Ein heftiger Unfall von Marussia-Pilot Jules Bianchi hat den Großen Preis von Japan in Suzuka überschattet. In Kurve sieben flog der Franzose von der Piste ab und rutschte seitlich unter einen Abschleppkran, der gerade das Wrack vom ebenfalls dort gestrandeten Adrian Sutil bergen wollte. Bianchi wurde bewusstlos ins Krankenhaus gefahren. Ein FIA-Sprecher erklärte, sein Zustand verschlechtere sich.

Im ganzen Fahrerlager herrschte Schockstarre. Der nahende Taifun Phanfone tritt genauso in den Hintergrund wie das sportliche Geschehen. Um letzteres in einem Aufwasch dennoch zu überblicken, analysiert Motorsport-Magazin.com in diesem Artikel im Detail, wie sich die einzelnen Teams in Suzuka geschlagen haben.

Mercedes

Mercedes holte den nächsten überlegenen Doppelsieg., Foto: Sutton
Mercedes holte den nächsten überlegenen Doppelsieg., Foto: Sutton

Sonntag: Mercedes erwischte mit einem Doppelsieg in Suzuka einen Sonntag nach Maß. Lewis Hamilton und Nico Rosberg bewiesen, dass ihre Silberpfeile der Konkurrenz im Regen sogar noch überlegener sind, als auf trockener Strecke. In den ersten Runden fuhren sich die Piloten ein gewaltiges Polster auf sämtliche Verfolger heraus. Davon zehrten sie gegen Mitte des Rennens, als Red Bull auf abtrocknender Strecke auftrumpfte und sogar Mercedes kurzzeitig alt aussehen ließ.

Für Nico Rosberg startete das Rennen ideal. Schnell fuhr er eine kleine Lücke auf Hamilton heraus. Durch massives Übersteuern nach dem Wechsel auf die Intermediates am Auto des Deutschen gelangen Hamilton in Runde 29 jedoch Überholmanöver und Rennentscheidung in Turn eins. "Ich habe mich heute insgesamt schwer getan und keine Balance im Auto gehabt, dafür habe ich keine Lösung gefunden", übte Rosberg Selbstkritik.

"Das Ergebnis ist toll für uns. Das Qualifying lief nicht perfekt, aber das Auto war das ganze Rennen über klasse", freute sich hingegen Hamilton. Doch auch der Brite erwischte kein fehlerfreies Rennen. Bei seinem ersten Versuch, Rosberg am Ende der Start- und Ziel-Gerade zu überholen, verbremste er sich und kam neben die Strecke. "Ich hatte DRS vor der Kurve offen und nach dem Schließen weniger Grip", erklärte der Mercedes-Fahrer. Trotz der Probleme alles in allem also ein "gigantischer Tag für das Team", so Rosberg.

Trotzdem gerät selbst das zur Nebensache: "Meine Gedanken sind jetzt eher bei Jules Bianchi. Es scheint eine ernste Sache zu sein", sagt Rosberg. "Wir machen uns alle Sorgen um unseren Kollegen Jules. Ich weiß nicht, was ich sagen soll", erklärte Hamilton. Auch Teamchef Toto Wollf äußerte sich zum Unfall: "Unser tolles Ergebnis tritt total in Hintergrund. Wir sind im Sport zusammen, es ist furchtbar wenn so ein Unfall passiert."

Mercedes sicherte sich überlegen die erste Startreihe, Foto: Mercedes AMG
Mercedes sicherte sich überlegen die erste Startreihe, Foto: Mercedes AMG

Samstag: Was für eine Vorstellung. Mercedes dominierte in Suzuka auch das Qualifying nach Belieben. In allen drei Abschnitten bildeten die Silberpfeile die Doppelspitze - genau wir in sämtlichen Trainingssessions. Noch dazu verbesserten sich Rosberg und Hamilton sukzessive und auf gleichem Niveau. Erst im letzten Schlagabtausch fand Rosberg die letzten entscheidenden zwei Extra-Zehntel und fuhr auf die Pole Position.

"Das war ein fantastischer Zweikampf zwischen zwei Fahrern auf dem allerhöchsten Niveau", lobte Toto Wolff. "Die Balance war perfekt. So konnte ich voll angreifen und in den Kurven bis ans Limit gehen", schwärmte Rosberg von seinem Auto. "Nico hat heute eine perfekte Leistung gezeigt. Er hat sich mit jedem Run verbessert und seine Arbeit mit einer sehr starken Pole Position gekrönt", sagte Wolff, räumte aber ein: "Lewis wurde von seinem Unfall heute Vormittag beeinträchtigt. So etwas hast du stets im Hinterkopf."

"Ich habe es heute Vormittag etwas übertrieben", gestand Hamilton. "Das war nicht meine beste Session heute", sagte der Brite, gab sich aber sogleich angriffslustig: "Ich bin immer noch Zweiter (der Startaufstellung) und wir haben schon Rennen erlebt, in denen wir von weiter hinten gestartet sind. Deshalb bin ich heiß auf morgen!"

Mercedes fährt in Suzuka in einer eigenen Liga, Foto: Sutton
Mercedes fährt in Suzuka in einer eigenen Liga, Foto: Sutton

Freitag: Glanzvorstellung in Silber. Für Lewis Hamilton und Nico Rosberg lief das Freitagstraining in Suzuka nach Maß. Beide Piloten spulten mehr als eine Renndistanz ab. Während Nico Rosberg im ersten Freien Training mit einer 1:35,4 und 0,15 Sekunden vor Hamilton die Bestzeit setzte, konterte der Brite am Nachmittag. Dank einer 1:35,0 im zweiten Training sicherte sich Hamilton die Tagesbestzeit mit zweieinhalb Zehnteln vor Rosberg.

"Diese Strecke ist eine der anspruchsvollsten mit Blick auf den Abtrieb. Entsprechend ist es fantastisch, dass wir hier so wettbewerbsfähig sind. Es ist unglaublich, was dieses Team erreicht hat. Die Pace sieht gut aus", erklärte der WM-Leader. Auch Nico Rosberg zeigte sich nach der Trainingssession sichtlich zufrieden. "Das Auto ist überall gut - auf einer Runde, auf Longruns. Ich fühlte mich sofort wohl im Auto, trotzdem bin ich schon ein wenig überrascht über den Abstand", sagte Rosberg.

