Ferrari und Sebastian Vettel. Das ist eine lange Liebesbeziehung. "Jeder Rennfahrer träumt insgeheim von Ferrari oder Mercedes", sagte der frisch gebackene Weltmeister nach seinem ersten Titelgewinn 2010. "Ob man aber irgendwann dort fährt, hängt von vielen Faktoren ab. Da muss dann alles zusammenpassen, Mythos alleine reicht nicht. Aber das ist noch weit, weit weg."

Fünf Jahre später wird es 2015 soweit sein. Sebastian Vettel wechselt nach sechs Jahren bei Red Bull Racing und noch viel mehr Jahren im Red-Bull-Programm nach Maranello. Die Verlockung von Ruhm, Ehre und der Chance, den Mythos Ferrari wieder in rotem Glanze erstrahlen zu lassen waren doch zu groß.

Selbst Teamchef Christian Horner erkannte vor einigen Jahren die Anziehungskraft der Roten an: "Einen Ferrari zu besitzen, das ist für viele Männer so was wie eine Liebesgeschichte. Ferrari ist eben ein Mythos", erklärte der Red-Bull-Teamchef damals.

Gleichzeitig scheint sich das Verhältnis von Vettel zu seinem Entdeckerteam in der schwierigen Saison 2014 stark abgekühlt zu haben. Jacques Villeneuve hielt schon vor einigen Wochen im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com fest: "Sebastian bekam vom Team oder besser gesagt von Dr. Helmut Marko ständig gesagt, dass er endlich aufwachen muss. Er bekam keine positive Energie vom Team."

Im Vorfeld des Österreich Grands Prix in Spielberg fuhr Vettel das erste Mal in einem Formel-1-Ferrari - dem Siegerauto von Gerhard Berger aus Italien 1988. Mittlerweile wird Red Bull die Promotion-Aktion wohl bereuen.

Bei Ferrari tritt Vettel die Nachfolge von Fernando Alonso an. Der Spanier ist bei Ferrari gescheitert. Sein Ziel war es, Vettel zu schlagen und die Scuderia zum ersten Titelgewinn seit 2007 zu führen. Nun liegt es an Vettel, in die Fußstapfen seines Freundes und Vorbildes Michael Schumacher zu treten.

"Mir ist egal, was einige Leute über Michael sagen", hielt Vettel im Jahr 2010 fest. "Eins steht fest: Michael hat in seiner Karriere, besonders bei Ferrari, etwas Außergewöhnliches gemacht. Er hat ein ganzes Team um sich herum aufgebaut, hat geschaut, dass jedes Rädchen perfekt ineinander greift. Er hat die Leute angesteckt mit seiner Passion und Leidenschaft. Das ist für mich dieser eine Schritt extra, das ganz Besondere."

Das könnte Vettel nun als seine neue Aufgabe in Maranello ansehen. Bereits am Freitag machten im Fahrerlager von Suzuka Gerüchte die Runde, wonach eine Reihe an Ingenieuren von Milton Keynes in Richtung Maranello aufbrechen würden. Auch bei Toro Rosso in Faenza sollen ehemalige Vettel-Vertraute ihre Koffer für eine neue italienische Heimat packen.

Sinnbild: Ferrari wartet im Hintergrund auf Vettels Ankunft, Foto: Sutton
Sinnbild: Ferrari wartet im Hintergrund auf Vettels Ankunft, Foto: Sutton

Umgekehrt ist es für Ferrari ein Startschuss in eine neue Ära. Mit Vettels Verpflichtung machen Neu-Präsident Sergio Marchionne und Neu-Teamchef Marco Mattiacci deutlich: Wir meinen es ernst. Ihnen ist gelungen, woran ihre Vorgänger Luca di Montezemolo und Stefano Domenicali gescheitert sind - Vettel nach Maranello zu locken. An diesem neuen Heilsbringer werden sie sich messen lassen müssen. So wie ihre geschassten Vorgänger an den Alonso-Jahren.

Noch 2012 sagte Vettel: "Wir wollen ein Mythos wie Ferrari werden." Mit vier Titeln in vier Jahren haben sich Vettel und Red Bull zumindest auf ewig in die Geschichtsbücher eingetragen. Für einen eigenen Mythos reicht das jedoch nicht. Bernie Ecclestone hat mal wieder alles schon lange gewusst.

In Vettels erster Red-Bull-Saison 2009 sagte er: "Ich sehe Sebastian bei Ferrari. Ich wundere mich sogar ein bisschen, dass er da noch nicht unter Vertrag steht. Aber das wird ganz sicher einmal so sein." Bernie behält eben immer recht.