. Aber wir haben nie auch nur einen Cent von Engavest gesehen. Wir haben gesehen, wie uns unser Eigentum einfach genommen worden ist. Wir mussten es stoppen", schilderte er.

Engavest sieht das vollkommen anders. "Engavest SA hat alle Bedingungen erfüllt, inklusive der Zahlung des Kaufpreises für die Anteile. Die Anteile wurden nicht transferiert und daher bleibt Herr Fernandes Besitzer von Caterham F1 und ist für dessen Aktivitäten voll verantwortlich", stellte das Konsortium in einer Pressemitteilung klar.

Ihrer Ansicht nach ist allein Fernandes nicht seinen Pflichten nachgekommen. Sie werfen der Caterham Group zudem vor, einen Aktenschrank mit privaten und vertraulichen Dokumenten aufgebrochen zu haben. Für Fernandes und die Führungskräfte der Caterham Group würden sie nichts als Verachtung empfinden, hieß es außerdem. Ausgelöst wurde der Streit durch die Insolvenz von Caterham Sports Limited (CSL), das die F1-Autos für Caterham entwickelt.

Was ist bei Marussia los?

Auch Marussia befindet sich in der Insolvenz, wie am Montag bestätigt wurde. Das Team wird nun von FRP Advisory LLP verwaltet. "Trotz der unermüdlichen Arbeit des Führungsteams, neue Investoren ins Boot zu holen, um die Zukunft des Teams langfristig zu sichern, ist es den aktuellen Aktieninhabern nicht gelungen, die erforderliche Finanzierung innerhalb des zeitlichen Rahmens bereitzustellen", hieß es in einem Statement. "Deshalb hat das Team keine andere Wahl, als für das Unternehmen Insolvenz anzumelden."

Bereits am 7. Oktober soll Manor Grand Prix Racing - das Team, das die Marussia-Fahrzeuge einsetzt - gegenüber dem Obersten Gerichtshof in London angekündigt haben, dass eine Insolvenz geplant ist. Manor soll seit dem Formel-1-Einsteig im Jahr 2010 Verluste in Höhe von 178,5 Millionen Euro gemacht haben.

Wie geht es für die Teams jetzt weiter?

Die mediale Schlammschlacht bei Caterham gipfelte in der Übernahme des Teams durch den Insolvenzverwalter Finbarr O'Connell. Dieser wird sich nun darum bemühen, das Team zu verkaufen. "Ich habe mit Leuten gesprochen, die daran interessiert sind, die Fabrik in Leafield mit den Angestellten zu übernehmen. Es ist noch früh, aber es gibt Hoffnung, dass es klappt", erklärte er. "Unser Ziel ist, dieses Team auf eine ordentliche finanzielle Basis zu stellen, damit es, wenn hoffentlich ein Geldgeber kommt, wieder Rennen fahren kann."

Unterstützung erhält O'Connell von Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone, der dem Team eine Ausnahmegenehmigung erteilte, die Rennen in den USA und Brasilien zu verpassen. Ecclestone erklärte, er hoffe darauf, dass der neue Besitzer in der Lage sein werde, das Team in Abu Dhabi wieder an den Start zu bringen.

Auch Marussia soll verkauft werden, angeblich haben die Industriellen Baljinder Sohi und Sonny Kaushal ein Angebot unterbreitet. "Wir sind nah an einer Einigung, aber natürlich muss der Preis stimmen. Wir haben ein seriöses Angebot abgegeben. Jetzt müssen wir abwarten, was passiert", wird Sohi zitiert.

Ob Marussia in dieser Saison noch einmal an den Start gehen wird, ist - ebenso wie bei Caterham - noch offen. "Nach Austin stehen mit Sao Paulo und Abu Dhabi zwei weitere Rennen der F1-Weltmeisterschaft 2014 an. Die Teilnahme des Teams an diesen Grands Prix wird von dem Ausgang des Verwaltungsprozesses sowie den Verhandlungen mit interessierten Parteien abhängen", teilte das Team mit. Dass Marussia in Austin nicht am Start sein wird, hatte Ecclestone bereits am vergangenen Samstag mitgeteilt.

Kommen jetzt dritte Autos?