Anders als in Singapur, wo die Konkurrenz vor allem durch Fernando Alonso im Ferrari und die Red Bull am Freitag direkt im Getriebe der Mercedes schnüffelte, gelang es den Silberpfeilen in Japan den Vorsprung wieder massiv auszubauen. Eine Sekunde fehlte dem ersten Verfolger, Fernando Alonso, auf Hamilton. Valtteri Bottas lag sogar 1,2 Sekunden zurück. Sorgt das Wetter nicht für völliges Chaos ist Mercedes das Prädikat "unbesiegbar" schon sicher.

Red Bull

Der Rennabbruch spülte Vettel aufs Podium, Foto: Sutton
Der Rennabbruch spülte Vettel aufs Podium, Foto: Sutton

Sonntag: Red Bull profitierte am Rennsonntag von einem Regensetup, das Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo im Qualifying noch bessere Startpositionen gekostet hatte. Nach dem Mercedes war der Red Bull das mit Abstand schnellste Paket im Feld. Für eine kurze Phase auf den Intermediates waren die Red Bull sogar zwischen 0,5 und einer Sekunde schneller als die Silberpfeile. Folgerichtig kamen Vettel und Ricciardo auf den Plätzen drei und vier ins Ziel.

Vettel profitierte dabei vom Rennabbruch in Runde 47. Erst zwei Runden zuvor hatte der Weltmeister gestoppt und war hinter seinen Teamkollegen gefallen. Weil nun allerdings genau diese Runde für das Rennergebnis gewertet wurde, stand am Ende doch der Deutsche auf dem Podium. "Es war ein guter Tag für uns, wir haben viele Punkte gemacht und ich durfte auf meiner Lieblingsstrecke wieder auf das Podium", fasste Vettel einen gelungenen Arbeitstag zusammen. "Die Setup-Wahl von gestern hat sich heute bezahlt gemacht", ergänzte Ricciardo.

Besonders beeindruckend waren die Überholmanöver gegen die Williams-Piloten. Bottas und Massa, am Samstag noch ganz klar zweite Kraft in Japan, hatten nicht den Hauch einer Chance sich in den kurvigen Abschnitt vor den schnellen Red Bulls zu halten. "Fantastische Manöver", jubelte Teamchef Christian Horner. Zumindest so halbwegs. "Die Priorität liegt ganz klar auf Bianchi", bemerkte Horner. Selnst Daniel Ricciardo verlor angesichts des schlimmes Unfalls sein Lachen: "Im Moment denken wir alle an Bianchi, das ist die größte Sorge", sagte der Australier. "Alles, was auf der Strecke geschehen ist, ist zweitrangig", sagte Vettel.

 Sayōnara! Vettel sagt Red Bull goodbye, Foto: Red Bull
Sayōnara! Vettel sagt Red Bull goodbye, Foto: Red Bull

Samstag: Für das Qualifying interessierte sich bei Red Bull Racing am Samstag niemand so richtig. Das Sportliche trat ganz klar in den Hintergrund. Der Abschied von Sebastian Vettel zum Saisonende überstrahlte alles. Und das ist auch besser so, war die Performance des RB10 doch alles andere als erbaulich: Auf dem Suzukua International Racing Course reichte es für das Gespann Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel nur zu den Startpositionen sechs und neun.

"Es lief alles sehr zäh bei uns. Wir haben schon das ganze Wochenende keine richtige Balance im Auto gefunden. Die Zeit von Ricciardo war noch das Optimum", sagte Motorsportberater Helmut Marko. "Falls es morgen regnet, sollten wir etwas besser aufgestellt sein", ergänzte Ricciardo. Der Grund: Red Bull setzte offensichtlich auf ein Regen-Setup, was die schlechte Pace und die erbärmlichen Top-Speed-Werte erklären würde.

Vettel litt zudem unter den Nachwirkungen eines Defekts im Training: "Mir hat heute Morgen einfach die Zeit gefehlt, ich kam nicht ganz zurecht. Erst ging es auf den weichen Reifen ganz gut, aber als die Strecke besser wurde, konnte ich nicht so sehr wie der Rest zulegen. Ich habe überall etwas liegen gelassen, habe mich beim Anbremsen nicht wohl gefühlt und hatte einige Ecken und Kanten drin", erklärte Vettel.

Daniel Ricciardo krachte spektakulär in die Mauer, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo krachte spektakulär in die Mauer, Foto: Sutton

Freitag: Kein idealer Freitag für Red Bull! Nach einem dürftigen neunten Platz mit mehr als zwei Sekunden Rückstand auf die Silber-Spitze im ersten Freien Training, verbesserte sich Sebastian Vettel am Nachmittag zumindest massiv. Am Ende reichte es zum fünften Rang - allerdings fehlten nach wie vor satte 1,35 Sekunden auf die überlegene Tagesbestzeit von Lewis Hamilton.

Noch schlimmer verlief die Session für Daniel Ricciardo. Durch einen Fehler beim Aufwärmen der Reifen verlor der Australier in der letzten Kurve die Kontrolle über seinen Boliden, flog ab und krachte in die Begrenzung. So reichte es ohne einen schnellen Option-Run nur zum zehnten Platz.

Dennoch geben sich beide Piloten optimistisch für das Wochenende. "Ich denke wir können definitiv mehr erreichen, als Fünfter zu werden", sagt Vettel. "Es läuft ganz klar in die richtige Richtung bei uns. Wir wissen, wie der Reifen reagiert", ergänzt Ricciardo.

Williams

Nur kurz hielten die Williams Red Bull hinter sich, Foto: Sutton
Nur kurz hielten die Williams Red Bull hinter sich, Foto: Sutton

Sonntag: Schadensbegrenzung. Damit lässt sich der Suzuka-Sonntag von Williams am besten betiteln. Denn obwohl der Traditionsrennstall im Regen keine Chance auf das Podium hatte, baute er zumindest den Vorsprung auf WM-Konkurrent Ferrari aus. Die Scuderia blieb in Japan punktlos, Williams hingegen rettete mit Bottas auf Platz sechs und Massa auf Platz sieben immerhin 14 Zähler für das Punktekonto.

