Die Formel 1 reagiert auf den Unfall von Jules Bianchi. In einer Pressekonferenz am Freitag teilten die Verantwortlichen, darunter FIA-Präsident Jean Todt und Rennleiter Charlie Whiting mit, dass es Veränderungen geben wird, damit in der Zukunft Unfälle wie in Suzuka nicht mehr passieren. "Wir müssen unsere Lektion aus dem, was passiert ist, lernen. So eine Situation darf nicht wieder vorkommen, denn jedes Leben ist wichtig", stellte Todt klar.

Jules Bianchi war in Runde 42 von der Strecke abgeflogen - zu einem Zeitpunkt als wegen eines Abflugs von Adrian Sutil bereits doppelt, gelbe Flaggen geschwenkt wurden. Laut der FIA hat der Marussia-Pilot zwar seine Geschwindigkeit reduziert, aber andere hätten weit mehr Speed rausgenommen. Ein Punkt gegen den die FIA jetzt rigoros vorgehen will. "Es ist vermutlich besser, wenn wir die Entscheidung, Speed rauszunehmen, nicht mehr den Fahrern überlassen. Es wäre vielleicht besser ein System zu haben, das exakt vorgibt, wie sehr der Fahrer den Speed reduzieren muss", erklärte Whiting.

Der FIA-Rennleiter will sich am Samstag mit den Teams an einen Tisch setzen, um diesen Punkt zu besprechen. "So ein System hätte den gleichen Effekt wie ein Safetycar, denn alle Fahrer würden angewiesen werden, auf die gleiche Geschwindigkeit zu reduzieren und damit würde es auch keine Positionswechsel geben", erklärte Whiting. Aufgrund des komplizierten Elektroniksystems der Boliden könne ein derartiges System aber nicht sofort eingesetzt werden. Ein Schnellschuss könnte zur Folge haben, dass das System nicht bei allen Autos gleich funktioniert - das will die FIA vermeiden.

Bianchis Zustand ist weiterhin kritisch, Foto: Youtube
Bianchis Zustand ist weiterhin kritisch, Foto: Youtube

Modifizierungen an den Bergungsfahrzeugen

Ein zweiter Punkt, den die FIA überlegt, ist eine Modifizierung der Bergungsfahrzeuge. Bianchi kollidierte mit hoher Geschwindigkeit mit einem Bergungstraktor, das Auto rutschte unter das Heck des Traktors, wodurch die Front, die linke Seite und das komplette Heck des Boliden zerstört wurden. Um derartiges künftig zu verhindern, überlegt die FIA einen rundum 'Abweiser' an den Bergungsfahrzeugen anzubringen, damit ein F1-Auto nicht mehr drunter rutschen kann.

Der Ruf nach geschlossenen Cockpits findet bei den Verantwortlichen hingegen nur wenig Anklang. "Es ist verdammt schwierig ein Material zu finden, dass stark genug ist, um einen derartigen Aufprall wie im Fall von Bianchi zu überstehen, ohne dass die Struktur die Sicht der Fahrer beeinflusst", erklärte Whiting. Zudem nahmen die Verantwortlichen die Pressekonferenz zum Anlass, um mit der Kritik der vergangenen Tage, wonach das Rennen zu spät gestartet wurde, aufzuräumen. "Die Startzeit steht in keinster Verbindung mit dem Unfall", erklärte Whiting.

Auch die Aussage von Felipe Massa, wonach er Runden vor dem Unfall via Funk lautstark einen Rennabbruch gefordert hatte, dementierte der FIA-Rennleiter. "Das ist absolut nicht wahr. Er hat definitiv nicht in den Funk geschrien. Das einzige, was er über Funk mitgeteilt hat, war, dass die Bedingungen schlechter werden", erklärte Whiting. Wäre es tatsächlich der Fall gewesen, dass Massa nach einem Rennabbruch "geschrien" hätte, dann wäre es an Williams gelegen, die Rennleitung zu informieren. "Es ist unmöglich zu hören, was jeder Fahrer zu jedem Zeitpunkt sagt. Wenn es etwas Wichtiges gibt, dann liegt es an den Teams, uns das mitzuteilen", stellte Whiting klar.