Rote Liebeserklärung in Maranello: Am Samstag trafen sich einige hundert Mitglieder des größten Ferrari Fan Clubs, um dem scheidenden Präsidenten Luca di Montezemolo zu huldigen. Vor den Toren des Werkes breiteten sie die vom Großen Preis von Italien bekannte Riesen-Ferrari-Flagge aus. Der Tenor: "Danke, du wirst immer in unseren Herzen bleiben."

Di Montezemolo verlässt die Scuderia nach 23 Jahren. Er wird durch Fiat-Boss Sergio Marchionne ersetzt. "Ich kenne ihn recht gut. Er hat Ferrari sehr lange geführt", sagte der ehemalige Ferrari-Pilot Mika Salo im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Ich weiß nicht, ob es seine Entscheidung war zu gehen oder die eines anderen. Aber er hat in den vergangenen Jahrzehnten sehr gute Arbeit geleistet."

Nach vielen Jahren der Titelflaute benötigt der Traditionsrennstall jedoch sportlich frischen Wind. "Di Montezemolo war ein riesiger Teil der Erfolge von Ferrari, sowohl im Rennsport als auch im Straßenwagenbau", betont David Coulthard gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Aber nichts hält für die Ewigkeit. Ferrari benötigt definitiv Veränderungen. Jetzt haben sie seit einigen Jahren einen der besten Fahrer, nämlich Fernando, und sind nicht in der Position, zu gewinnen."

Der frühere F1-Rennfahrer Johnny Herbert stimmt seinem schottischen Kollegen zu: "Di Montezemolo war viele Jahre bei Ferrari. Aber angesichts all der strukturellen Veränderungen musste es wohl einfach sein, um wieder auf die Siegerstraße zurück zu gelangen", erklärt Herbert gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Um das Team vorwärts zu bringen, benötigt man eine neue Struktur und die richtigen Leute. Di Montezemolo macht für sie Platz."

In den Augen von Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner ist es di Montezemolo in seiner Zeit bei der Scuderia gelungen, die Marke in einer Art und Weise zu charismatisieren, wie es keinem zweiten gelungen wäre. "Der Mann hat das grundsätzliche Schicksal von Ferrari in die Hand genommen, geprägt und ganz klar der Firma Ferrari ihr Image, ihren Stellenwert und ihre DNS gegeben", so Danner. "Das ist absolut sein Lebenswerk. Das muss man anerkennen."

Fakten: Die Ära di Montezemolo

  • 23 Jahre lang stand Luca di Montezemolo an der Spitze von Ferrari
  • 118 Siege feierte Ferrari mit di Montezemolo
  • 97 Mal startete ein Ferrari unter seiner Führung von der Pole
  • 8 Mal gewann er die Konstrukteurs-WM
  • 6 Mal holte er den Fahrer-Titel
  • 5 Mal gewann er mit Michael Schumacher die WM

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