Pro: Vielfalt ist das Salz in der Formel-1-Suppe

Mehr als vier Jahre hat es gedauert, bis mit Marussia eines jener drei Teams, die 2010 neu in die Formel 1 einstiegen, zum ersten Mal Punkte machte. Jules Bianchi wurde in Monaco Neunter und vollbrachte damit eine größere Leistung als oftmals Piloten, die ein Rennen gewinnen. Doch die Zukunft von Marussia ist ebenso unsicher wie jene von Caterham - finanzielle Probleme drücken die kleinen Teams schwer. HRT, der dritte Rennstall im Bunde, der vor mehr als vier Jahren in das Abenteuer Formel 1 startete, musste bereits 2012 die Segel streichen.

Ein buntes Starterfeld macht den Reiz der Formel 1 aus, Foto: Sutton
Ein buntes Starterfeld macht den Reiz der Formel 1 aus, Foto: Sutton

Es wäre überaus schade, müssten sich auch Caterham und/oder Marussia zurückziehen, wenngleich es vor allem für erstgenanntes Team derzeit alles andere als rosig aussieht - der Gerichtsvollzieher stattete der Fabrik bereits einen Besuch ab. Für mich ist ein ganz zentraler Punkt, der die Formel 1 so faszinierend macht, die gelebte Vielfalt. Wie langweilig wäre es, gäbe es nur sieben Teams, die mit je drei Autos an den Start gehen? Gerade die kleinen Teams stellen oftmals wohltuende Farbtupfer im Grid dar.

Auch wenn Bernie Ecclestone die Hinterbänkler lieber heute als morgen verbannen würde, muss man die Kirche im Dorf lassen. Ja, Marussia und Caterham hinken dem Rest des Feldes hinterher, doch jene vier Sekunden, die Marcus Ericsson im Qualifying von Sochi auf die Pole Position fehlten, sind angesichts der langen Strecke nicht exorbitant viel. In der Geschichte der Formel 1 gab es schon wesentlich weniger konkurrenzfähige Mannschaften. Mit Haas und Forza Rossa könnten in den nächsten Jahren weitere Teams hinzustoßen. Vielleicht gibt es wieder einmal wie bis zu Beginn der 90er-Jahre ein Feld mit 26 Autos - ich würde mich freuen!

Contra: Formel 1 ist nichts für Lückenfüller

Klare Sache: nein, braucht die Formel 1 nicht. Sie bezeichnet sich selbst als Königsklasse des Motorsports - was haben da Hinterbänkler wie Caterham und Marussia zu suchen? Seit fünf Jahren fahren die Teams dem Rest des Feldes völlig chancenlos hinterher. Das Spannendste ist nur noch die Frage, wann nach HRT die nächste Truppe Pleite geht. Caterham und Co. tun sich selbst keinen Gefallen, in der Formel 1 zu fahren - und auch niemand anderem. Man muss es leider so knallhart sagen: Die Chiltons und Ericssons dieser Welt sind reine Lückenfüller mit dickem Portemonnaie.

Marussia und Caterham sorgen zumeist für Negativschlagzeilen, Foto: Sutton
Marussia und Caterham sorgen zumeist für Negativschlagzeilen, Foto: Sutton

Das kann aber nicht der Anspruch einer Rennserie sein, die stets als Spitze des Sports galt. Die besten Fahrer, die besten Autos, die besten Ingenieure - da passen Caterham und Marussia nicht ins Raster. Sollte für die beiden Hinterherfahrer Schluss sein, muss das Feld aber aufgefüllt werden. Kundenautos und drei Boliden pro Team klingen dreimal spannender als die Frage, wem Caterham das nächste Cockpit verkauft, oder?

Da braucht auch niemand mit dem Budget-Argument zu kommen. In jeder Sportart auf der Welt gewinnt am Ende der Reichere. In der Formel 1 gilt dieses Gesetz noch schärfer. Motorsport kostet Geld - wer sich den Spaß nicht leisten kann, muss eben aussteigen. Natürlich dürfen die Kosten nicht ausufern, das wäre fatal. Doch wenn die Grenze erreicht ist, reinigt sich der Sport meist selbst von innen. Das wäre allerdings noch immer kein Argument, Teams wie Caterham und Marussia in der Formel 1 zu behalten. Sorry, aber ihr habt keine Daseinsberechtigung in der F1.