Ecclestone hat eine Idee, wie man die kleinen Teams retten könnte. Seine Überlegung wäre, sie zu Satellitenteams der Big Player zu machen. Ferrari etwa könnte ihnen ein Auto zur Verfügung stellen und im Gegenzug verlangen, dass bestimmte Sponsoren und eventuell auch ein bestimmter Fahrer platziert werden. Die Teams würden sich damit die hohen Entwicklungskosten sparen.

Noch steht der Plan allerdings nicht vor der Umsetzung. "Wir müssen das dritte Auto an dieser Stelle nicht einführen, denn sie [Marussia und Caterham] können ein paar Rennen auslassen. Sie verlieren das Geld, das sie für diese Rennen bekommen hätten, würden aber ihren Platz in der Meisterschaft behalten", erläuterte Ecclestone.

Möglich wird der Einsatz eines dritten Autos laut eines Abkommens zwischen den Teams, der FIA und Vermarkter FOM, wenn weniger als 20 Autos gemeldet werden. In Austin werden nur 18 Autos am Start sein, was bislang jedoch nur als vorübergehender Zustand angesehen wird. Zudem bedarf es eines gewissen Vorlaufs und Organisation, ehe Ecclestones Plan oder ein ähnliches Kundenauto-Konzept in die Tat umgesetzt werden können.

Was ändert sich jetzt am Qualifying-Format?

Das aktuelle sportliche Reglement sieht abhängig von der Zahl der in der Meisterschaft gemeldeten Autos eine bestimmte Anzahl von in Q1 und Q2 eliminierten Fahrzeugen vor. Bei 26 Autos würden nach Q1 und Q2 je acht Autos ausscheiden, bei 24 Startern sind es sieben pro Session. In der bisherigen Saison schieden bei 22 Autos im Feld nach Q1 und Q2 je sechs Fahrer aus. Dementsprechend könnte die FIA festlegen, dass bei einem Feld von 18 Autos je vier am Ende von Q1 und Q2 die Segel streichen müssen. Offiziell ist eine solche Anpassung noch nicht verkündet worden.

Auch Sauber ist finanziell nicht auf Rosen gebettet., Foto: Sutton
Auch Sauber ist finanziell nicht auf Rosen gebettet., Foto: Sutton

Welche Teams sind noch bedroht?

Sauber hat nach wie vor keinen einzigen Zähler auf dem Konto und steht daher auf Rang zehn der Konstrukteurswertung nur vor Caterham. Sollte sich das Team aus Hinwil nicht bis zum Saisonende weiter nach vorne kämpfen, drohen herbe finanzielle Verluste, denn die Preisgelder werden nach WM-Platzierung verteilt. Zudem dürfte aktuellen wie potentiellen Sponsoren eine Null-Punkte-Saison nicht gerade schmecken. Eine Einnahmequelle scheint bereits versiegt zu sein. Vor dem Japan GP waren Unstimmigkeiten mit Testfahrerin Simona de Silvestro bekannt geworden. Dabei soll es um finanzielle Vereinbarungen gehen, die nicht eingehalten wurden.

Bezüglich des russischen Investorendeals gab es zuletzt ebenfalls nichts Neues zu vermelden. "Das Problem ist, dass solch ein Deal sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und wir darauf keinen Einfluss haben. Natürlich spielt auch die politische Situation eine Rolle, somit können wir nur abwarten", erklärte Teamchefin Monisha Kaltenborn. "Was die Finanzierung angeht, sieht es nicht schlecht aus. Natürlich ist es hart, sich um potentielle Investoren zu bemühen. Das ist aber für kein Team einfach." Dennoch sei geplant, dass Sauber auch 2015 unter eigenem Namen an den Start gehen wird.

Bei Lotus sieht die Situation in der Herstellerwertung nicht viel besser aus. Die Saison 2013 beendete der Rennstall noch auf Rang vier, dieses Jahr wird es schwer, in den letzten Rennen noch über Rang acht hinaus zu kommen. Von finanziellen Problemen war zuletzt nichts mehr zu vernehmen. Pastor Maldonado, der für 2015 bestätigt ist, brachte unter anderem PDVSA ins Team. Romain Grosjean, der wohl auch verlängern wird, erhält unter anderem Unterstützung von Total. Die fehlenden Einnahmen durch die Preisgelder müssen am Ende der Saison wohl die Sponsoren ausgleichen.