Nach vier Jahren des Leidens ist es endlich so weit: Mercedes krönte sich beim Russland GP standesgemäß mit einem Doppelsieg zum Konstrukteursweltmeister. Trotz der äußerst erfolgreichen Urzeit der Silberpfeile ist es der erste Konstrukteurstitel in der Historie des Erfinders des Automobils. Denn der Konstrukteurstitel wird erst seit 1958 vergeben, 1955 kehrte Mercedes dem Motorsport für lange Zeit den Rücken.

Nico Rosberg ist seit der Wiedergeburt der Silberpfeile im Jahr 2010 mit an Bord. "Ich erinnere mich noch gut an die harten Zeiten, die wir als Team erlebt haben", blickte Rosberg kurz zurück und freute sich dann umso mehr: "Wir sind Weltmeister! Heute haben wir Geschichte geschrieben."

Mit 565 Punkten sicherte sich Mercedes den Titel bereits drei Rennen vor dem Ende der Saison - bedenkt man die doppelten Punkte beim Finale in Abu Dhabi eigentlich schon vier Rennen vor dem Ende. "Es erfüllt uns mit Stolz und großer Zufriedenheit, zum ersten Mal mit einem Silberpfeil die FIA Formel 1 Konstrukteurs-Weltmeisterschaft gewonnen zu haben", freute sich auch Mercedes Boss Dieter Zetsche.

Für Konzernchef Zetsche kommt der Zeitpunkt des ersten Titelgewinns perfekt. "Für einen Hersteller wie Mercedes-Benz ist es von besonderer Bedeutung, dies in einem Jahr des technologischen Umbruchs zu erreichen. Das neue Reglement für die Saison 2014 gab uns die Möglichkeit, die technische Fachkompetenz von Mercedes-Benz auf einer weltweiten Bühne zu demonstrieren."

Wolff: Brawn Vater des Erfolgs

Seit das Team unter der Führung von Toto Wolff ist, geht es mit Mercedes stetig bergauf. Nach drei harten Jahren mit lediglich einem Sieg, hat der Österreicher die Mannschaft sukzessive umstrukturiert und mit Paddy Lowe auch noch einen zweiten starken Mann zur Seite bekommen. Trotzdem vergisst Wolff den Urvater des Erfolgs nicht: "Der Grundstein für diesen Erfolg wurde von Ross gelegt. Er spielte eine sehr wichtige Rolle innerhalb des Teams, um diesen Erfolg vorzubereiten. Wir konnten diese Arbeit fortsetzen, haben die richtigen Entscheidungen getroffen, die richtigen Ressourcen an der richtigen Stelle eingesetzt und das Team zu einem Aufwärtstrend geführt."

Das Mercedes-Triumvirat 2013 mit Lowe, Brawn und Wolff, Foto: Sutton
Das Mercedes-Triumvirat 2013 mit Lowe, Brawn und Wolff, Foto: Sutton

Auch Paddy Lowe zollte Brawn Tribut: "Es ist das Ergebnis vieler Jahre harter Arbeit. An dieser Stelle möchte ich die zentrale Rolle von Ross Brawn für diesen Erfolg betonen und auch ihm zu seinem Anteil an diesem WM-Gewinn gratulieren." Brawn hatte 2009 das Honda Team übernommen und es dank des Doppel-Diffusors zum Weltmeistertitel geführt. Ein Jahr später verkaufte er das Team an Mercedes, blieb aber weiterhin Teamchef. Am Ende der Saison 2013 verließ er das Team.

Doch nicht nur Brawn gebührt Dank. In all der Euphorie trieb es Rosberg auf die Spitze: "Vielen Dank an jeden für seinen Einsatz. Auch ein riesiges Dankeschön an die Ehemänner und Ehefrauen, die uns ihre Partner mitgegeben haben, damit wir gemeinsam dies erreichen konnten."

Sieg von Bianchi-Unfall überschattet

Ganz ausgelassen war die Stimmung bei Mercedes nicht, Foto: Sutton
Ganz ausgelassen war die Stimmung bei Mercedes nicht, Foto: Sutton

Bei all den Feierlichkeiten war die Stimmung am Ende nicht ganz so ausgelassen, wie es die meisten Teammitglieder gerne gehabt hätten. "Dies ist ein großartiger Moment für unser Team. Doch wir dürfen nicht vergessen, was am vergangenen Wochenende geschehen ist", mahnte Wolff. "Während wir heute einen schwer verdienten Erfolg feiern, werden wir nicht vergessen, was Jules in Suzuka passiert ist. Wir vergessen nicht, welchen Kampf er im Moment austrägt."

Auch Zetsche fand rührende Worte für den verletzten Bianchi: "Die schwere Situation dieses aufstrebenden, begabten, jungen Sportlers überschattet heute jeden Gedanken an sportliche Feierlichkeiten." Selbst beim obligatorischen Weltmeisterfoto war die Stimmung bedrückt: Inmitten der Teammitglieder stand eine Boxentafel mit einer Widmung für den verunglückten Bianchi.

Mercedes Erfolgsstatistik 2014

  • Mercedes gewinnt in Sochi vorzeitig die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft in der Formel 1-Saison 2014
  • Erster Konstrukteurs-Weltmeister mit den neuen Hybrid-Turbo Power Units
  • Erster Konstrukteurs-Titel für ein reines Silberpfeil-Werksteam in der Formel 1 (WM gibt es erst ab 1958)
  • 13 Siege, davon neun Doppelsiege
  • 15 Pole Positions in 16 Rennen
  • Mit Kunden: Bei allen der 16 Rennen startete ein Fahrzeug mit Mercedes-Power von der Pole
  • 24 von 32 Startplätzen in der ersten Reihe
  • 11 schnellste Rennrunden in 16 Rennen
  • 26 von 48 Podestplätzen in dieser Saison. Mit Kunden: 35
  • 815 von 952 Führungsrunden
  • 4.101 von 4.798 Führungskilometer