Gegen die auf Regen getrimmten Red Bull waren die weißen Boliden allerdings chancenlos. Auch Regenspezialist Button war im Nassen deutlich schneller. "Für uns war das kein einfaches Rennen. Im Nassen war das Auto einfach nicht gut. Uns hat die Geschwindigkeit in den Kurven gefehlt, dort haben wir viel Zeit verloren", erklärte Bottas warum Vettel und Ricciardo sogar außen herum überholen konnten. "Immerhin haben wir noch ein paar Punkte geholt, das ist immer gut", sagte Bottas, der in der WM hinter Vettel zurückfiel.

"Die Red Bull waren heute einfach viel schneller, vor allem auf den Intermediate-Reifen. Wir hatten einfach keine Chance uns zu verteidigen", bestätigte Massa.

Williams ist die klare Nummer zwei in Suzuka, Foto: Sutton
Williams ist die klare Nummer zwei in Suzuka, Foto: Sutton

Samstag: Williams bestätigte im Qualifying, dass in Suzuka mit der Truppe aus Grove absolut zu rechnen ist. Valtteri Bottas und Felipe Massa stellten die Martini-Boliden in die zweite Startreihe. Als einzigem Team gelang es Williams damit, den Abstand auf Mercedes unter eine Sekunde zu drücken. "Der Abstand zur Spitze war sogar geringer als erwartet", freute sich Bottas.

"Das gesamte Team hat wirklich gute Arbeit geleistet. Wir sind in der erhofften Position und zuversichtlich, Platz drei und vier im Rennen halten zu können", ergänzte Rob Smedley. Sollte es regnen seien die guten Platzierungen umso wichtiger. Dass Massa im Teamduell erneut klar unterlag, kümmerte den Brasilianer nicht. "Ich war nicht schnell genug für Platz drei, aber ich weiß, dass wir eine gute Pace im Auto haben", sagte Massa.

Valtteri Bottas war am Freitag für Williams-Verhältnisse sehr schnell unterwegs, Foto: Sutton
Valtteri Bottas war am Freitag für Williams-Verhältnisse sehr schnell unterwegs, Foto: Sutton

Freitag: Ähnlich wie Mercedes ließ es auch Williams diesmal bereits am Freitag krachen. Wobei der britische Traditionsrennstall dabei nur mit einem Auto auf schnelle Runden aus war. So sicherte sich Valtteri Bottas die viertschnellste Zeit des Tages, während Massa den Williams-Standard-Freitag abspulte und in beiden Sessions die Top-10 verpasste.

Allerdings hatte der Brasilianer auch mit kleineren Problemen zu kämpfen: "Ich hatte aber ein paar Zwischenfälle und Schwierigkeiten mit dem Grip. Es hatte aber nichts mit dem neuen Aero-Paket zu tun, diese Teile haben gut funktioniert", erklärte Massa. Ein Faktum, das Kollege Bottas beeindruckend vorführte."Die Balance des Autos war von Anfang an gut, deshalb haben wir gleich einen Schritt nach vorne machen können. Die Updates waren ebenfalls sehr gut, was auch positiv ist", befand der Finne

Auch Rob Smedley war nach dem Freitag äußerst angetan: "Das Auto war sehr schnell", lautete das kurze, aber präzise Tagesfazit des Head of Perfomance.

Ferrari

Mit Platz 12 bester Ferrari: Kimi Raikkönen, Foto: Sutton
Mit Platz 12 bester Ferrari: Kimi Raikkönen, Foto: Sutton

Sonntag: Was für ein Desaster für die Truppe aus Maranello! Der zweite Ausfall binnen drei Rennen für Fernando Alonso (Elektronikdefekt) und ein völlig verpatzter Boxenstop bei Kimi Raikkönen kosten Ferrari WM-Punkte in Suzuka. Eine bitterer Rückschlag in der Konstrukteursweltmeisterschaft, punktete Williams zumindest mit beiden Autos. "Eine Schande", urteilte Alonso. "Ich konnte das Auto einfach nicht so fahren, wie ich wollte", ärgerte sich Raikkönen.

"Unglücklicherweise war unser ganzes Wochenende von Zuverlässigkeitsproblemen durchzogen. Bei Kimi haben wir heute den Preis dafür bezahlt, sein Auto im dritten Training nicht richtig eingestellt zu haben. Er hatte Balance-Probleme. Auch was Fernando passiert ist, unterstreicht, dass wir das Auto verbessern müssen", sagte Teamchef Marco Mattiacci. "Das alles ist aber nebensächlich. All unsere Gedanken sind bei Jules Bianchi", sagte Mattiacci zum Unfall des Piloten aus dem Ferrari-Förderprogramm.

Ferrari gönnte Kimi Raikkönen im Q3 nur einen Run. Ergebnis: P10, Foto: Sutton
Ferrari gönnte Kimi Raikkönen im Q3 nur einen Run. Ergebnis: P10, Foto: Sutton

Samstag: Für Ferrari lief das Qualifying besser als nach dem verhältnismäßig schlechten Freitag befürchtet. Fernando Alonso hielt den Abstand zur Spitze konstant bei 1,2 Sekunden und sicherte sich die fünfte Startposition. "Ich bin im Qualifying schon oft Fünfter gewesen. Das heutige Ergebnis müsse wir aber in einem anderen Licht sehen, weil es mir heute auf der Strecke sehr gut ergangen ist - sowohl in den langsamen, als auch in den schnellen Passagen", sagte Alonso.

Kimi Raikkönen landete im zweiten Ferrari auf Platz zehn. Durch einen Defekt im dritten Training hatte der Finne allerdings wertvolle Zeit verloren: "Dadurch konnten wir einige Komponenten nicht mehr testen. Schade, denn das wäre wichtig für unsere Setupwahl gewesen. Aber meine heutige Leistung hat sich nahtlos in das bisherige Bild dieses Wochenendes eingereiht. Ich hatte zwar ein gutes Gefühl für das Auto, dennoch konnte ich einige Probleme von gestern auch heute nicht lösen", gestand der Iceman.

