1. - S wie Startaufstellung

Lange Zeit sah es so aus, als würde die Konkurrenz Mercedes ernsthaft paroli bieten können, aber letztlich sicherten sich doch die Silberpfeile in der Reihenfolge Lewis Hamilton vor Nico Rosberg die erste Startreihe. Dahinter lauert geschlossen Red Bull, angeführt von Daniel Ricciardo, der Sebastian Vettel einmal mehr bezwang. Der Heppenheimer beging zu viele Fehler und verpasste damit eine bessere Startposition. "Ich glaube, die Pole war heute möglich", trauert Vettel dem ganz großen Wurf nach.

Dieser gelang trotz zweier Trainingsbestzeiten auch nicht Fernando Alonso, der den Grand Prix vom fünften Startplatz aufnehmen wird. Der Spanier steht gemeinsam mit seinem langjährigen Ferrari-Teamkollegen Felipe Massa in der dritten Reihe. Die vierte Reihe teilen sich in Person von Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas ebenfalls die Scuderia und Williams untereinander auf. Komplettiert werden die Top-10 von Kevin Magnussen und Daniill Kvyat.

2. - S wie Start

Der Auftakt ins Rennen ist in Singapur gleichermaßen heikel wie wichtig. Die Piloten rasen auf eine enge Links-Rechts-Links-Kombination zu, die zwar genügend Auslaufflächen bietet, dennoch kann es hier krachen. Gleichzeitig muss nach dem Erlöschen der Ampeln aber auch eine gewisse Portion Risiko genommen werden, denn am Start bietet sich mitunter die beste Möglichkeit, um Überholmanöver zu setzen.

In der ersten Kurve besteht Crashgefahr, Foto: Sutton
In der ersten Kurve besteht Crashgefahr, Foto: Sutton

Rosberg hofft naturgemäß gut wegzukommen, um im Idealfall bereits nach wenigen Metern die Spitze übernehmen zu können. "Wir sind sehr optimistisch, vor allem wenn wir uns das letzte Jahr in Erinnerung rufen. Ich habe damals in der ersten Kurve Sebastian überholt", erinnert sich der Mercedes-Pilot gerne an 2013 zurück. "Da hatte ich einen guten Start von der gleichen Position, von der ich morgen starten werde."

3. - S wie Stille im Funk

Ab sofort müssen die Piloten auf hilfreiche Fahrtipps vom Kommandostand via Funk verzichten, lediglich Hinweise zur Technik, wie etwa dem Verstellen der Bremsbalance, sind noch erlaubt. Bereits im Training zeigte sich, dass der Funkverkehr deutlich abgenommen hat, denn die Teams müssen sich erst an die neue Situation herantasten und wollen keinen Regelverstoß begehen. Sollten dennoch unerlaubte Tipps gegeben werden, beispielsweise zur Linienwahl, droht keine finanzielle Buße, sondern eine Zeitstrafe.

"Es hatte heute Nullkommanull Auswirkung und wird auch morgen Nullkommanull Auswirkung haben", glaubt Vettel jedoch nicht, dass die neue technische Direktive Einfluss auf das Rennen haben wird. "Mit dem Funk hat sich nichts geändert, denn es ging hauptsächlich um technische Dinge, die wir als Fahrer nicht fühlen", bestätigt auch Kevin Magnussen. "Wir bekommen über Funk nicht gesagt, wie wir fahren müssen, denn dafür werden wir bezahlt."

4. - S wie Strecke

Der Marina Bay Circuit verlangt den Piloten alles ab. 61 Mal müssen die 23 zumeist langsamen Kurven der 5,073 km langen Strecke genommen werden, was eine Renndauer von knapp zwei Stunden und somit den längsten Grand Prix des Jahres ergibt. Wie in Monaco driften die Autos oftmals gefährlich nahe an die Streckenbegrenzungen heran, was nicht immer gut geht, weshalb die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass auch diesmal Bernd Mayländer mit seinem Safety Car auf den Plan gerufen wird. Keines der sechs bisherigen Rennen in Singapur ging ohne den Einsatz des Sicherheitsfahrzeuges über die Bühne.

