In seiner aktuellen Kolumne für die BBC setzt sich David Coulthard einmal näher mit dem Menschen Lewis Hamilton auseinander. Der Beitrag erinnert stark an eine Mischung aus Psychoanalyse und Fanpost vom Schotten an den Engländer. So schreibt Coulthard: "Hamilton ist dieses Jahr erwachsener geworden, aber in seinem Inneren immer noch derselbe Kerl geblieben."

Das große Ziel im Blick

Was Coulthard damit meint: Hamilton bedeuten große Traditionen, Formel-1-Legenden, kurz gesagt, all jene Dinge, zu denen ein junger Rennfahrer ehrfürchtig aufblickt, nach wie vor viel. Das alles respektiere Hamilton sehr. Als Beispiel nennt er eine Szene auf dem Podium von Silverstone. Dort beschwerte sich Hamilton, er habe in diesem Jahr nicht den traditionellen Goldpokal erhalten.

Hamilton erwachsen? Nicht immer!, Foto: Red Bull
Hamilton erwachsen? Nicht immer!, Foto: Red Bull

Eine ähnliche Szene hat Coulthard in Singapur beobachtet: Sofort nach seinem Sieg fokussierte sich Hamilton schon auf das nächste Rennen in Suzuka. "Das spiegelt seinen Hunger und seine Leidenschaft für den Sport", schreibt Coulthard. Denn einerseits habe Hamilton immer das größere Ziel - den WM-Titel - im Blick. Andererseits wisse er genau um den historischen Stellenwert Suzukas im Rennkalender. "Hamilton weiß, dass in der Vergangenheit Größen wie Ayrton Senna - zu dem er besonders aufsieht - dort Momente erlebten, die ihre ganze Karriere geprägt haben", schreibt Coulthard.

"Hamilton hat bisher keine solch besonderen Rekordleistungen in Suzuka vollbracht, aber er versteht, was es für das Vermächtnis eines großen Formel-1-Fahrers bedeutet, dort ein großes Rennen zu fahren." Deshalb zolle Hamilton der Vergangenheit nicht nur großen Respekt, er ziehe sogar Motivation daraus. "Das macht einen großen Rennfahrer aus."

Ein gerechter Racer?

Überhaupt strahlt Hamilton aus Coulthards Blickwinkel einen sehr hohen Grad an Freundlichkeit, fast schon Sanftmut aus. Allerdings habe er "auch kein Problem damit, anderen das Leben schwer zu machen, solange er nur glaube, es sei richtig und gerecht so zu handeln", analysiert DC. Als Beispiele nennt er Spa, wo Hamilton Interna ausplauderte oder Telemetrie-Daten, die er einst veröffentlichte.

Hamilton ohne Helm: Nur ein zurückhaltendes Winken, Foto: Sutton
Hamilton ohne Helm: Nur ein zurückhaltendes Winken, Foto: Sutton

"Im Auto selbst ist Hamilton ein instinktiver, intuitiver und dynamischer Racer - das zeigt schon, die Art wie er im Auto spricht", schreibt Coulthard. Erst, wenn er den Helm ablegt, verfliege dieser Teil des Lewis Hamilton. Dann sei er wie verwandelt. "Während du ihn mit Helm vor Jubel ausgelassen in die Luft boxen siehst, siehst du auf dem Podium nur noch ein zurückhaltendes Winken", beschreibt Coulthard. "Er ist ein bisschen wie Superman, der wieder Clark Kent wird."