Nach dem 'sterilen' Ein-Stopp-Rennen auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke in Monza steht der Formel 1 beim nächtlichen Auftritt auf dem Stadtkurs in Singapur das komplette Kontrastprogramm ins Haus. Dieser Meinung ist zumindest Pirelli Motorsport-Direktor Paul Hembery. Grund hierfür sei der gewaltige Performance-Unterschied der beiden Reifenmischungen für das Rennwochenende. So zeigt sich der superweiche Reifen doch deutlich schneller als erwartet, was das Taktik-Karussell gewaltig ankurbelt.

Selbst Hembery selber ist äußerst erstaunt: "Wir hatten mit zwei Sekunden Differenz pro Runde gerechnet, jedoch ist der Abstand zwischen den Reifentypen eher zweieinhalb Sekunden. Das wird taktisch alle möglichen Variationen eröffnen - ein Drei-Stopp-Rennen ist nun fast sicher", verrät der Brite. Wichtigste Frage für die Teams wäre nun, herauszufinden, wie lange die supersoften Reifen wirklich halten, um eine passende Strategie darauf aufzubauen. "Das Rennen wird ein Spektakel, denn wir werden sicher einige verschiedene Taktikvariationen erleben, zudem ist die Wahrscheinlichkeit eines Safety-Cars als zusätzliches Spannungselement extrem hoch auf dem Stadtkurs."

Paul Hembery freut sich auf großes Spektakel in Singapur, Foto: Sutton
Paul Hembery freut sich auf großes Spektakel in Singapur, Foto: Sutton

Pace-Management am Samstag vorentscheidend für das Rennen?

Die Autos, die in Q3 einziehen, werden sehr wahrscheinlich auf supersoften Reifen in den Kampf um die Pole Position einsteigen. Diese wären zu Rennbeginn dann jedoch bereits vier bis fünf Runden alt: "Diese Reifen werden dann logischerweise wertvolle Performance verloren haben. Dennoch gehen wir davon aus, dass sie immer noch einen Vorteil gegenüber den soften Reifen bringen", erklärt Hembery. Zwar halten diese um die 25 Runden, jedoch ist es nicht unwahrscheinlich, dass einige Teams mit zwei kurzen Stints auf den supersoften Reifen in derselben Rundenanzahl einen zeitlichen Vorteil herausfahren.

Alles würde laut Hembery für die Teams nun vom Samstag abhängen. "Morgen wird es für die Teams mit Sicherheit darum gehen, Pace-management zu betreiben. Die Autos müssen sich also auf einer Geschwindigkeit einpendeln, die die maximale Performance hergibt, ohne in ein Fenster für vier oder gar mehr Stopps zu kommen. Es wird unheimlich interessant, und jeder wird versuchen, so viele Runden wie möglich aus den supersoften Pneus herauszuholen, ohne zu viel an Performance zu verlieren." Aufgrund vieler äußerer Faktoren wie Unfällen und Safety Cars sei jedoch auch die scheinbar perfekte Taktik einem permanenten Risiko ausgesetzt.

Risiko-Variante für viel Spaß am Sonntag

"Wir werden am Sonntag sehr viel Spaß beim Rennen haben, denn es wird unvorhersagbar, und das macht guten Sport eben aus", erklärt Hembery. Obwohl Pirelli nach zahlreichen 'Reifenmassakern' 2013 nun deutlich konservativere Mischungen an die Strecke bringt, wählte der italienische Hersteller für Singapur nun die 'Risiko-Variante': "In Monza hatte wir die zwei härtesten Mischungen und ein sehr konservatives Rennen. Wir haben eben vier verschiedenen Reifenmischungen für 19 Strecken und können somit entscheiden, ob wir an ein Wochenende eher aggressiv herangehen oder nicht. Ich denke, wir haben für die Saison einen ganz guten Mix gefunden und durch unsere Reifenwahl für diesen Stadtkurs haben wir ein fast garantiertes Spektakel."