Mit neuem Heckflügel schob sich Raikkönen vor Alonso, Foto: Sutton
Mit neuem Heckflügel schob sich Raikkönen vor Alonso, Foto: Sutton

Freitag: Ferrari präsentierte sich am Freitag etwas schwächer als üblich. Vor allem, weil Mercedes ungewöhnlich früh seine Stärke demonstrierte, waren die Positionen eins und zwei bereits an Silber vergeben. Doch nicht einmal zur klaren Nummer zwei im Freitagsergebnis reichte es für Ferrari. Sowohl der schärfste WM-Rivale Williams als auch Red Bull und sogar McLaren lagen auf Augenhöhe mit den Roten.

Dennoch reichte es für Fernando Alonso im Tagesergebnis dank einer starken Runde und P3 am Morgen knapp zum Titel "Best of the rest" hinter Silber. "Wir haben an unserer Rennabstimmung sowohl für trockene als auch nasse Bedingungen gearbeitet. Alles lief ohne größere Probleme ab", bilanzierte ein zufriedener Alonso.

Kimi Raikkönen, im ersten Training noch mehr als eine Sekunde langsamer als der Spanier, drehte am Nachmittag den Spieß um. Mit einem neuen Heckflügel setzte sich der Finne um eine Zehntel gegen Alonso durch. Dafür reichte es für das Duo aus Maranello nur zu den Positionen sechs und sieben, weshalb der Iceman alles andere als glücklich war: "Das war heute kein einfacher Tag. Die Strecke hatte heute kaum Grip. Es gelang mir nur ein guter Run.

McLaren

Regenflüsterer Jenson Button kitzelte das Limit aus seinem McLaren heraus, Foto: Sutton
Regenflüsterer Jenson Button kitzelte das Limit aus seinem McLaren heraus, Foto: Sutton

Sonntag: Der eine McLaren hop, der andere flop. Der Traditionsrennstall aus Woking hatte in Suzuka zeitgleich mit einem Auto in der Spitzengruppe und einem am Ende des Feldes zu tun. Einmal mehr als Regenflüsterer erwies sich Jenson Button, der als Fünfter beide Williams klar distanzierte und auf Augenhöhe mit Red Bull kämpfte.

Kevin Magnussen kämpfte hingegen eher mit sich selbst, Reifen, Bedingungen und Defektteufel. Sogar das Lenkrad musste der Youngster wechseln. Damit reichte es nur zu Rang 14. "Ich habe alles versucht, um noch einmal zurückzukommen, aber es ist mir nicht gelungen", sagte Magnussen.

"Als das Rennen begonnen hat, waren die Bedingungen in Ordnung, deshalb bin auch direkt an die Box gekommen und habe auf Intermediates gewechselt", erklärt Button indessen die brillante McLaren-Strategie. Trotzdem hielt sich der Brite englisch-vornehm zurück: "Ich glaube nicht, dass das Ergebnis im Moment wirklich wichtig ist. Es ist eine sehr schwierige Zeit für uns alle. Man kann nur hoffen, dass Jules okay ist. Für uns ist es hart, aber das ist nichts im Vergleich zu dem, was er und seine Familie durchstehen müssen. Meine Gedanken sind bei ihnen."

McLaren ist auf Augenhöhe mit Ferrari und Red Bull, Foto: Sutton
McLaren ist auf Augenhöhe mit Ferrari und Red Bull, Foto: Sutton

Samstag: Eigentlich sollte bei McLaren vor dem Taifun-Unwetter eitel Sonnenschein herrschen. Immerhin fuhr das Team aus Woking in Suzuka auf Augenhöhe mit Ferrari und Red Bull, sicherte sich geschlossen Startreihe vier und distanzierte den direkten WM-Widersacher Force India um Längen. Auch im Qualifying. Trotzdem ist die Stimmung bescheiden. Es wäre sogar noch deutlich mehr drin gewesen.

"In Q3 habe ich auf dem zweiten Reifensatz leider keine besonders gute Runde geschafft, sie war sogar richtig schlecht. Ich habe einige große Fehler gemacht und ein paar Zehntel verloren", ärgerte sich Kevin Magnussen über sich selbst. Auch Button kostete ein kleineres Problem Zeit: "Der Großteil des Qualifyings war ziemlich hart für uns, denn wir haben für die meisten Runs den falschen Zeitpunkt gewählt. Beim letzten Versuch hat es dann aber gut gepasst und ich hatte keinen Verkehr. Die Runde hat Spaß gemacht, nur in der letzten Schikane hatte ich einen kleinen Verbremser", erklärt JB.

McLaren präsentiert sich in Suzuka massiv verbessert, Foto: Sutton
McLaren präsentiert sich in Suzuka massiv verbessert, Foto: Sutton

Freitag: McLaren ist die Überraschung des Freitags. In beiden Sessions konnten Jenson Button und Kevin Magnussen mit Ferrari, Williams und Red Bull mithalten. Nach den Positionen sechs (Magnussen) und acht (Button) im ersten Training, tauschten die Chrompfeile in der Nachmittagssession ihre Positionen nicht nur - Button schoss sogar bis auf P4 nach vorne. Der britische Routinier scheint in Suzuka also alles zu geben, um beim Heimspiel des künftigen Motorenpartners Honda, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Schließlich steht eine Vetragsverlängerung noch in den Sternen.

Auch neben der reinen Pace, lieferte McLaren auf der Honda-Strecke ein großes Spektakel. Niemand zeigte sich den japanischen Fans öfter als Magnussen. 55 Mal umrundete der Däne den Achterbahnkurs. Button kam auf 52 Umläufe. Damit schaffte es McLaren auf Platz zwei in der Rundentabelle. Nur die Mercedes waren einen Tick fleißiger. Besonders erfreulich für die Truppe aus Woking dürfte allerdings die unterirdische Performance Force India sein - liefern sich die Rennställe doch ein enges Duell um WM-Platz fünf bei den Konstrukteuren.

Force India

Beide Force India sammelten Punkte, Foto: Sutton
Beide Force India sammelten Punkte, Foto: Sutton

Sonntag: Force India ist mit dem Rennen in Suzuka vollauf zufrieden. Mit Nico Hülkenberg auf Platz acht und Sergio Perez auf Rang zehn sammelten beide Piloten wertvolle WM-Punkte. "Ich hatte eine gute Pace und ein gutes Gefühl für das Auto", sagte Hülkenberg. Gleich in der Anfangsphase machte der Emmericher dank eines späten Stops einige Positionen gut.

