1. Wieso war Rosberg der Mann des Rennens?

Von Platz zwei gestartet, sah es so aus, als würde Nico Rosberg in der zweiten Kurve bereits an seinem Teamkollegen Lewis Hamilton vorbeigehen. Dann aber der heftige Verbremser, der Ausritt und der Bremsplatten. Nach nur einer Runde musste er an die Box abbiegen und sich neue Reifen abholen. Als er als Vorletzter wieder auf die Strecke kam, schien das Rennen schon vorbei. Aber Rosberg kämpfte sich auf Medium-Reifen nach vorne.

Nach zehn Runden auf P14, nach 20 bereits wieder in den Top-10 und nach 30 Runden bereits auf dem Podest. Als Rosberg schließlich Valtteri Bottas passiert hatte, jagte eine schnellste Rennrunde die nächste und der Abstand zum Finnen wuchs und wuchs. Die bange Frage war nur: Würden die Reifen am Mercedes halten? Sie taten es - für 52 Runden. In der vorletzten Runde legte Rosberg sogar nochmals nach und fuhr in 1:41.360 Minuten seine persönlich schnellste Runde des Rennens. "Mehr kann man wirklich nicht rausholen, das war eine Glanzleistung", gab es auch Lob von Niki Lauda. "Nico fuhr nach seinem Bremsfehler ein perfektes Rennen. Er konnte nichts besser machen und solche Fehler passieren. Er ist ein härteres Rennen gefahren als Lewis."

Valtteri Bottas hatte den Sieg im Visier, Foto: Sutton
Valtteri Bottas hatte den Sieg im Visier, Foto: Sutton

2. Warum hatte Bottas gegen Mercedes keine Chance?

Vor dem Rennen in Sochi hätten viele ihr Geld auf einen Sieg von Valtteri Bottas im Williams gesetzt - nicht zuletzt er selbst. "Wir gingen mit der Einstellung ins Rennen, dass wir mit Mercedes um den Sieg kämpfen würden, aber ihre Pace im Rennen überraschte uns ein bisschen", sagte Bottas nach dem Rennen. Tatsächlich konnte der Finne mit Hamilton mithalten, bis er ab Runde elf eine halbe Sekunde pro Runde verlor.

Schuld waren die stark abbauenden Hinterreifen des Finnen, durch die Hamilton wegziehen konnte. Doch auch der Boxenstopp auf die Medium-Reifen brachte keine Besserung. Mehr als zehn Runden dauerte es, bis Bottas die härteren Pneus ins richtige Arbeitsfenster bekam. Damit hatte der Finne keine Chance, den heranfliegenden Nico Rosberg zu halten. Zwar kam Bottas gegen Ende des Rennens wieder näher an den Mercedes-Piloten heran, der Abstand war aber bereits zu groß. "Es dauerte wirklich sehr lange, bis ich die Reifen zum Arbeiten brachte. Ich hatte meine beste Runde in der letzten Runde des Rennens, das war wirklich bizarr", wunderte sich Bottas.

Fernando Alonso verlor viel Zeit, Foto: Sutton
Fernando Alonso verlor viel Zeit, Foto: Sutton

3. Was war bei Alonsos Boxenstopp los?

Das Duell hinter dem Duell spielte sich zwischen Jenson Button und Fernando Alonso ab. Bereits in der ersten Runde kam es fast zur Berührung und von diesem Moment an machte der Ferrari-Pilot Druck auf Button - bis sein Boxenstopp kam. Die reine Standzeit betrug 7,4 Sekunden, weil während seines Boxenstopps der Wagenheber kaputtging.

Als schließlich in Runde 27 Kevin Magnussen von seinem Stopp zurück auf die Strecke kam, reihte er sich vor Alonso ein. Für den Spanier war dieses Malheur aber nicht ausschlaggebend für seinen letztlichen sechsten Rang. "Ich denke, dass ich auch ohne das Problem auf dieser Position ins Ziel gekommen wäre, weil die McLarens einfach schneller waren", so Alonso.

