Am Sonntag werden um 14 Uhr alle Augen auf Lewis Hamilton und Nico Rosberg gerichtet sein. Das in der WM führende Mercedes-Duo sicherte sich im Qualifying in Singapur die erste Startreihe und gingen in den Startphasen der letzten Rennen nicht zimperlich miteinander um.

Bei Mercedes beschwor man am Samstag allerdings den Teamgeist und demonstrierte Einheit - vor allem verbal. "Es ist alles sehr nett und entspannt. In Spa war es etwas angespannter, aber mittlerweile geht alles wieder seinen gewohnten Weg", sagte Hamilton, der Rosberg im Qualifying um 0,007 Sekunden ausgestochen hatte.

"Ich denke nicht mehr an Monza oder Spa. Die Atmosphäre im Team ist sehr gut", pflichtete Robserg seinem Teamkollegen bei. Teamchef Toto Wolff würde gerne einen Schlussstrich unter die immer wiederkehrenden Fragen der Journalisten nach der Stimmung bei Mercedes ziehen: "Ich glaube es wurde alles gesagt und diskutiert. Alles ist smooth und alle sind auf einer Wellenlänge."

Der Frust über die nur knapp verlorene Pole Position war Rosberg dennoch deutlich anzusehen. "Natürlich ist es sehr ärgerlich, wenn man nur um sieben Tausendstel unterliegt. Denn man denkt sich: Verflucht, das hätte ich locker in der letzten Kurve holen können. Daher war es zunächst ärgerlich, aber später kommst du drauf, dass du gut damit leben kannst", gab der WM-Leader zu. "Heute hat Lewis seinen Job eben um sieben Tausendstel besser erledigt als ich", erkannte er neidlos an.

Rätselraten über Gegner

Polesitter Hamilton machte sich im Vorfeld des Rennens nicht nur um Rosberg Gedanken. Denn die Konkurrenz schien bisher in Singapur deutlich näher an den Silberpfeilen als in den letzten Rennen. "Es wird ein schwieriges Rennen. Heute hat es knapp ausgesehen und morgen dürfte es nicht viel anders werden. Hoffentlich haben wir gegenüber der Konkurrenz einen leichten Vorteil, aber wir werden erst morgen sehen, wie sehr sich etwa der Reifenabbau auswirkt", sagte Hamilton.

Eine Erklärung für die geringeren Zeitabstände hat Hamilton nicht: "Die anderen Teams haben vielleicht Upgrades bekommen, wir haben diesmal nämlich keine. Vielleicht liegt es daran." Rosberg hat eine andere Theorie: "Verglichen mit anderen Strecken war das Überhitzen der Reifen heute am Maximum bei uns. Wenn ein anderes Auto damit besser zurechtkommt, macht das gleich einen gewaltigen Unterschied. Das könnte ein Grund sein. Vielleicht haben wir zu viel Hitze in den Reifen."

Auch Wolff zeigte sich etwas ratlos: "Ich weiß es nicht. Singapur ist generell anders und die Abstände sind etwas enger. Aber es ist definitiv enger, als wir erwartet hatten. Ist es, weil es keine Power-Strecke ist? Man muss vorsichtig mit den Reifen sein, man darf die Reifen nicht überhitzen. Ich glaube aber, man kann es nicht auf einen einzelnen Faktor herunterbrechen."

Gutes Omen für Rosberg?

Mit einer möglichen Niederlage am Sonntag beschäftigt man sich bei Mercedes freilich nicht. "Ich schaue nie drauf, was die anderen machen. Ich fokussiere mich nur darauf, mich selbst zu verbessern und das meiste aus meinem Auto zu holen", sagte Hamilton. Auch Rosberg ist zuversichtlich: "Vor allem wenn wir uns das letzte Jahr in Erinnerung rufen. Ich habe damals in der ersten Kurve Sebastian überholt. Da hatte ich einen guten Start von der gleichen Position, von der ich morgen starten werde."

Ob es am Ende wieder auf die Strategie hinausläuft? Hamilton hält es durchaus für möglich, dass es im Finale zum Showdown zwischen ihm und seinem Teamkollegen kommen könnte. "Wer immer von uns als Zweiter an die Box kommt, hat einen etwas anderen Reifen und das offenbart später vielleicht Möglichkeiten. Wir hatten das aber schon in vergangenen Rennen, das er am Ende auf Options und ich auf Primes unterwegs war", weiß Hamilton. Den Fans könnte ein derartiges Szenario nur recht sein.