Die Mitarbeiter von Caterham fanden ihre Fabrik im englischen Leafield am Donnerstagmorgen geschlossen vor. In der Anlage ist nicht nur das Caterham-Team beheimatet, sondern auch das Unternehmen Caterham Sports Limited (CSL), welches die Formel-1-Autos fertigt. CSL meldete vor wenigen Tagen Insolvenz an und wird nun von Finbarr O'Connell geleitet, der als Vermögensverwalter eingesetzt wurde.

"Sie können heute nicht in die Fabrik", erklärte er gegenüber Reuters hinsichtlich der Angestellten. "Sie verwenden meine Anlagen und haben mich nicht bezahlt." Wieder geöffnet werden soll die Fabrik , sobald eine Übereinkunft mit 1MRT, dem Besitzer der Formel-1-Lizenz von Caterham, bezüglich der bei diversen Zulieferern angehäuften Schulden getroffen wurde.

Ein erstes Meeting mit den Anwälten und Vertretern von 1MRT fand am Mittwoch statt, doch das unterbreitete Angebot sei inakzeptabel gewesen, weshalb die Mitarbeiter der Fabrik verwiesen wurden. "1MRT war in den letzten Tagen, seit ich angekommen bin, im Gebäude", sagte O'Connell. "Wir versuchen, eine akzeptable Übereinkunft zu treffen, damit sie hier sein können."

Trotz der kritischen Lage glaubt der Vermögensverwalter, dass Caterham beim Großen Preis der USA in Austin in anderthalb Wochen am Start sein kann. "Hoffentlich unterbreiten sie ein akzeptables Angebot", betonte er. "Es ist einfach die Frage, wer das Geld hat, damit das funktioniert."

Streit um Besitzverhältnisse

Um die Besitzverhältnisse des Teams ist mittlerweile ein Streit entbrannt. Der Rennstall wurde im Sommer von Tony Fernandes an ein Konsortium aus der Schweiz und dem Mittleren Osten (Engavest SA) verkauft. Am Mittwochabend versendete das Team eine Pressemittelung, wonach Fernandes sich weigere, seinen rechtlichen Pflichten nachzukommen und seine Anteile an den Käufer zu übertragen. Fernandes bezeichnete die Anschuldigungen als "Müll" und deutete an, dass die Investoren nicht wie geplant gezahlt hätten.

Wie undurchsichtig die aktuelle Situation ist, belegen die Aussagen von Manfredi Ravetto. Der Italiener ist seit wenigen Wochen Teamchef von Caterham, hat sein Amt nun aber offenbar zurückgelegt. "Ich wurde von meinen direkten Vorgesetzten aufgefordert, zurückzutreten und muss dem folgen", sagte Ravetto. "Deshalb nehme ich an, dass von jetzt an der Besitzer des Caterham F1 Teams - der meines Verständnisses nach weiterhin Mr. Fernandes ist - alle notwendigen Schritte setzen muss."

UPDATE: Caterham stellte in einer am Donnerstagmittag versendeten Mitteilung klar: "Am 29. Juni 2014 hat Engavest SA einen Kauf- und Verkaufsvertrag mit Tony Fernandes und der Caterham Group unterschrieben, um die Anteile an 1Malaysia Racing Team/Caterham F1 zu erwerben. Engavest SA hat alle Bedingungen erfüllt, inklusive der Zahlung des Kaufpreises für die Anteile. Die Anteile wurden nicht transferiert und daher bleibt Herr Fernandes Besitzer von Caterham F1 und ist für dessen Aktivitäten voll verantwortlich."

Kolles: Alle Bedingungen wurden erfüllt

Colin Kolles, der bei Caterham die Geschäfte führt, erklärte, dass das Antreten des Teams in den USA in den Händen des Vermögensverwalters liege. "Jeder ist vorbereitet, um nach Austin zu reisen. Wenn die Vermögensverwalter ihre Meinung nicht ändern, wird es aber schwierig", sagte er. Die Autos sollen am Samstag für die Reise nach Übersee verladen werden. Laut Kolles würde es ausreichen, nur wenige Stunden davor Zugang zur Fabrik zu bekommen.

Engavest habe alle Bedingungen erfüllt, als man das Team von Fernandes erwarb. "Der Deal wurde auf vollständiger Offenlegungsbasis abgeschlossen. Alle Bedingungen wurden vom Käufer vollkommen erfüllt", beteuerte Kolles. "Wir haben unsere Position, mehr gibt es nicht zu sagen. Aber die Vermögensverwalter sehen nicht das klare Bild."

Für den Rumänen steht fest, dass die Autos und das Equipment von Caterham 1MRT gehören, weshalb der Zugang gewährt werden müsse. "Das ist ein simpler Fakt", stellte er klar. "So wurde es sogar von Mr. Fernandes und Mr. Riad Asmat 2011 nieder geschrieben." Sollte der Vermögensverwalter dies nicht einsehen, müsse das Team den Rechtsweg beschreiten. Fernandes habe sich zudem in den vergangenen Tagen konsequent geweigert, mit den Käufern zu sprechen, klagte Kolles.

Fernandes widerspricht Kolles

Tony Fernandes ist sauer, Foto: Sutton
Tony Fernandes ist sauer, Foto: Sutton

Am Donnerstagnachmittag meldete sich schließlich auch Tony Fernandes ausführlich zu Wort und brach sein Schweigen. Der Malaysier widersprach Kolles. "Im Juni 2014 habe ich mit meinen Mitgesellschaftern beschlossen, meinen Anteil am Caterham F1 Team zu verkaufen. Wir haben im guten Glauben zugestimmt, die Anteile an ein Schweizer Unternehmen namens Engavest auf der Basis zu verkaufen, dass Engavest alle existierenden und zukünftigen Gläubiger inklusive der Angestellten bezahlt", teilte Fernandes in einer Presseaussendung mit.

Diese Bedingung sei ihm so wichtig gewesen, dass er sicherstellte, dass die Anteile nicht transferiert würden, ehe die neuen Käufer sie erfüllen. "Leider ist Engavest daran gescheitert, jegliche in der Vereinbarung festgehaltenen Bedingungen zu erfüllen und Caterham Sports Limited wurde von der Bank mit großen Summen, die zahlreichen Gläubigern geschuldet werden, in die Insolvenz geschickt", erklärte Fernandes. "Diese Bedingungen wurden nicht erfüllt", unterstrich er. "Unsere Anwälte haben Engavest mehrfach aufgefordert, die Bedingungen zu erfüllen, aber es ist ihnen nicht gelungen."

Wenn man zustimmt, ein Unternehmen zu kaufen, müsse man die Rechnungen bezahlen, betonte Fernandes. "Sie haben dieses Versprechen gebrochen und jetzt leiden leider die Angestellten und Fans von Caterham, wenn das Team aufhört, Rennen zu fahren. Ich hoffe aufrichtig, dass dies nicht der Fall sein wird und eine Lösung gefunden werden kann."

Graham Macdonald, CEO der Caterham Group, sprang Fernandes zur Seite und hinterfragte die Ziele der Käufer des Formel-1-Teams. "Es scheint mir, als hatten sie nie vor, diese Verbindlichkeiten zu begleichen", sagte er. So hätten die Vertreter von Engavest eine Reinigungskraft namens Constantin Cojocar als einzigen Direktor und Gesellschafter ernannt. "Die neuen Besitzer haben uns nichts bezahlt und jetzt wurden die Vermögensverwalter ernannt, die die Verbindlichkeiten loswerden wollen."