Teamkollege Perez war mit seinem zehnten Platz nur halbwegs zufrieden: "Unsere Strategie hat ganz gut funktioniert, aber ich denke, dass wir beim letzten Stopp etwas Pech gehabt haben. Da habe ich ein paar Positionen verloren", sagte Perez. Der stellvertretende Teamchef Robert Fernley lobte seine Piloten für ihren saften Gasfuß: "Beide Fahrer sind sehr vorsichtig gefahren und haben Punkt erzielt. Das Rennen wurde am Ende vom schweren Unfall Bianchis überschattet. Jules und alle bei Marussia sind momentan fest in unseren Gedanken."

Force India riskiert eine herbe Schlappe gegen McLaren, Foto: Sutton
Force India riskiert eine herbe Schlappe gegen McLaren, Foto: Sutton

Samstag: Puh! Was für eine Breitseite für Force India. Während sich WM-Konkurrent McLaren in Ferrari- und Red-Bull-Land nach vorne pirscht, verliert die Mannschaft von Vijay Mallya zunehmend den Anschluss. Im Qualifying von Suzuka hieß somit der Hauptkonkurrent Toro Rosso. Doch selbst hinter dem Ausbildungsteam blieben Nico Hülkenberg mit P14 und Sergio Perez mit P12 zurück.

Schon zum vierten Mal in Folge verpasste Hülkenberg damit das Q3. Ein Fahrfehler kostete ihn sogar eine Platzierung vor Teamkollege Perez. "Wir haben eine sehr gute Runde in der letzten Schikane verloren, als ich mich verbremst habe. Vom 14. Platz zu starten wird schwierig und macht das Rennen zu einer größeren Herausforderung", sagt Hülkenberg, der nur auf Regen hofft. Perez verpasste indessen eine bessere Zeit, weil er im Verkehr stecken blieb und die Reifen nicht ausreichend aufwärmen konnte.

Perez kämpfte mit der Elektronik, Foto: Sutton
Perez kämpfte mit der Elektronik, Foto: Sutton

Freitag: Force India erwischte einen Katastrophen-Freitag. Nach P13 und P14 im ersten Training, lief es am Nachmittag nur unwesentlich besser: Hülkenberg wurde Zwölfter, Sergio Perez schaffte es nach Elektronikproblemen nur auf den 15. Platz. Damit lagen die Piloten von Vijay Mallya weit abgeschlagen hinter WM-Widersacher McLaren, das selbst auch noch groß auftrumpfte. Zumal die beiden Force India zusammengenommen mehr als zehn Runden weniger zurücklegten als jeder der McLaren allein.

Dennoch herrschte bei Force India nach den Sessions ein erstaunlicher Optimismus. "Die heutigen Trainings liefen aus unserer Sicht ganz gut. Wir haben eine klare Vorstellung, auf was wir konzentrieren müssen, um über Nacht die Geschwindigkeit noch ein wenig zu verbessern. Hoffentlich können wir vor dem Qualifying auch das Setup noch ein wenig anpassen, um die Fahrzeugbalance zu verbessern", sagte Hülkenberg. Auch Robert Fernley zog ein versöhnliches Fazit.

Realistischer klingt da schon Perez: "Es war ein schwieriger Tag für uns, weil ich am Nachmittag sehr viel Zeit verloren habe. Wir konnten mit jedem Reifentyp nur einen kurzen Run absolvieren und mir fehlte der Stint mit einem vollen Tank."

Toro Rosso

Daniil Kvyat fiel der Strategie zum Opfer, Foto: Sutton
Daniil Kvyat fiel der Strategie zum Opfer, Foto: Sutton

Sonntag: Licht und Schatten bei Toro Rosso. Während sich Jean-Eric Vergne aus der letzten Startreihe bis auf Platz neun in die Punkte schob, verpasste Daniil Kvyat durch einen Strategiefehler die Top-10. "Die allgemeine Leistung des Autos war gut, aber leider hat unsere Strategie nicht geklappt. Wegen des Safety Cars und der roten Flagge waren Punkte für mich heute leider nicht möglich", analysierte Kvyat.

"Vom Ende des Feldes bis in die Punkte zu fahren, ist ein großer Erfolg", sagte hingegen Vergne. Es sei schwer gewesen bei den regnerischen Bedingungen fehlerfrei zu bleiben. Doch genau das gelang dem Franzosen, sodass Teamchef Franz Tost ein Sonderlob verteilte: "Er ist ein fantastisches Rennen gefahren."

Trotz allem steht auch bei Toro Rosso der Bianchi-Unfall im Fokus: "Die Leistung unserer Fahrer ist heute eher zweitrangig", sagte Tost. Ganz ähnlich äußerte sich Vergne: "Ich war mit meinem Rennen sehr glücklich, bis ich über den Unfall von Jules Bianchi informiert wurde."

Toro Rosso scheiterte knapp an den Top-10, Foto: Sutton
Toro Rosso scheiterte knapp an den Top-10, Foto: Sutton

Samstag: Erst herrscht am Freitag Trubel das Debüt von Max Verstappen, dann am Samstag um den Wechsel Daniil Kvyats zu Red Bull Racing. Dass Toro Rosso sich bei all dem Tohuwabohu um seine Fahrer in Suzuka überhaupt noch auf dAs Renngeschehen konzentrieren kann, grenzt an ein Wunder. Und ganz so gut wie zuletzt ging das Qualifying schließlich auch nicht über die Bühne.

Kvyat selbst stellte den Toro Rosso auf Platz 13. "Es wäre mehr möglich gewesen, aber ich bin mit der heutigen Performance zufrieden", sagte der Russe. "Q1 war in Ordnung, aber in Q2 wurde ich auf meiner fliegenden Runde von einem langsameren Auto aufgehalten." Besser lief es zunächst bei Teamkollege Vergne, der Elfter wurde. "Ich bin wirklich zufrieden mit meinem heutigen Qualifying, vor allem wenn man bedenkt, wie das Wochenende für mich bisher gelaufen ist", sagte der Franzose.

