Im Rahmen des Großbritannien GP in Silverstone hatte Pirelli der Formel-1-Welt 18-Zoll-Reifen vorgestellt. Ob es bei diesem einmaligen 'Showrun' bleibt oder ob die Reifen in naher Zukunft tatsächlich zum Einsatz kommen werden, steht immer noch in den Sternen - oder liegt vielmehr in den Händen der Strategy Group. "Wir haben ihnen gesagt, dass wir stets auf ihre Wünsche reagieren werden. Es war quasi als Provokation gedacht. Und wenn sie sich dafür entscheiden und das wollen, dann bringen wir das eben", erklärte Pirellis Motorsportchef Paul Hembery am Rande des Singapur GP auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

2016 würde sich die Idee allerdings noch nicht umsetzen lassen, sondern eher 2017, räumte er ein. "Wir sind bereit, wir finden die Reifen auch super und das Auto sieht viel aggressiver aus, hat mehr Abtrieb und das wollen die Fahrer sicher auch", schilderte Hembery. Es wäre auch für die Hinterherfahrenden leichter, anzugriefen, bislang habe der Vorausfahrende einen Vorteil.

2015 werde eine Evolution der aktuellen Reifen zum Einsatz kommen. Es werde ein paar Änderungen an der Struktur geben. Eines der Ziele lautet, mehrere Leistungshöhepunkte in einem Zyklus zu erreichen. "Wir sind uns noch nicht sicher über die Zusammensetzung, denn das Einfrieren der Motoren hat dazu beigetragen, dass wir keine wirkliche Entwicklung der Leistung der Autos hatten und sich so auch das Verhalten hinsichtlich des Reifenabbaus kaum geändert hat. Das wird dann nächstes Jahr natürlich anders", erklärte Hembery gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Es kann ja sein, dass die Autos viel schneller werden und dann haben wir statt konservativen Reifen plötzlich aggressive Reifen."

Pirelli würde um dieser Ungewissheit zu entgehen gerne an den letzten beiden Testtagen der Saison in Abu Dhabi die neue Reifengeneration testen. Doch nach derzeitigem Stand werden sich die Teams wohl nicht darauf einlassen. "Einige Teams haben das abgelehnt, aber ich weiß nicht wieso. Wir würden das natürlich idealerweise gerne machen und meiner Meinung nach wäre es auch für die Teams deutlich besser. Aber wir müssen uns nun einmal im Rahmen der Regeln bewegen und obwohl wir nächstes Jahr schon weniger Tests haben, ist das wohl der Weg, den wir gehen werden."

Hembery rechnet für 2015 vor allem in Bezug auf die Rennpace mit großen Unterschieden zwischen den Autos. Denn bereits in diesem Jahr seien ein paar Autos aus der Box noch aufs Podium gefahren. "Es gibt also große Unterschiede in der Performance und das wird sich alles noch steigern. Es ist größer als früher auf jeden Fall", sagte er. "Wir sind uns sicher, dass es große Sprünge geben wird nächstes Jahr. Wir müssen ruhig bleiben und nicht im Vorhinein irgendetwas produzieren, was dann wieder viel zu aggressiv wird."

Eine große Unbekannte ist McLaren-Honda, denn Pirelli erhält vorab keine Daten, auf die sie sich bei der Entwicklung der Reifen stützen können, wofür Hembery jedoch Verständnis hat. "Letztes Jahr hatten wir die Daten von den Teams und eines ist so herausgestochen, dass wir uns dachten: das kann doch nicht sein. Wir hatten sehr gute Daten", erinnerte sich Hembery. "Ich denke nicht, dass jemand da neu reinkommen wird und uns gleich solche Daten liefern kann. Die wollen eher wettbewerbsfähig sein auf technischer Ebene und das wird ihr Fokus sein. Es wird schon schwierig genug für sie. Power Unit, Elektronik - das ist alles sehr kompliziert."