Unverhofft kommt oft. Dieser Sinnspruch beschreibt den Morgen des Daniil Kvyat in Suzuka wohl am besten. Nachdem Sebastian Vettel Red Bull am Freitagabend mitgeteilt hatte, das Team zu verlassen, machte die Weltmeistermannschaft Nägel mit Köpfen und bestellte prompt Toro-Rosso-Pilot Daniil Kvyat zum Nachfolger des Heppenheimers. In Kenntnis gesetzt darüber wurde der junge Russe am Samstag um neun Uhr vor dem dritten Freien Training und seine Reaktion fiel dementsprechend überrascht aus.

"Das war ein sehr spezieller Samstag, da mir gesagt wurde, dass ich im nächsten Jahr für Red Bull fahren werde", sagte Kvyat. "Es ist ein fantastisches Gefühl, eine großartige Möglichkeit und eine Ehre für mich. Ich möchte mich bei Red Bull bedanken, dass sie mir vertrauen." Keineswegs überrascht zeigte sich der 20-Jährige allerdings über den Umstand, dass Red Bulls Wahl auf ihn und nicht auf seinen Teamkollegen Jean-Eric Vergne fiel.

Erfahrung nicht so wichtig

"Jean-Eric ist ein toller Fahrer, er ist sehr schnell und auch erfahren", betonte Kvyat. "Aber ich fahre schon seit langer Zeit Rennen, auch wenn ich noch nicht so lange in der Formel 1 bin. Es gibt manche Dinge, die man nur erlernen kann, wenn man sie auch tut, und ich glaube, das ist bei mir der Fall." Während der Russe in seiner Rookie-Saison ist, befindet sich Vergne schon in seinem dritten Formel-1-Jahr und verfügt dementsprechend über deutlich mehr Erfahrung, was für Kvyat allerdings kein entscheidendes Kriterium ist.

Kvyat legt einen steilen Aufstieg hin, Foto: Sutton
Kvyat legt einen steilen Aufstieg hin, Foto: Sutton

"Wir können in diesem Jahr sehen, dass die Erfahrung keine große Rolle für Jean-Eric spielt", meinte Kvyat mit Blick auf seinen französischen Stallgefährten. "Aber er war eine fantastische Messlatte für mich. Wir haben uns gegenseitig gepusht, was mir geholfen hat, mich weiterzuentwickeln." Für Kvyat kommt der Aufstieg zu einem absoluten Topteam äußerst schnell, denn noch im Vorjahr war er in der GP3 am Start und seine Verpflichtung durch Toro Rosso rief kritische Stimmen hervor, die er mit seinen guten Leistungen jedoch rasch zum Verstummen brachte.

So holte der Russe gleich bei seinem ersten Rennen in Melbourne Punkte und ist somit der jüngste Pilot in der Geschichte der Formel 1, dem dies gelang. Dementsprechend bereit fühlt sich Kvyat auch, den nächsten Schritt auf der Karriereleiter zu machen. "Red Bull verlässt sich auf mich", hielt er fest. "Mit dieser Entscheidung zeigen sie Vertrauen, was ich sehr schätze. Diese Entscheidung wurde getroffen, weil sie wissen, welche Art Fahrer ich bin und ich werde mein Bestes tun, um ihnen Recht zu geben."

Vier Kandidaten für Kvyat-Nachfolge

Durch die großflächige Personalrochade im Hause Red Bull gibt es nun plötzlich ein freies Cockpit bei Toro Rosso. Somit könnte sich für Vergne doch noch eine Möglichkeit auftun, beim Team zu bleiben, denn eigentlich war der Franzose im Zuge der Verpflichtung von Max Verstappen bereits verabschiedet worden. "Ein Verbleib von Vergne bei Toro Rosso ist nicht ausgeschlossen", verriet Motorsportberater Dr. Helmut Marko.

Allerdings ist der 25-Jährige nicht der einzige Kandidat für die Kvyat-Nachfolge. "Wir haben vier Top-Kandidaten und werden aus ihnen sicherlich eine gute Wahl treffen", so Marko. "Vielleicht ist unsere Wahl für viele ja wieder eine Überraschung." Mitglieder des erlesenen Quartettes sind vermutlich Carlos Sainz Jr. sowie Antonio Felix da Costa. Während ersterer kurz vor dem Gewinn der Formel Renault 3.5 steht, ist der Portugiese derzeit für BMW in der DTM am Start und machte sich bereits in der Vorsaison Hoffnungen, jenes Cockpit zu erhalten, das schlussendlich Kvyat zugesprochen bekam.