Doch dann der nächste Schock: Wie Maldonado am Vortag und Teamkollege Kvyat in Monza muss Vergne im Rennen den sechsten Motor einsetzen und kassiert zehn Strafplätze. Damit startet er neben dem Venezolaner aus der letzten Reihe, während Kvyat im Grid einen Platz gutmacht. "Im Rennen kann noch alles passieren, auch aus der letzten Reihe", hofft Vergne.

Max Verstappens F1-Debüt endete mit einem Motorschaden, Foto: Sutton
Max Verstappens F1-Debüt endete mit einem Motorschaden, Foto: Sutton

Freitag: Alle Augen, Linsen und Kameraobjektive kannten bei Toro Rosso nur ein Ziel: Max Verstappen gab im ersten Freitagstraining sein Formel-1-Debüt - als bisher jüngster Pilot, der jemals an einem Grand-Prix-Wochenende zum Einsatz gekommen ist. Und der junge Holländer machte seinen Job gut. Verstappen beendete das Training auf Platz zwölf, nur eine halbe Sekunde hinter Daniil Kvyat (P9) und trotz frühen Feierabends durch einen Motorschaden.

Es sollte nicht das einzige Problem bleiben. Am Nachmittag schlug der Defektteufel erneut bei Toro Rosso vorbei. Diesmal erwischte es ausgerechnet Jean-Eric Vergne, der am Vormittag sein Cockpit für Verstappen geräumt hatte. Nach zwei Runden stotterte der Motor, sodass der Franzose erst rund vierzig Minuten vor Sessionende wieder Gas geben konnte, bevor ihn sein Toro Rosso drei Minuten vor Ablauf der Zeit erneut im Stich ließ. "Es war ein schwieriger Nachmittag an dem ich wenig zum Fahren gekommen bin", fasste Vergne sichtlich zerknirscht zusammen.

Zumindest, als er mal unterwegs war, passte die Pace: P11 für den Franzosen. Kvyat schaffte es erneut auf Platz 9. Immerhin die Speed bei Toro Rosso stimmt also. Punkte sollten für die Mannschaft von Franz Tost durchaus drin sein, besonders weil weitere Verbesserungen möglich scheinen: "Ich bin zuversichtlich, dass wir das Auto für Morgen verbessern können", sagt Kvyat.

Lotus

Lotus gelang es nicht, sich im Rennen zu verbessern, Foto: Sutton
Lotus gelang es nicht, sich im Rennen zu verbessern, Foto: Sutton

Sonntag: Selbst der Regen konnte Lotus' schwache Suzuka-Performance nicht retteten. Pastor Maldonado und Romain Grojean verbesserten sich gegenüber ihrem schlechten Qualifying nicht im Mindesten. Das schien allerdings längst nicht mehr das Ziel zu sein, hört man sich nur an, was Teamchef Federico Gastaldi nach dem Rennen sagte: "Beide Fahrer sind sehr gut gefahren und haben beide Autos unter sehr herausfordernden Umstände nachhause gefahren." Eine Zielankunft verbucht Lotus inzwischen also bereits als Erfolg. Wie auch immer: Am Ende sprangen die Positionen 15 und 16 bei der Schauervorstellung von Japan heraus.

"Es war ein schwieriges Rennen da draußen. Schwierig, die richtigen Reifen zu wählen und den Grip zu finden. Das Auto fühlte sich manchmal ganz gut an, aber wir haben unsere Reifen einfach zu schnell verschlissen", erklärte Grosjean, woran es haperte. Auch Maldonado spricht von einem komplizierten Rennen, war alles in allem aber noch zufrieden sich vom letzten Startplatz immerhin ein paar Ränge nach vorne geschoben zu haben. "Jetzt sind meine Gedanken und Gebete aber bei Jules. Ich hoffe er ist okay", sagte der Venezolaner.

Schon im dritten Training war Maldonado ins Kies gerauscht, Foto: Sutton
Schon im dritten Training war Maldonado ins Kies gerauscht, Foto: Sutton

Samstag: Lotus erwischte einen Tag so schwarz wie das eigene Auto. Nach einem Maldonado-Abflug im dritten Training kam es im Qualifying noch dicker: Beide Piloten schieden bereits im ersten Abschnitt mit mehr als einer halben Sekunde Rückstand auf das rettende Ufer aus. Pastor Maldonado wurde 17., Romain Grosjean gar nur 18.

Das wohl größte Übel ist jedoch, dass Lotus nicht einmal weiß, woran es haperte: "Nach den Trainings am Freitag und Samstag dachten wir eigentlich, dass es für uns ziemlich gut aussieht. Startplatz zwölf oder 13 schien möglich, aber im Qualifying war ich mit dem Auto dann nicht mehr so zufrieden. Der Wind hat sich geändert und vielleicht ist unser Wagen da besonders anfällig. Was auch immer der Grund war, wir konnten einfach nicht mehr Pace aus dem Auto bekommen", flüchtete sich Alan Permane in Ausreden.

Effektiv sieht es sogar noch schlechter aus. Durch eine Strafversetzung wegen seines sechsten Motorenwechsels in der Saison rutscht der Venezolaner Maldonado sogar auf den letzten Startplatz. Weil die gesamte Sanktion von zehn Strafplätzen damit gerade einmal zur Hälfte abgegolten ist, nimmt Maldonado den Rest mit ins Qualifying von Sotschi. Dort büßt er also erneut fünf Plätze im Grid ein.

Lotus drehte unwahrscheinlich viele Runden, Foto: Sutton
Lotus drehte unwahrscheinlich viele Runden, Foto: Sutton

Freitag: Lotus spulte am Freitag ein ermutigendes Programm ab. 105 Runden drehten Romain Grosjean und Pastor Maldonado auf dem Suzuka International Racing Course. Probleme? Gab es endlich einmal nicht. Und so gelang es sogar, die Boliden auf Augenhöhe mit Force India um den Kurs zu peitschen. Am Ende reichte es zu den Positionen 13 und 16 im zweiten Freien Training (Force India: P12 und P15), womit Lotus zudem alles, was Sauber, Marussia und Caterham heißt weit hinter sich ließ.

