Noch immer halten die Diskussionen über Jules Bianchis schweren Unfall beim Japan Grand Prix an. Immer im Fokus: Das Bergungsfahrzeug, in das der junge Franzose mit seinem Marussia-Boliden raste. Zuletzt hatte sich Alain Prost zum Vorfall geäußert und Kritik an den Abläufen in Suzuka geübt.

"Das ist verständlich, aber wir müssen uns auch vor Augen führen, dass so etwas in den vergangenen 20 Jahren bei der Bergung von Fahrzeugen immer weiter geübt worden ist - seit Martin Brundle in der gleichen Kurve beinahe einen Traktor getroffen hätte und dabei einen Streckenposten verletzte", reagierte nun David Coulthard auf Prosts Aussagen.

Der frühere Formel-1-Pilot war sicher, dass Bianchis Crash zu Änderungen am Sicherheitskonzept führen wird. Auch mit Blick auf den tödlichen Unfall eines Streckenpostens beim Großen Preis von Kanada im vergangenen Jahr. "Angesichts dessen ist es unausweichlich, dass es Änderungen geben wird, um dieses Risiko in den Griff zu bekommen", schrieb Coulthard in seiner BBC-Kolumne. "Entweder dadurch, dass die betreffende Unfallzone neutralisiert wird, indem die Autos auf gleiche Geschwindigkeit runterbremsen, oder durch den vermehrten Einsatz von Safety Cars."

Die Gedanken sind beim verletzten Jules Bianchi, Foto: Sutton
Die Gedanken sind beim verletzten Jules Bianchi, Foto: Sutton

Risiko ist Teil des Geschäfts

Coulthard sparte sich Schuldzuweisungen, niemand könne für den tragischen Unfall des Marussia-Piloten verantwortlich gemacht werden. "Man kann jetzt zurückblicken und fragen, warum vorher nichts getan worden ist", merkte der frühere McLaren-Fahrer an. "Wir dürfen aber nicht vergessen, dass jede einzelne Person in der Formel 1 - ob Mechaniker, Marshall oder Fahrer - die Herausforderung, Spannung und das Risiko dieses Geschäfts bewusst akzeptiert."

Die FIA hat die Untersuchung des Unfalls unterdessen noch nicht abgeschlossen. In einem Schreiben an die Formel-1-Teams bat der Weltverband aktiv um Mithilfe bei der lückenlosen Aufklärung der Vorkommnisse in Suzuka. Ein Unfall-Untersuchungsausschuss unter der Führung des Präsidenten der FIA Sicherheitskommission, Peter Wright, wurde dazu ins Leben gerufen.

Weltweite Anteilnahme an Jules Bianchis Unglück, Foto: Sutton
Weltweite Anteilnahme an Jules Bianchis Unglück, Foto: Sutton

Montezemolo: Traktor hätte dort nicht stehen dürfen

"Wir haben enorme Fortschritte bei der Sicherheit erzielt", sagte der frühere Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo am Dienstagabend. "Leider ereignen sich immer noch Unfälle, wie im Fall von Jules Bianchi, unserem Jungen. Aber der Traktor hätte dort nicht stehen dürfen."

Diesbezüglich herrscht Einigkeit in der Formel 1: Die Sicherheitsstandards steigen immer weiter an - die Grenze ist allerdings noch nicht erreicht. "Die FIA hat bisher einen fantastischen Job gemacht, um die Sicherheit in der F1 zu verbessern. Aber der Unfall von Bianchi zeigt, dass noch weitere Dinge verbessert werden können", sagte Ex-F1-Pilot Robert Kubica gegenüber der BBC.