Daniil Kvyat fiel im Rennen weit zurück, Foto: Sutton
Daniil Kvyat fiel im Rennen weit zurück, Foto: Sutton

4. Wieso kam Toro Rosso nicht in Fahrt?

Platz fünf im Qualifying für Daniil Kvyat bei seinem Heimrennen war eine kleine Sensation. Dieses Ergebnis wollte der Toro-Rosso-Pilot am Sonntag mindestens halten. Weit gefehlt. Stattdessen kamen Jean-Eric Vergne und Kvyat auf den Plätzen 13 und 14 ins Ziel. Schuld war der viel zu hohe Spritverbrauch des Boliden.

"Abgesehen davon, dass ich nicht sofort den nötigen Grip gefunden habe, mussten wir im Vergleich zu allen anderen viel zu sehr auf den Spritverbrauch achten", war Kvyat nach dem Rennen enttäuscht. Zu allem Überfluss war Kvyat einer der wenigen, der zwei Stopps absolvieren musste, was ihn noch mehr zurückwarf. Nun will die Mannschaft bis zum nächsten Rennen in Austin auf Fehlersuche gehen, um nicht erneut derartige Perfomance-Einbußen in Kauf nehmen zu müssen.

5. Warum wurde Grosjean bestraft?

Wenn es nicht läuft, kommt für Romain Grosjean auch noch eine Fünf-Sekunden-Stopp/Go-Strafe hinzu. Schuld war ein Zwischenfall mit Adrian Sutil. "Er war auf den weichen Reifen und hatte in Kurve drei hinein deutlich mehr Grip als ich", erklärte Grosjean die Berührung mit Sutil. "Diese Kurve macht am Ausgang etwas zu und er wollte nicht zu weit von der Ideallinie herunter." Grosjean war bereits am Anschlag in der Bremszone und es kam zur Berührung, durch die sich Sutil drehte. Für Grosjean ein normaler Rennunfall, für die Rennkommissare nicht. Damit beendete der Franzose das Rennen auf Platz 17.

6. Warum war das Rennen so langweilig?

"Ich weiß nicht, ob es Überholmanöver gab, ich habe persönlich keine gesehen", so die Aussage von Jenson Button. Ein einfacher Satz, der das Rennen in Sochi wohl perfekt zusammenfasst. Spannung war gesucht, wurde aber nicht gefunden. Lediglich Nico Rosberg und Felipe Massa sorgten zumindest für etwas Action auf der Strecke. Ansonsten war es ein Fahren an der Perlenschnur um großen Abständen in alle Richtungen.

Schuld waren mehrere Faktoren: Da Pirelli sich für eine sehr konservative Reifenwahl entschied, gab es fast keinen Abbau. Somit gab es keine großen Zeitunterschiede der einzelnen Fahrer. Damit verbunden stoppte ein Großteil des Feldes nur einmal, was weitere Duelle auf der Strecke durch eine veränderte Reihenfolge nach dem Stopp minimierte. Der wohl entscheidendste Auslöser war, dass beinahe alle Teams Benzin sparen mussten, um überhaupt die Renndistanz zu überstehen. Damit waren Angriffe und harte Duelle nicht möglich.

Sebastian Vettel hat nur wenig Hoffnung für Austin, Foto: Sutton
Sebastian Vettel hat nur wenig Hoffnung für Austin, Foto: Sutton

7. Wieso war Vettel nach dem Rennen so sauer?

Schon am Samstag hielt sich die Laune von Sebastian Vettel nach Platz elf im Qualifying in Grenzen. Nach Platz acht im Rennen wurde sie nicht unbedingt besser. Besonders ärgerlich aber für den Deutschen: Für das ohnehin schwierige Rennen in Sotchi war ein kompletter Wechsel der Power Unit geplant, durch den er aus der Boxengasse hätte starten müssen. Bei letztlich vier gewonnen Punkten kein großer Verlust.

Da einige Teile, die für den Komplettwechsel nötig gewesen waren, aber nicht rechtzeitig durch den russischen Zoll kamen, wurde das Vorhaben verschoben. Nun sind die Aussichten für Austin ebenfalls alles andere als rosig. Der Weltmeister wird vermutlich das Qualifying am Samstag auslassen, weil er nach dem Wechsel ohnehin aus der Boxengasse starten muss. "Hier hätte es Sinn gemacht, weil wir nicht allzu viel Punkte mitgenommen haben. Leider hatten wir nicht alle Teile, um den Joker zu ziehen", ärgerte sich Vettel nach dem Rennen.