Romain Grosjean sieht sich sogar schon um Punkte kämpfen: "Wir waren heute in Schlagdistanz zu den Top-10, was sehr positiv ist, weil unsere Rennpace normalerweise noch besser ist", sagt der Franzose. Auch Pastor Maldonado schließt trotz seiner Strafversetzung um zehn Plätze wegen seines sechsten Motorenwechsels einen erfolgreichen Sonntag nicht aus: "Die Herausforderung wird größer, aber ein gutes Resultat ist noch immer drin."

Weiteren Fortschritten steht dank dieser Basis offensichtlich nichts im Weg. "Der E22 bietet uns eine solide Grundlage für weitere Verbesserungen auf dieser Strecke über das Wochenende hinweg", resümiert die Crew.

Marussia

Marussia bangt um Jules Bianchi, Foto: Sutton
Marussia bangt um Jules Bianchi, Foto: Sutton

Sonntag: Marussia bangt um Jules Bianchi. Der französische Rennfahrer krachte in Runde 41 in einen Kran, der gerade zur Bergung des havarierten Sutil-Saubers ausgerückt war. Das Rennen wurde daraufhin abgebrochen. Inzwischen steht fest: Bianchi verletzte sich bei dem Unfall schwer am Kopf, verlor das Bewusstsein und wird nun operiert.

Alles Sportliche verkommt bei Marussia dementsprechend zur Randnotiz. Nur kurz: Bis zu seinem Abflug war Bianchi gut unterwegs. Anders als Teamkollege Max Chilton konnte der Franzose zumindest halbwegs die Pace der Caterham mitgehen. Chilton schob sich nur durch zwei Boxenbesuche Kobayashis in Serie noch auf den vorletzten Rang.

 Caterham hat Marussia einen ganz schönen Schrecken eingejagt, Foto: Sutton
Caterham hat Marussia einen ganz schönen Schrecken eingejagt, Foto: Sutton

Samstag: Für Marussia bestätigte sich im Qualifying, was sich bereits in den Trainingssessions abgezeichnet hatte: Caterham ist es gelungen, die Lücke nicht nur zu schließen, sondern sogar in Person von Marcus Ericsson gleich beide Marussia zu schlagen. So reichte für Jules Bianchi nur zum 20. Platz. "Es ist ein frustrierendes Ergebnis für uns. Wir hatten jetzt länger keine Upgrades und Caterham scheint Fortschritte gemacht zu haben", kommentierte der Franzose die Qualifikation.

Max Chilton musste sich sogar dem bislang katastrophal auffahrenden Lokalmatador Kamui Kobayashi geschlagen geben. Der Brite beendete die Qualifikation nach einem Fehler als Letzter. "Ich bin verärgert. Ich war nach dem zweiten Sektor 0,4 Sekunden vor meiner Zeit und da es vor mir sehr eng war, hätte mehr drin sein können", gestand Chilton. Einziger Lichtblick: Dank der Strafversetzungen gegen Maldonado und Vergne rutschen die beiden Marussia im Grid um zwei Plätze nach vorne.

Marussia musste sich eindeutig Caterham geschlagen geben, Foto: Sutton
Marussia musste sich eindeutig Caterham geschlagen geben, Foto: Sutton

Freitag: Marussia erwischte keinen dramatisch schlechten Freitag, Grund zum Jubeln hat die Mannschaft von Teamchef John Booth trotzdem nicht. Schließlich landeten Jules Bianchi und Max Chilton in beiden Sessions hinter Caterham-Fahrer Marcus Ericsson. Im ersten Training mussten sie sich sogar Testfahrer Roberto Merhi geschlagen geben. Den Einsatz des eigenen Testfahrers Will Stevens sagte Marussia kurz vor der Morgensession plötzlich ab. "Unerledigter Papierkram", soll der Grund sein.

"Unglücklicherweise blieben unsere Autos wegen Zuverlässigkeitsproblemen länger in der Garage als erhofft", erklärte Booth den Rückstand auf Caterham.

Sauber

Esteban Gutierrez zeigte Lotus das Heck, Foto: Sutton
Esteban Gutierrez zeigte Lotus das Heck, Foto: Sutton

Sonntag: Sauber erwischte in Suzuka keinen guten Rennsonntag. Esteban Gutiérrez beendete das Rennen, als 13., Adrian Sutil schied in Runde 40 durch einen Unfall aus. Dem Mexikaner gelang es somit, seine Position gegen beide Lotus zu behaupten. "Was mein Rennen betrifft, so habe ich vom Anfang bis zum Ende gekämpft. Unter den gegebenen Bedingungen waren sehr schwierig einen guten Rhythmus zu finden", sagte Gutierrez, in Gedanken längst bei Jules Bianchi. "Ich hoffe natürlich, dass sich Jules nicht schwer verletzt hat, und es ihm bald besser geht", sagte der Sauber-Pilot.

Besonders betroffen von Bianchis Unglück war Adrian Sutil. Der Gräfelfinger war kurz vor dem Franzosen an der identischen Stelle abgeflogen. Es war der Bergungskran für Sutils Boliden, in den der Marussia-Pilot donnerte. "Alles andere ist im Moment irrelevant. Jeder im Fahrerlager sollte an ihn denken, und ich hoffe, dass er in guten Händen ist. Es war kein einfaches Rennen unter schwierigen Bedingungen", sagte Sutil.

Teamchefin Monisha Kaltenborn äußerte sich zum sportlichen Geschehen nicht. "Angesichts dieses schweren Unfalls stehen die sportlichen Aspekte des Großen Preises von Japan im Hintergrund", so ihr einziges Statement.

Kleiner Aufwärtstrend bei Sauber im Qualifying, Foto: Sutton
Kleiner Aufwärtstrend bei Sauber im Qualifying, Foto: Sutton

Samstag: Es geht doch! Sauber verzeichnete im Qualifying endlich einen kleinen Aufwärtstrend. Sowohl Adrian Sutil und Esteban Gutierrez erreichten das Q2. Dort war das Duo der Konkurrenz zwar gnadenlos unterlegen, doch immerhin konnten die Schweizer durch den Einzug in den zweiten Abschnitt gleich beide Lotus, Marussia und Caterham hinter sich lassen.

