An den letzten Rennwochenenden wirkte es, als ob die Konkurrenz sich langsam an Mercedes herantasten könnte. Am Trainings-Freitag erhielten diese Hoffnungen der Gegner einen herben Rückschlag.

Doppel-Bestzeiten in beiden Sessions für die Silberpfeile - und das auch noch mit großem Vorsprung. Am Ende fehlte der Konkurrenz auf Hamiltons Bestzeit im Tagesklassement rund eine Sekunde. Allzu große Hoffnungen auf ein anderes Kräfteverhältnis am Sonntag dürfen sich die Gegner nicht machen: Im Longrun sieht es für sie im Kampf gegen Mercedes ähnlich düster aus.

Mercedes in eigener Liga

Wie der Bereich der 1:35er-Zeiten auf eine schnelle Runde am Freitag nur Lewis Hamilton und Nico Rosberg vorbehalten war, so waren Longrun-Zeiten von unter 1:40 exklusiv dem Mercedes-Duo reserviert.

Hamilton bestritt auf dem weicheren Reifensatz (in Suzuka der Medium) acht fliegende Runden am Stück und blieb dabei in den ersten vier unter 1:40. Rosberg - ebenfalls auf den weicheren Pirellis auf der Strecke - blieb sogar fünf Runden in Folge unter dieser Marke und fiel in seinen neun schnellen Runden nur zweimal über diesen Wert. Dabei erzielte Rosberg mit 1:39,649, 1:39,67, 1:39,695 und 1:39,725 auch die vier schnellsten Longrun-Runden dieses Tages.

Wer ist bester Verfolger?

Ohne Wetterkapriolen oder technische Defekte dürfte es für die Konkurrenz an diesem Wochenende in Suzuka düster ausschauen. Doch wer ist Favorit auf den dritten Platz? In Singapur hatte Red Bull im Kampf der Verfolger die Hosen an, doch in Suzuka sieht es eher wieder nach Williams aus. Valtteri Bottas hatte im zweiten Training nicht nur die schnellste Einzelrundenzeit eines Nicht-Mercedes-Piloten, sondern auch den stärksten Longrun.

Ganze zwölf Runden drehte der Finne auf seinem weicheren Reifensatz und überschritt dabei nur dreimal die Marke von 1:41. Von den restlichen Verfolgern blieb im Longrun nur Sebastian Vettel unter dieser Marke. Jenson Button fuhr mit 13 Runden den längsten Stint, auch er war dabei - wie Teamkollege Kevin Magnussen - auf Medium-Reifen unterwegs. Ferrari ließ sich bislang noch nicht in die Karten schauen. Zwar erzielte Fernando Alonso mit 1:36.037 schon im ersten Training die drittbeste Zeit des Tages, doch mit nur sechs Runden hatte er auch den kürzesten Longrun. Kimi Räikkönen verzichtete überhaupt auf einen zusammenhängenden Longrun.

Williams ist Topspeed-Kaiser

Auf dem schnellen Suzuka Circuit kommt Williams der Topspeed-Vorteil wieder so richtig zugute. Bottas' Bolide wies sessionübergreifend in drei Sektoren die höchste Geschwindigkeit auf und schnappte sich mit 314,5 km/h auch mit deutlichen drei Stundenkilometern Vorsprung auf Mercedes den absoluten Bestwert des Trainigstages. Zum Vergleich: Vettels Red Bull ist, je nach Sektor, zwischen fünf und zwölf km/h langsamer als der Williams.

Sektor 1 Sektor 2 Sektor 3
Bottas (FP1)286,6 Bottas (FP2)314,5 Bottas (FP1)267,5
Rosberg (FP2)286,0 Hamilton (FP2)311,5 Hamilton (FP2)267,3
Hamilton (FP2)285,0 Perez (FP1)310,6Rosberg (FP2)266,9
... ... ...
Alonso (FP2)281,7 Alonso (FP2)304,3 Alonso (FP1)265,6
Vettel (FP2)281,6 Vettel (FP2)301,6 Vettel (FP2)261,6

Pirelli spielt keine Rolle

Die Italiener haben die Medium- und die harte Mischung nach Suzuka gebracht, ein Großteil der Fahrer bestritt die Longruns mit dem weicheren der beiden Reifen. Sportchef Paul Hembery rechnet nicht damit, dass es am Sonntag zu großen strategischen Kniffen kommt. "Wir erwarten entweder zwei oder drei Stopps. Allerdings steht hinter dem Wetter ja noch ein großes Fragezeichen", sagte der Brite.