1. - S wie Startaufstellung

Alles geritzt, Mercedes macht wieder die erste Reihe dicht, Qualifying beendet - oder nicht? Wie aus dem Nichts wurden die Zeiten pink hinter dem Namen Valtteri Bottas. Bahnte sich da eine kleine Sensation an? Ja, denn auch in Sektor zwei war der Williams-Mann 0,077 Sekunden schneller als Hamilton. Doch sobald die Kameras den Finnen im Bild hatten, war die Sensation auch schon wieder Geschichte. Er hatte in den ersten beiden Sektoren die Reifen zu sehr strapaziert, rutschte wie wild umher und schenkte Lewis Hamilton und Nico Rosberg die erste Reihe.

Dahinter sortierte sich Jenson Button im wiedererstarkten McLaren ein. Die dritte Startreihe wartet mit einer kleinen Sensation auf: Platz fünf für Toro-Rosso-Pilot Daniil Kvyat bei seinem Heimrennen. Für Weltmeister Sebastian Vettel hieß es hingegen erneut früh Feierabend machen. Keine Balance, keine Attacke, kein Q3. Platz elf und damit sogar noch hinter den beiden Ferraris von Fernando Alonso und Kimi Räikkönen, die selbst nur noch ratlos neben ihrem F14-T standen.

2. - S wie Start

630 Meter Vollgas, 630 Meter Windschatten, 630 Meter Überholmöglichkeit bis zum ersten Bremspunkt nach dem Start in Sochi. Dieser befindet sich erst in Kurve zwei, da der erste Rechtsknick voll gefahren werden kann. Damit ist der Weg zum ersten richtigen Bremsen in Sochi sogar länger als in Monza zur ersten Schikane. Viele rechnen damit, dass beispielsweise Bottas die beiden Mercedes schon bis dahin geschnupft hat.

"Auch wenn das Safety Car die Dinge noch ein bisschen durchmixen könnte, denke ich, dass morgen der Start und die erste Runde über den Ausgang des Rennens entscheiden werden", mutmaßt Fernando Alonso. Auch Lewis Hamilton hat den Weg bis zur ersten Kurve klar auf dem Schirm. "Der Weg bis zur ersten Kurve ist lang und wir müssen beachten, dass es hier auch Überholmöglichkeiten gibt."

Wie oft werden die Piloten am Sonntag an die Box abbiegen?, Foto: Sutton
Wie oft werden die Piloten am Sonntag an die Box abbiegen?, Foto: Sutton

3. - S wie Strategie

Über das Wochenende wurde eine Einstopp-Strategie stetig zur wahrscheinlicheren Lösung. Als schließlich noch das Speed-Limit in der Boxengasse aus Sicherheitsgründen auf 60 km/h reduziert wurde (ein Boxenstopp dauert jetzt ca. 24 Sekunden), entwickelte sich diese Variante fast zur einzigen Möglichkeit. Das Fenster für den Reifenwechsel könnte aber sehr groß ausfallen, da die Pirelli-Pneus sehr langsam abbauen.

Laut Pirelli ist die ideale Strategie - ausgenommen möglicher Safety-Car-Phasen - ein Start auf weichen Reifen und der anschließende Wechsel in Runde 34. Alternativ ist ein Start auf den Medium-Reifen möglich. Dann macht ein Wechsel auf die weichen Reifen in Runde 18 von 53 Sinn. Die zweite Möglichkeit wird innerhalb der Top-10 ohnehin keine Anwendung finden, ist rechnerisch aber gleichschnell. Sollte sich eines der Teams widererwarten doch für zwei Stopps entscheiden, sollte der erste Wechsel von weich auf weich in Runde 20 passieren und schließlich die Medium-Reifen in Runde 50 aufgezogen werden.

Das Sochi Autodrom kommt bei den Fahrern an, Foto: Sutton
Das Sochi Autodrom kommt bei den Fahrern an, Foto: Sutton

4. - S wie Strecke

"Im Simulator war der Kurs nicht so schön zu fahren, aber jetzt macht es richtig Spaß", erklärte Jenson Button zum Sochi Autodrom. Wie Button ging es vielen Piloten, die mit niedrigen Erwartungen anreisten und schon nach den Trainings eines besseren belehrt wurden. Der drittlängste Kurs des Kalenders (5,484 km) ist fahrerisch und technisch anspruchsvoll. "Die Strecke ist cool, aber fahrerisch auch eine immense Herausforderung. Es gibt einige Stellen, die technisch extrem anspruchsvoll sind, speziell der letzte Sektor", erklärte Nico Hülkenberg.

5. - S wie Super-Kvyat

Toro-Rosso-Pilot Daniil Kvyat ist die Sensation des Qualifying. Der Russe stellte seinen Boliden auf Platz fünf und erzielte damit das beste Ergebnis seiner Formel-1-Karriere. "Es fühlt sich großartig an", erklärte er. "Es sah gestern schon recht vielversprechend aus, daher bin ich sehr glücklich, dass wir alles zusammenfügen konnten und ich heute mein bestes Qualifyingresultat aller Zeiten erzielt habe." Dieses zu halten ist nun für das Rennen das oberste Ziel.

Von Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner gab es ebenfalls Lob in den höchsten Tönen. "Der ist sau gut. Der ist im ersten Jahr sofort on it. Er hat einen unglaublich klaren Kopf, ist nicht überfordert, weiß was er macht, ist sauschnell und ist auch nie zufrieden", so Danner im Exklusiv-Interview. Für den ehemaligen Formel-1-Piloten ist Kvyat, der im kommenden Jahr an der Seite von Daniel Ricciardo bei Red Bull startet, auf jeden Fall ein kommender Sieger.

Das Safety Car wird wahrscheinlich zum Einsatz kommen, Foto: Sutton
Das Safety Car wird wahrscheinlich zum Einsatz kommen, Foto: Sutton

6. - S wie Safety Car

Ein Kurs wie Sochi und das Safety Car - eine fast garantierte Kombination. Die Mauern direkt neben der Strecke und wenige Rettungsgassen, da scheint ein Einsatz von Bernd Mayländer schon fast vorprogrammiert. Hinzu kommen die Vorfälle des letzten Wochenendes in Japan. Von vielen Seiten wurde das fehlende Safety Car zum Zeitpunkt von Jules Bianchis Unfall kritisiert. Die Formel 1 ist aktuell immer noch im Ausnahmezustand und das Sicherheitsdenken nochmals gesteigert.

Valtteri Bottas könnte der lachende Dritte sein, Foto: Sutton
Valtteri Bottas könnte der lachende Dritte sein, Foto: Sutton

7. - Spannung

Spannung pur dank Williams-Geheimwaffe Reifen? Zumindest am Samstag bekam die Mannschaft aus Grove die Reifen deutlich besser ins Arbeitsfenster als das der Konkurrenz von Mercedes gelang. Dies war zuletzt in Österreich der Fall, als Williams beide Renner in die erste Startreihe stellte.

Im Rennen wird der Asphalt die große Unbekannte. Solange die darauf liegende Teerschicht noch nicht abgefahren ist, macht das Aufwärmen der Reifen große Probleme. Sollte diese Schicht am Sonntag im Rennen noch vorhanden sein, kann Bottas die Mercedes vielleicht angreifen. Bei einer voraussichtlichen Einstopp-Strategie wird sehr lange auf den Medium-Pneus gefahren. Schafft es der Williams-Mann, diese Mischung besser ins Arbeitsfenster zu bekommen als die silberne Konkurrenz, ist sogar der erste Williams-Sieg der Saison möglich.