Das Marussia-Aus könnte nicht nur für den Großen Preis der USA gelten: Die Daily Sportsmail berichtet, dass der Oberste Gerichtshof in London von Manor Grand Prix Racing - dem Team, das die Marussia-Fahrzeuge einsetzt - bereits am 7. Oktober darüber verständigt worden sei, dass man plane, in die Insolvenz zu gehen. Damit erscheint ein Einsatz der Fahrzeuge für alle weiteren Rennen unwahrscheinlich. Manor hat seit dem Einstieg von Virgin im Jahre 2010 einen Nettoverlust von 178,5 Millionen Euro gemacht. Das können auch die zwei Punkte aus Monaco nicht mehr stopfen.

Bernie Ecclestone stellte einen Notfallplan für den Fall vor, dass das Starterfeld zu klein werde. Dieser sieht vor, dass die großen Teams ein kleines Team in Schwierigkeiten mit einem Kundenfahrzeug unterstützen, das sie nach ihren Wünschen bestücken würden: "Wenn beispielsweise Sauber verschwinden würde, könnte ein [großes] Team einen Deal machen. Ferrari könnte sagen: ‚Wir geben euch ein Auto. Alles was wir dafür wollen, ist, dass ihr diesen und jenen Sponsor verwendet. Ihr könnt eure eigenen Sponsoren verwenden, aber wir wollen, dass ihr diesen dazu nehmt und bitte diesen Fahrer nehmt.‘"

Der Einsatz des dritten Autos würde also mitnichten über die großen Teams selbst erfolgen, sondern über ein Satellitenteam, das nicht mehr zum Einsatz eigener Autos fähig ist und somit Kundenfahrzeuge mit Auflagen einsetzt. Der Vorteil dabei wäre, dass den Teams damit die enormen Kosten für die Weiterentwicklung erspart werden würden. Für Ecclestone ist es wichtig, da die Fernsehverträge mindestens 20 Autos vorsehen, Verträge mit den GP-Ausrichtern deren 16. Nachdem er lange Zeit über die kleinen Teams hergezogen hat, geht nun auch Ecclestone in die Defensive: "Ich weiß nicht, ob es Marussia langfristig schafft. Es wäre besser, wenn sie nicht Insolvenz anmelden müssten."

Bange Blicke auf 2015

Für diese Saison wird dieser Plan jedoch nicht umgesetzt werden, wie Ecclestone verriet: "Wir müssen das dritte Auto an dieser Stelle nicht einführen, denn sie [Marussia und Caterham] können ein paar Rennen auslassen. Sie verlieren das Geld, das sie für diese Rennen bekommen hätten, würden aber ihren Platz in der Meisterschaft behalten." Das Problem: Laut der Verträge dürfen die Teams nur zwei Rennen pro Saison auslassen, es stehen aber noch deren drei auf dem Programm. Mit gewissen Trickserien ließe sich aber vermutlich noch ein drittes Rennen herausschinden. Sollten aber beide Teams vollends verschwinden, wäre keiner mehr da, das Kundenfahrzeuge einsetzen könnte.

Bis 2009 fuhr Toro Rosso mit einer Art Kundenfahrzeug von Red Bull, Foto: Sutton
Bis 2009 fuhr Toro Rosso mit einer Art Kundenfahrzeug von Red Bull, Foto: Sutton

Dennoch wird sich Ecclestone wohl mit der Situation abfinden müssen, dass es 2015 nur neun Teams sein werden, die mit eigens entwickelten Fahrzeugen antreten; erst für 2016 haben sich Haas und das noch diffuse Forza-Rossa-Projekt angekündigt. Die Frage ist nun: Kann der Notfallplan kommendes Jahr überhaupt noch umgesetzt werden? Bei Caterham ist der Fall wohl erledigt. Sollte es Kolles mit Forza Rossa ernst meinen, wäre jetzt Insolvenzmasse da, die billig aufgekauft werden kann. Allerdings stand es angeblich bereits beim ersten Caterham-Kauf um seine Zahlungsmoral nicht zum Besten.

Bis 2015 ist noch Zeit zum Gegensteuern, nur eines ist klar: Alle drei Teams, die 2010 in die Formel 1 eingestiegen sind, sind am Ende der fünften Saison wieder verschwunden. HRT eröffnete Ende 2012 den Exodus, Marussia und Caterham (einst als Virgin und Lotus gestartet) folgen nun. Allen dreien wurde ursprünglich eine Budgetobergrenze von 44 Millionen Euro in Aussicht gestellt, die aber nach massivem Protest der Hersteller gekippt wurde. Ursprünglich war es für 2015 geplant, eine deutlich höhere Summe als Obergrenze festzusetzen, doch auch dieses Vorhaben scheiterte. Der Tweet von Adam Parr aus Monza erscheint unterdessen immer realistischer.