Sochi hält viel Unbekanntes für die Fahrer und Teams bereit. Auf was freuen Sie sich an diesem Wochenende besonders?
Federico Gastaldi: Auf alles! Es ist ein absolut neues Abenteuer für die Formel 1, und ein extrem aufregendes dazu. Die Formel 1 ist ein globales Spektakel, und beim ersten Rennen in Russland dabei zu sein, ist für uns alle definitiv eine großartige Erfahrung. Das Wichtigste wird sein, die Nähe zu den Fans zu suchen und sie zu faszinieren, damit sie die Formel 1 schnell ins Herz schließen können. Es gibt im Feld mit Daniil Kvyat einen extrem talentierten und guten russischen Piloten und wir hatten bei uns in Enstone der ersten russischen Formel-1-Piloten überhaupt - unseren Freund Vitaly Petrov. Ich freue mich schon darauf, ihn wieder zu sehen, und zu hören, was er mir über die Faszination seiner Landsleute für die Formel 1 zu berichten hat.

Sehen Sie Russland als einen bedeutenden Formel-1-Markt für die Zukunft?
Federico Gastaldi: Absolut. Wir sollten so viel wie möglich in den größten Ländern und Märkten der Welt fahren. Wir haben seit dem Ende der Sowjetunion vor 20 Jahren gesehen, wie sich vor allem in Russland alles entwickelt hat und welches große Potential dieser Markt hat. Die Wirtschaft ist sehr stark und schnell gewachsen und die vielen großen Sport-Events, die dort bereits gehalten wurden und immer noch werden, sorgen für unglaubliche Möglichkeiten hinsichtlich Werbung und Vermarktung. Wir bei Lotus halten permanent Ausschau nach neuen Märkten und versuchen, die Erfahrung Formel 1 stets einem größeren Publikum schmackhaft zu machen und näher zu bringen.

Formel 1 und Olympische Spiele mit wichtigen Gemeinsamkeiten

Wir fahren an diesem Wochenende rund um und auf dem Olympia-Gelände. Die Formel 1 und die Olympischen Spiele sind zwei der größten Sportveranstaltungen der Welt. Denken Sie, es könnte noch mehr Veranstaltungen wie diese geben?
Federico Gastaldi: Es gibt natürlich parallelen zwischen der Formel 1 und den Olympischen Spielen, vor allem hinsichtlich der Größe und Bedeutung für große Marken und Unternehmen. Das kann für die Formel 1 natürlich nur gesund sein. Der Sport und alle Teams müssen da stets dahinter sein und dafür sorgen, so attraktiv wie möglich für Partner und Geldgeber von außerhalb zu bleiben. Es gibt einfach so viele Aspekte der Formel 1, die für große Marken attraktiv sind. Die Technologie und Effizienz der Autos in diesem Jahr ist für die Zukunft des Motorsports ein Vorbild und Wegweiser, und wir müssen alles daran setzen, diese Botschaft so weit wie möglich zu verbreiten. Ich denke auch, dass sich die Formel 1 gut mit der olympischen Philosophie identifizieren kann, denn wir haben ja auch die Strecke in Montreal, wo 1976 die Ruderwettbewerbe der Olympischen Spiele abgehalten wurden. Die Strecke in Barcelona wurde auch unmittelbar vor den Olympischen Spielen 1992 gebaut. Wir können also bereits auf eine schöne Verbindung zwischen den beiden bedeutenden Sportevents blicken.

Lotus wartet seit Monaco auf weitere Punkte, Foto: Sutton
Lotus wartet seit Monaco auf weitere Punkte, Foto: Sutton

Wie fassen Sie das Suzuka-Wochenende zusammen?
Federico Gastaldi: Der schreckliche Unfall von Jules hat natürlich alles überschattet und das Wochenende für uns zu einer extrem schwierigen Angelegenheit gemacht. Unser gesamtes Team wünscht ihm natürlich nur das Beste für die kommenden Tage und Wochen und wir hoffen natürlich alle auf einen positiven Ausgang des Ganzen. Auch vor dem Unfall war es schon schwierig, irgendwelche realistischen Schlüsse zu ziehen, da die Bedingungen derart schwierig waren. Beide Piloten haben eine gute Leistung gezeigt, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Gischt von den vorausfahrenden Autos die Sicht massiv behindert hat. An einem anderen Tag hätten wir wohl in die Punkte fahren können, aber wir haben einmal mehr beide Autos ins Ziel gebracht und nachdem, wie das Rennen verlaufen ist, war das durchaus positiv.

Gastaldi lobt FIA für Arbeit während Suzuka-GP

Wie bewerten Sie die Entscheidungen der FIA hinsichtlich der Safety Cars und der Roten Flagge während des Rennen?
Federico Gastaldi: Der Job der FIA ist extrem schwierig und im Nachhinein ist man natürlich immer schlauer. Ich muss für mich ganz klar sagen, dass ich mit den Aktionen der FIA zu den jeweiligen Zeitpunkten stets absolut einverstanden war. Zu Beginn des Rennens war es eindeutig zu nass für Racing, und sie haben das einzig Richtige getan, und das Feld eine gute Anzahl an Runden hinter dem Safety Car zurücklegen lassen. Als es gegen Ende des Rennens wieder schwieriger wurde mit dem Regen passierte ja leider auch der schlimme Unfall, und es war die einzig richtige Entscheidung, das Rennen dann abzubrechen. Ingesamt finde ich, man muss allen Beteiligten ein Lob dafür aussprechen, wie sie die schwierigen und anspruchsvollen Situationen gemeistert haben.

Laufen die ganzen Vorbereitungen des Teams für die Saison 2015 momentan nach Plan?
Federico Gastaldi: Ja, hinter den Kulissen laufen bereits viele positive Prozesse für die kommende Saison ab. Ich bin jedoch der Meinung, dass wir auch in dieser Saison noch Chancen auf weitere Punkte bekommen werden. Da müssen wir unseren Fokus drauf legen, ohne jedoch die intensiven Vorbereitungen für die kommende Saison zu verbnachlässigen. Im Moment sieht es für uns für kommende Saison wirklich vielversprechend aus, und wir werden alles dafür geben, wieder weiter oben im Feld Fuß zu fassen. Wir sind als Team geschlossen konzentriert und fokussiert, dieses Ziel zu erreichen.