Das Touchieren der Banden kann weitreichende Folgen haben, Foto: Sutton
Das Touchieren der Banden kann weitreichende Folgen haben, Foto: Sutton

Trotz zweier DRS-Zonen halten sich die Überholmöglichkeiten aufgrund der unzähligen Kurven im überschaubaren Rahmen. Die beste Möglichkeit, um sich an seinem Vordermann vorbeizusetzen, bietet sich vor Kurve sieben. "Man ist am Lenkrad ständig beschäftigt, um das Auto auf der Strecke zu halten. Es gibt absolut keine Zeit zur Entspannung. Eine Kurve folgt auf die andere", weiß Rosberg um die Tücken bescheid, mit denen der Stadtkurs aufwartet.

5. - S wie Strategie

Pirelli liefert die weichen und superweichen Reifen in den südostasiatischen Stadtstaat, zwischen denen ein sogar für die Italiener überraschend großer Zeitunterschied von zwei Sekunden pro Runde liegt. Während die Option-Pneus rasch abbauen, zeigten die Standard-Reifen im Training deutlich geringeren Verschleiß. Pirellis Berechnungen ergaben, dass drei Boxenstopps die schnellste Strategie darstellen, doch darf dabei das Safety Car als entscheidende Variable nicht außer Acht gelassen werden.

"Die Reifen werden zu einem gewissen Zeitpunkt abbauen und für ein Durcheinander sorgen", ist Vettel überzeugt. "Darauf können wir hoffentlich warten und fallen nicht zurück, bevor es die anderen tun." Beeinflusst werden könnte die Strategie aber auch vom Regen, der zumindest vor Rennstart den Gummi von der Strecke zu spülen droht. "Es wird morgen nicht so griffig wie heute bleiben und die Reifen werden sich daher auf Dauer anders verhalten, wenn es sauberer ist", erläutert Hamilton. "Es könnte zu mehr oder weniger Boxenstopps führen, ich rechne aber eher mit mehr."

6. - S wie Sonntagswetter

Schwül, schwüler, Singapur! Obwohl das Rennen erst um 20:00 Uhr Ortszeit und damit nach dem Hereinbrechen der Nacht gestartet wird, sinken die Temperaturen kaum unter die Marke von 30 Grad ab. Das alleine wäre aber gar nicht so schlimm, erst die enorm hohe Luftfeuchtigkeit sorgt dafür, dass die äußeren Bedingungen an eine Sauna erinnern. Für die Piloten gilt es daher, während des langen Rennens ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um nicht zu dehydrieren.

Kühlung ist Trumpf, Foto: Sutton
Kühlung ist Trumpf, Foto: Sutton

"Als Fahrer kann man im Verlauf des Rennens mehrere Kilo verlieren. Dadurch ist es eine echte Herausforderung, konzentriert zu bleiben, wenn man beinahe zwei Stunden lang Vollgas geben muss", weiß Hamilton. "Es ist äußerst wichtig, immer genügend Wasser aufzunehmen und den Energielevel oben zu halten. Denn der kleinste Konzentrationsverlust kann dir das Rennen ruinieren." Während der Himmel an den bisherigen Tagen des Rennwochenendes seine Schleusen geschlossen hielt, deuten die Wettervorhersagen darauf hin, dass sich dies am Sonntag ändern könnte. "Die Prognose sieht einzelne Schauer", verrät Toto Wolff.

7. - S wie Spannung

Singapur erlebte das engste Qualifying der bisherigen Saison. Die ersten sechs Piloten wurden durch gerade einmal drei Zehntel getrennt und zwischen Hamilton und Rosberg lag ohnehin nur der Hauch von sieben Tausendstel. Hat Mercedes nicht gnadenlos geblufft, wovon nach den Aussagen der Silberpfeil-Crew nicht auszugehen ist, wartet nicht nur ein Duell zwischen Rosberg und Hamilton um den Sieg, sondern auch Red Bull, Ferrari und Williams haben intakte Chancen.

"Wenn alle die Pace des Qualifyings haben und es wieder so knapp beisammen liegt, wird es knifflig", ist Vettel bewusst, dass ein heißer Tanz bevorsteht. Alonso übt sich derweil in Zurückhaltung: "Für einen Sieg wird es aber realistisch betrachtet trotz geringeren Rückstandes nicht reichen." Am Sonntag wartet nicht nur das längste Rennen der Saison, sondern womöglich auch das spannendste. Alle entscheidenden Zutaten wie anspruchsvolle Strecke, unterschiedliche Strategien und unsicheres Wetter sind jedenfalls gegeben.