Um 14 Uhr waren alle Blicke nach Maranello gerichtet. Luca di Montezemolo lud zur Abschieds-Pressekonferenz - mit dabei war auch sein Nachfolger Sergio Marchionne. "Ich habe meine Pflicht getan, eine Ära ist zu Ende. Eine Umstrukturierungsphase ist voll im Gang, um die Organisation und das Team zu erneuern. Das ist der richtige Moment, um das Unternehmen zu verlassen", erklärte Montezemolo sichtlich emotional.

Nach 23 Jahren mit Ferrari ist für den Italiener am 13. Oktober endgültig Schluss. Nun ist es an Marchionne Ferrari wieder in die Erfolgsspur zu führen, doch der Fiat-Chef ist sich bewusst, dass dieses Vorhaben Zeit braucht. "In diesem Jahr wird es schwierig sein, zu Resultaten zu gelangen. Wir müssen die jetzige Situation verarbeiten und die Weichen für einen Neubeginn im kommenden Jahr stellen", erklärte Marchionne und betonte, dass sein Engagement als Ferrari-Präsident keinesfalls vorübergehend ist. Stattdessen will er langfristig sicherstellen, dass die Scuderia wieder zu dem Erfolgsteam wird, das es einmal war.

F1 gehört zu Ferraris DNA

"Die Formel 1 gehört zur DNA Ferraris und wir werden mit allen Kräften für Erfolge arbeiten", betonte Marchionne. "Es ist eine Sache, Autos zu verkaufen, aber etwas anderes ist essenziell in unserem Segment: und zwar einen Ferrari zu bauen, der in der Formel 1 gewinnt. Das ist nicht verhandelbar und bleibt unser klares Ziel. Wir können eine andere Situation nicht akzeptieren." Eine Integration Ferraris in den Mutterkonzern Fiat schloss er aus. "Wir wollen das schützen, was wir hier in Maranello errichtet haben", so Marchionne.

Die italienischen Zeitungen kommentieren den Umbruch in Maranello gewohnt wortgewaltig. "Das Erdbeben bei Ferrari geht wie erwartet zu Ende", schreibt etwa die Gazzetta dello Sport über Montezemolos Abschied. La Stampa blickt hingegen bereits in Zukunft: "Eine Ära geht bei Ferrari zu Ende, eine neue beginnt unter dem Stern von Fiat-Boss Sergio Marchionne." Und wie geht es mit Montezemolo weiter? Der scheidende Ferrari-Präsident wird seit längerem mit einer Rolle bei Alitalia in Verbindung gebracht. "Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass ich den Vorsitz bei Alitalia übernehme", so Montezemolo.

Ferrari braucht Todt

Für Ex-FIA-Präsident Max Mosley geht eine Ära zu Ende. "Die Wahrheit ist, dass Ferrari nicht mehr das gleiche ist seit Jean Todt weg ist. Wenn Ferrari wieder gewinnen will, dann brauchen sie einen außergewöhnlichen Manager wie Todt es war. Ich weiß nicht, ob Sergio es versuchen sollte und ob Jean überhaupt zurückkehren würde, aber ich habe keinen Zweifel daran, dass sie jemanden brauchen, der über einen ähnlichen Fokus und Drive verfügt wie Jean", meinte Mosley.