Ob Felipe Massa 2009 in Ungarn, Fernando Alonso drei Jahre später in Spa oder zuletzt Jules Bianchi in Suzuka: Nach heftigen Unfällen, bei denen der Kopf eines Fahrers betroffen war, kam die Diskussion über die Einführung einer Cockpithaube auf. Die Geschichte der Formel 1 hat gezeigt, dass nach wie vor die Köpfe der Piloten am meisten gefährdet sind. Nach dem jüngsten Vorfall in Japan hat offenbar ein Umdenken eingesetzt, nachdem sich in den vergangenen Jahren einige Fahrer gegen eine solche Haube ausgesprochen hatten.

Zumindest solle die Cockpithaube einmal getestet werden, merkte nun Fernando Alonso an. "Die schwersten Unfälle im Motorsport in den vergangenen Jahren waren Kopfverletzungen", sagte der Ferrari-Pilot am Rande des Russland Grand Prix. "Also ist das wahrscheinlich ein Teil, bei dem wir in Sachen Sicherheit noch Luft nach oben haben." Alonso kann ein Lied davon singen. Beim Großen Preis von Belgien war ihm in der Startphase Romain Grosjean knapp über das Cockpit gesegelt. Alonso: "Ich wäre wahrscheinlich in der ersten Kurve gestoben, wenn es 10 cm näher an meinem Kopf gewesen wäre."

Dramatische Szenen beim Belgien Grand Pris 2012 in Spa, Foto: Sutton
Dramatische Szenen beim Belgien Grand Pris 2012 in Spa, Foto: Sutton

Haube könnte eine Option sein

Große Unterstützung gab es von Felipe Massa, dem im Jahr 2009 auf dem Hungaroring eine Feder beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Nach diesem Vorfall testete das FIA Institute for Motor Sport Safety and Sustainability neben den Cockpithauben auch Windschutzscheiben aus Polycarbon. "Bei meinem Unfall wäre das perfekt gewesen", bezog sich Massa auf die Cockpithaube. "Es wäre interessant, das einmal auszuprobieren und an den Möglichkeiten zu arbeiten. Es könnte eine Option sein."

Ein großer Punkt, den Kritiker der Haube stets anführten: So etwas habe es auch früher nicht in der Formel 1 gegeben und ein Teil der Königsklasse seien eben die offenen Cockpits. "Das ist eines der speziellen Dinge an der Formel 1", sagte Sebastian Vettel am Donnerstag in Sochi. "Ich habe da etwas gemischte Gefühle." Der vierfache Weltmeister zeigte sich zwar nicht als Anhänger der Haube, räumte jedoch ein, dass es ausreichend Gründe gebe, den Kopfschutz einmal zu testen.

Felipe Massas Ferrari 2009 in Ungarn, Foto: Sutton
Felipe Massas Ferrari 2009 in Ungarn, Foto: Sutton

Warum eigentlich nicht?

Landsmann Adrian Sutil ging unterdessen offener mit dem Thema um. Sein Argument: In der Formel 1 sei es üblich, Dinge besser zu machen und fortschrittlich zu sein. Warum also in Zukunft nicht auf geschlossene Autos in der F1 setzen? "Man sollte es auf jeden Fall testen", so der Sauber-Pilot. "Wenn wir das Risiko minimieren können, ohne dabei etwas zu verlieren, ist das natürlich sehr interessant."

Ob die Cockpithaube wirklich einmal Einzug hält in die Formel 1, bleibt völlig offen. Sicherheits-Tests gibt es ständig, doch die Einführung würde sich stark auf die Konstruktion der Autos auswirken. Mit einer schnellen Lösung - etwa zur kommenden Saison - ist eher nicht zu rechnen. "Seit Anbeginn der Zeit fährt die Formel 1 mit offenen Cockpits, also wäre das eine sehr große Veränderung für den Sport", merkte Jenson Button an. "Aber wie ich immer sage: Bei der Sicherheit können wir uns immer weiter verbessern. Deshalb bin ich sicher, dass man sich anschauen wird, ob das eine Möglichkeit für die Zukunft ist."