Wie gefällt Ihnen die Saison, mit dem neuen Motorenreglement?
Jürgen Hubbert: Angesichts der Erfolge kann ich nicht sagen, dass ich unzufrieden bin. Es freut mich, dass die Erfahrung, die Mercedes mit der Hybridtechnologie hat, sich so positiv auswirkt. Diese Erfahrung ist Teil des Erfolges und das freut mich natürlich besonders.

Gefällt Ihnen die neue F1 auch aus Fan-Sicht?
Jürgen Hubbert: Ja, es gefällt mir auch aus Fan-Sicht, weil ich keiner bin, der dem Krach hinterher jammert. Ich finde, die Autos sind nach wie vor schnell. Das zeigten auch die Rundenzeiten in Singapur. Wir haben interessante Rennen, wir haben spannende Duelle und interessante Fahrer, die plötzlich nach vorne kommen. Aus meiner Sicht ist diese Saison äußerst attraktiv.

Sie haben gerade die Hybridtechnik von Mercedes angesprochen. Inwiefern findet da ein Technologietransfer statt bzw. wie sehr profitiert das F1-Team davon?
Jürgen Hubbert: Das Thema 'wie setze ich die zusätzliche, elektrische Leistung ein, wie steuere ich die Leistung' ist eines, das Mercedes seit einigen Jahren verfolgt. In diesen Tagen kommt die neue S-Klasse mit Hybridmotor, die nur 3 Liter auf 100 Kilometer braucht. Das zeigt, dass die Erfahrung da ist und das hat dem F1-Team sicherlich geholfen.

Wie gefällt Ihnen der teaminterne Kampf?
Jürgen Hubbert: Ich muss diesen Kampf nicht haben, denn er ist nicht gut für meine Nerven. Es ist natürlich schade, dass wir am Anfang Punkte liegen gelassen haben, die wir vielleicht später dringend brauchen. Insofern ist es gut, dass wir zwei Fahrer haben, die gewinnen können. Aber sie sollten wissen, dass zuerst das Unternehmen kommt, danach die Marke und dann die Weltmeisterschaft.

In Spa hat Hubbert verzweifelt, Foto: Sutton
In Spa hat Hubbert verzweifelt, Foto: Sutton

Was haben Sie nach Spa gedacht?
Jürgen Hubbert: In Spa bin ich ein bisschen verzweifelt. Das gebe ich gerne zu, wobei ich sagen muss, dass Nico einfach zeigen wollte, dass er einen Hintern in der Hose hat. Nach den Vorgeschichten kann ich ihn verstehen. Er wollte mit Sicherheit nicht, das Rennen von Lewis zerstören, in dem er ihm die Reifen aufschlitzt. Das weiß ich mit Sicherheit. Es war einfach eine unglückliche Situation. Aber dieser Fight wird mit Sicherheit weitergehen.

Wie lautet Ihr Ausblick, was die Zukunft der Formel 1 betrifft? Sehen Sie Mercedes für eine längere Zeit an der Spitze oder kann sich das Blatt sehr schnell wieder wenden?
Jürgen Hubbert: Ich hoffe nicht, dass es sehr schnell passiert. Aber man hat ja in Singapur gesehen, dass die Autos sehr viel näher zusammengerückt sind.

Das war die sportliche Sicht. Aus Managersicht ist die Formel 1 ja umstritten. Wie sehen Sie die aktuellen Vorgänge in der Formel 1?
Jürgen Hubbert: Ich glaube, dass eine Entwicklung sehr wichtig ist, und zwar dass die FIA beschlossen hat, dass das Thema Funk reduziert wird. Der Fan draußen könnte nämlich den Eindruck bekommen, dass da ferngesteuerte Automaten am Lenkrad sitzen, die alles gesagt bekommen. Es muss wieder deutlich werden, dass das alles hervorragende Piloten sind, die das Auto beherrschen und es keine Marionetten sind, die von außen gesteuert werden. Es geht darum, wieder Charaktere zu haben und wenn dann ein paar Junge hinzukommen, dann kann das natürlich auch spannend werden. Ich bin der Überzeugung, dass die Formel 1 eine Zukunft hat.

Auch auf finanzieller Basis? Immerhin klagen die kleinen Teams sehr über die Kosten.
Jürgen Hubbert: Das ist durchaus ein wichtiger Punkt. Deshalb wurde auch die Anzahl der Aggregate reduziert, um auch die Kosten zu reduzieren. Natürlich ist es nicht einfach, denn Sponsoren wollen bei den Siegern sein - das ist einfach so. Insofern tun sich manche Teams ein bisschen schwer. Die Formel 1 existiert jetzt schon 60 Jahre. Es ist schwer vorstellbar, dass es den Sport nicht mehr gibt. Ich wüsste nicht welche Motorsportart an die Stelle der Formel 1 treten sollte.