Im teaminternen Duell behielt Adrian Sutil mit Platz 15 und drei Zehnteln Vorsprung auf Gutierrez (P16) knapp die Oberhand. "Ich habe es knapp ins Q2 geschafft, in dem wir dann ein paar Veränderungen an der Balance des Autos vorgenommen haben, die einen deutlichen Schritt ermöglichten", sagte Sutil. Gutierrez entschuldigte seinen Rückstand auf den Deutschen mit der Pirelli-Performance: "Die Reifentemperatur war nicht dort, wo sie hätte sein sollen, deshalb brachte ich die Reifen nicht richtig zum Arbeiten."

Um die nötigen drei Punkte einzusammeln, um Marussia in der Konstrukteurswertung noch zu überholen, muss Sauber über allerdings immer noch viel Zeit finden. Zu stark sind Toro Rosso und Force India.

Esteban Gutierrez donnerte in der Spoon in die Begrenzung, Foto: Sutton
Esteban Gutierrez donnerte in der Spoon in die Begrenzung, Foto: Sutton

Freitag: Adrian Sutil und Esteban Gutierrez erwischten einen durchwachsenen Freitag. Im ersten Training noch auf Augenhöhe mit Lotus, mussten die Sauber in der zweiten Session abreißen lassen, als die Zeiten weiter purzelten. Fehlende Balance und mangelnder Grip bereiten den Piloten Probleme. Es reichte nur zu den Plätzen 17 und 18. "Grundsätzlich ist das Fahrverhalten des Autos noch nicht befriedigend. Unsere Probleme liegen hauptsächlich wieder am Antriebsstrang, was enttäuschend ist. Leider sehe ich Moment keine Lösung, und ich denke, dass wir morgen ähnliche Probleme haben werden", erklärte Sutil.

Zumindest auf Caterham und Marussia wahrte die Schweizer Truppe einen Respektabstand von rund sieben Zehnteln. Für gleich zwei Negativ-Highlights sorgte Esteban Gutierrez. Zunächst rodelte der Mexikaner im ersten Training in der Degner-Kurve durch das Kiesbett, dann knallte er in der zweiten Session in der Spoon in die Reifenstapel.

Caterham

Marcus Ericsson flog hinter dem Safety Car ab, Foto: Sutton
Marcus Ericsson flog hinter dem Safety Car ab, Foto: Sutton

Sonntag: Angesichts solcher Szenen werden selbst aus schärfsten Konkurrenten Freunde. Die beiden Caterham-Piloten waren nach dem Rennen gleich mit den Gedanken beim verunfallten Marussia-Mann Bianchi. "Ich hoffe, dass sich Jules bei seinem Unfall nicht zu schwer verletzt hat. Wir sind in Gedanken alle bei ihm", sagte Marcus Ericsson. Auch Teamkollege Kobayashi bangt: "Hoffentlich ist Jules okay und sein Unfall war nicht zu schlimm."

Auch das Rennen selbst war nach einem guten Qualifying keines der Extraklasse. Marcus Ericsson warf gleich in der ersten Runde hinter dem Safety Car alle Chancen auf ein besseres Ergebnis als Platz 17 weg. "Das war enttäuschend", befand der Schwede, lobte sich für sein restliches Rennen aber selbst: "Ich glaube, dass ich ein fantastisches Rennen gefahren bin", freute sich Ericsson. "Unser Tempo war gut und ich konnte die Jungs vor mir überholen." Ganz zufrieden war er trotzdem nicht. Eigentlich sei das Auto schnell genug gewesen, um deutlich weiter vorne zu stehen.

Wesentlich schlechter lief das Rennen von Lokal-Held Kamui Kobayashi. "Ich hatte heute einfach nicht die Pace. Mein Heimrennen verlief nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe", kommentierte der Japaner seinen 19. Platz.

Marcus Ericsson bügelte beide Marussia, Foto: Sutton
Marcus Ericsson bügelte beide Marussia, Foto: Sutton

Samstag: Starker Auftritt der Hinterbänkler. Caterham bestätigte auch im Qualifying, dass der neue Frontflügel ungeahnt gut funktioniert. Während Marcus Ericsson als 19. gleich beide Marussia hinter sich hielt, schaffte es Kamui Kobayashi bei seinem Heimrennen zumindest Max Chilton auf den letzten Rang zu verweisen. Durch die Strafen gegen Pastor Maldonado und Jean-Eric Vergne sieht es im Grid sogar noch etwas besser aus für die Grünen.

"Das Auto hat sich sehr gut angefühlt, ich war zuversichtlich, dass es funktionieren kann und das hat es auch getan", sagte Ericsson. "Das Auto hat sehr gut funktioniert, ich bin glücklich mit dem Ergebnis - eine großartige Leistung für mich und das Team. Klar, du willst immer noch näher an den Jungs vor dir sein, aber ich denke wir haben die Lücke dieses Wochenende wieder ein bisschen mehr geschlossen", lobt der Schwede die Fortschritte des Teams.

Auch der gestern noch gecrashte Kamui Kobayashi war angesichts dessen mit seiner Performance zufrieden. "Ich denke, meine Rundenzweit war sehr gut", sagte der Japaner.

Wuuusch! Kamui Kobayashi wirft seinen Caterham in die Botanik, Foto: Sutton
Wuuusch! Kamui Kobayashi wirft seinen Caterham in die Botanik, Foto: Sutton

Freitag: Positive Nachrichten ganz vom Ende des Feldes! Caterham ist es am Freitag gelungen, sich in beiden Sessions vor Marussia zu schieben. Im ersten Training lagen sowohl Marcus Ericsson als auch Testfahrer Roberto Merhi vor den Boliden des Hauptkonkurrenten. Ericsson distanzierte den besten Marussia dabei sogar um mehr als 1,5 Sekunden. Ebenfalls erfreulich ist der Blick auf die Rundenbilanz. Zusammen schafften die beiden Piloten stolze 42 Runden.

Am Nachmittag robbte sich Marussia zwar ran, konnte Ericsson aber erneut nicht bezwingen. Kamui Kobayashi schoss sich durch einen Unfall nach nur drei Runden selbst aus dem Spiel und wurde Letzter. Besonders bitter für den Local Hero, hatte er doch bereits am Vormittag sein Cockpit für Merhi räumen müssen. Sauber und Lotus liegen allerdings weiterhin nicht in Reichweite für Caterham - obwohl das durch einen neuen Frontflügel eigentlich das erklärte Ziel der Hinterbänkler war.