Jean-Eric Vergne hat in einem bemerkenswerten Interview mit Sky Sports F1 ganz offen zugegeben, warum Red Bull sich vor einem Jahr für Daniel Ricciardo und gegen ihn entschieden hat. "Ich denke der Grund war, dass er möglicherweise mental weiter war als ich und vielleicht auch weniger Fehler gemacht hat", sagt Vergne.

Trotzdem nutzt der Franzose das Interview, um sofort für sich zu werben: "Das war alles Kopfsache. Aber inzwischen habe ich mich verbessert. Ich bin deutlich stärker geworden. Meine Performance im Qualifying, die letztes Jahr noch schwach war, ist auch viel besser geworden. Ich bin ein viel besserer, kompletterer Fahrer geworden."

RBR und STR: Vergne zwischen den Stühlen

Während Vergne bei Toro Rosso festhängt, stieg Ricciardo zu Reb Bull auf, Foto: Sutton
Während Vergne bei Toro Rosso festhängt, stieg Ricciardo zu Reb Bull auf, Foto: Sutton

Umso ärgerlicher, dass er nun sogar bei Toro Rosso vor dem Aus steht. Das Team versteht sich als 100-prozentiges Ausbildungsteam, setzt auf junge Talente wie Max Verstappen und behält seine Fahrer nicht länger als drei Jahre. Für Vergne wäre die Tür für 2015 damit geschlossen. Auch wenn seine Chancen auf einen Verbleib bei STR, nach dem Wechsel seines Teamkollegen Daniil Kvyat zu Red Bull, zumindest nicht mehr bei Null Komma null stehen. So war es noch Ende August, als Motorsport-Magazin.com den Franzosen in Spa zum Exklusiv-Interview getroffen hat.

"Ich habe nicht die Red-Bull-Familie verlassen, ich verlasse Toro Rosso. Wir müssen abwarten, was bis zum Ende der Saison passiert", hatte Vergne uns damals noch in den Block diktiert. Nun hat sich tatsächlich alles geändert. Red Bull ist keine Option mehr. "Das Problem ist nur, dass dort kein Platz mehr frei ist. Wenn er es wäre, würden sie sich vielleicht überlegen, ihn mir anzubieten, aber ich möchte mich nun auch wieder nicht so sehr in den Vordergrund spielen", sagt Vergne.

Vergne kritisiert Image-Pflege der Top-Teams

Vergne weiß genau, dass er nicht der Typ, der Superstar, ist, den Top-Teams suchen, Foto: Sutton
Vergne weiß genau, dass er nicht der Typ, der Superstar, ist, den Top-Teams suchen, Foto: Sutton

Bei Toro Rosso ist die Tür indes zumindest wieder einen Spalt geöffnet. "Meine einzige Hoffnung war es, dass Toro Rosso ein anderes Team wird. Dass es ein Team wird, das vorne kämpfen will", sagte Vergne zu Motorsport-Magazin.com. Diese Hoffnung keimt nun wieder. Auch, wenn noch immer Nachwuchsfahrern wie Sainz junior oder Antonio Felix da Costa bessere Chancen eingeräumt werden - ein bisschen Erfahrung kann neben dem völligen Rookie Verstappen sicherlich nicht schaden.

Auch einen Wechsel in eine andere Rennserie schließt der 24-Jährige nicht aus. Wirklich glücklich scheint er mit gewissen Riten in der Formel 1 jedenfalls nicht. "Ich weiß, dass ich nicht zu Mercedes marschieren und sagen kann 'Ich will nächstes Jahr bei euch fahren', da bin ich realistisch. Aber so läuft es in der Formel 1 eben. Du musst dich nicht nur verbessern und Rennen gewinnen. Große Teams wollen Superstars, weil das gut für ihr Marketing ist und gute Fahrer gut für ihr Image sind", lästert Vergne. "Wie willst du das schaffen, wenn du kein Superstar bist?", fragt der Franzose etwas verzweifelt.