Die Formel 1 gastiert an diesem Wochenende zum ersten Mal auf dem russischen Kurs von Sochi, doch die Gedanken hängen noch in Suzuka. Einige Fahrer machen kein Geheimnis daraus, dass sie Jules Bianchis schweren Unfall beim Japan Grand Prix vor wenigen Tagen noch nicht gut verdaut haben. Dazu gehören auch Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo.

"Hilft es uns, nach den Vorkommnissen wieder ins Auto zu steigen", fragte Vettel und gab die Antwort selbst: "Ja und nein. Es hilft beim Abschalten und dabei, sich auf die tägliche Arbeit zu fokussieren - das bestmögliche Setup zu suchen, Reifen zu vergleichen und die neue Strecke kennen zu lernen." Dabei machte der vierfache Weltmeister kein Geheimnis daraus, dass der tragische Suzuka-Vorfall auch bei ihm Spuren hinterlassen hat. Vettel: "Auf der anderen Seite ist es erst wenige Tage her und daher noch frisch und schwierig."

Kniffliger Auftakt für Red Bull in Russland, Foto: Sutton
Kniffliger Auftakt für Red Bull in Russland, Foto: Sutton

Schwieriger als erwartet

Ähnlich ging es Vettels Teamkollege Daniel Ricciardo. Zwar habe er sich in den beiden Sochi-Trainings auf seine Aufgaben konzentriert - leicht sie ihm das aber nicht gefallen. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nichts anderes im Hinterkopf hatte", so der Australier. "Aber du versuchst sicherzustellen, dass du zu 100 Prozent aufs Fahren konzentriert bist - das ist das Beste für deinen Job und deinen Kopf. Das war allerdings knifflig und nicht so leicht wie erwartet."

Sportlich lief beim Red-Bull-Duo am Freitag relativ wenig zusammen im Sochi Autodrom. Vettel erzielte im 2. Training mit dem neunten Platz das beste Ergebnis für sein Team. Das Noch-Weltmeister-Team könnte nach den ersten Eindrücken ein schwieriges Wochenende vor sich haben. "Es sieht danach aus, dass wir hier Probleme haben", befürchtete Vettel. "Die Strecke ist schön, aber vielleicht nicht für uns gemacht."

Mehr als Plätze im Mittelfeld waren nicht drin für Red Bull, Foto: Sutton
Mehr als Plätze im Mittelfeld waren nicht drin für Red Bull, Foto: Sutton

Motor gibt den Geist auf

Kollege Ricciardo erwischte ebenfalls keine guten Auftakt zur Russland-Premiere, kam nicht über die Plätze 12 und 13 hinaus. Sein 2. Training endete rund sieben Minuten vor Schluss, als er mit einem technischen Defekt ausrollte und für eine zwischenzeitliche Unterbrechung sorgte. Die Power Unit in seinem RB10-Boliden kommt dieses Jahr aber ohnehin nicht mehr zum Einsatz. "Man muss sagen, dass diese Power Unit das Ende ihres Lebens erreicht hat", erklärte Teamchef Christian Horner. "Leider hat sie sechseinhalb Minuten davon verpasst."

Der Motor war sowieso nur für den Einsatz im Training geplant, Ricciardo muss also keine Strafe für den Großen Preis von Russland infolge eines Motorenwechsels fürchten. "Das war eh unser letzter Freitag mit dem Motor", sagte er. "Deshalb hatten wir keine Sorge, als es zum Schluss nicht mehr weiter ging." Ricciardo erwartet für Red Bull in Sochi kein einfaches Wochenende: "Wir haben ein paar Settings ausprobiert, aber wir sind hier nicht so schnell. Die Geraden sind lang und damit tun wir uns ein bisschen schwer."

Red Bull plagt sich mit der langen Gerade im Sochi Autodrom, Foto: Sutton
Red Bull plagt sich mit der langen Gerade im Sochi Autodrom, Foto: Sutton

Schadensbegrenzung als Ziel

Schon nach den beiden Trainings sprach der Australier von Schadensbegrenzung für das Rennen am Sonntag. An einen Sieg sei gar nicht erst zu denken, sagte Ricciardo. Vielmehr peilte er ein Ergebnis unter den Top-5 an. "Wir sind weiter weg als wir erwartet hatten", räumte er ein. "Wir haben aber noch keine richtige Antwort gefunden. Da liegt noch etwas Arbeit vor uns."

Vor allem die Geraden in Sochi - die erste nach Start/Ziel ist länger als in Monza - bereitet dem Renault befeuerten Auto Schwierigkeiten. Ricciardo: "Wir müssen Speed auf der Geraden suchen, um im Rennen angreifen zu können. Es sieht nicht so aus, als ob wir auf die Pole fahren würden - also müssen wir das Setup auf den Sonntag ausrichten."