Und wieder heißt es: Arrivederci! Am 10. September 2014 nimmt Ferrari-Chef Luca di Montezemolo seinen Hut. Er ist bei Weitem nicht der Erste, der die Scuderia verlässt - ob freiwillig oder unfreiwillig. In den vergangenen Jahren gab es beim Traditionsteam eine heftige Personalfluktuation. Motorsport-Magazin.com hat die Abschiede zusammengefasst.

2009: Jean Todt

Im März 2009 trat Jean Todt nach 15 Jahren bei Ferrari zurück. Zuvor hatte er bereits seinen Posten als Geschäftsführer bei Ferrari abgegeben und die Leitung des Rennteams an Stefano Domenicali übergeben. Todt war 1993 als Teamchef zu Ferrari gestoßen, 2001 übernahm er die Verantwortung für alle Motorsportaktivitäten der Ferrari-Maserati Group und wurde Vorstandsmitglied. 2004 wurde er zum Geschäftsführer von Ferrari befördert. Zwei Jahre später stieg der Franzose zum Firmenchef auf. Im März 2008 beschloss er, seine Posten abzugeben, blieb dem Unternehmen aber noch als Berater und Vorstandsmitglied erhalten, ehe er es 2009 schließlich ganz verließ, um sich als FIA-Präsident zur Wahl zu stellen.

Jean Todt machte beim Abschiedsreigen den Anfang., Foto: Sutton
Jean Todt machte beim Abschiedsreigen den Anfang., Foto: Sutton

2009: Kimi Räikkönen

Im gleichen Jahr wie Todt nahm auch Kimi Räikkönen nach drei Jahren bei der Scuderia den Hut. Der bis dato letzte Ferrari-Weltmeister legte seine Formel-1-Karriere auf Eis und wechselte in den Rallyesport. Über seinen Abschied bei Ferrari gab es einige Gerüchte und Spekulationen. Was sich genau hinter den Kulissen abspielte, werden wir wohl nie erfahren, denn der Finne ist nicht als Plaudertasche bekannt.

Nach einer recht erfolglosen Saison 2009 war zunächst Schluss für Kimi Räikkönen bei Ferrari, Foto: Sutton
Nach einer recht erfolglosen Saison 2009 war zunächst Schluss für Kimi Räikkönen bei Ferrari, Foto: Sutton

2011: Chris Dyer

Chris Dyer kam 2001 als Fahrzeugingenieur von Michael Schumacher zu Ferrari. Ab 2003 fungierte er als Renningenieur des Deutschen und feierte mit ihm zwei Titel. Als Kimi Räikkönen 2007 zu Ferrari kam, wurde Dyer sein Renningenieur und feierte auch mit ihm eine Weltmeisterschaft. Zur Saison 2009 erhielt Dyer den Posten des leitenden Ingenieurs an der Rennstrecke. Anfang 2011 musste er seinen Hut nehmen, nachdem er nach einem Strategiefehler beim Abu Dhabi GP 2010 dafür verantwortlich gemacht wurde, dass Fernando Alonso den Titel verpasste. Dyer arbeitet seit der Saison 2013 als Chefingenieur bei BMW in der DTM.

Chris Dyer wurde zum Sündenbock gemacht., Foto: Sutton
Chris Dyer wurde zum Sündenbock gemacht., Foto: Sutton

2011: Aldo Costa

Ferrari verpflichtete Aldo Costa im Jahr 1995. Drei Jahre später beförderte ihn das Team zum Assistenten von Chefdesigner Rory Byrne. 2004 wurde er dessen Nachfolger und übernahm das Design des 2005er Boliden. 2006 trat Nicholas Tombazis an seine Stelle, Costa stieg zum Leiter der Entwicklungs- und Designabteilung auf. Ein Jahr später übernahm er den Posten des technischen Direktors. 2011 gab er die Position wieder ab und übernahm andere Funktionen innerhalb des Unternehmens, ehe er im Juli 2011 Ferrari verließ. Wenige Monate später wurde bekannt, dass er als leitender Ingenieur zu Mercedes stoßen wird.

Aldo Costa konstruiert nun Silberpfeile, Foto: Sutton
Aldo Costa konstruiert nun Silberpfeile, Foto: Sutton

2013: Felipe Massa

Nach acht Jahren bei Ferrari mit Höhen und Tiefen - man denke nur an seinen Beinahe-Titel 2008 oder seinen schweren Unfall beim Ungarn GP 2009 - gab Felipe Massa im September 2013 seinen Abschied von Ferrari bekannt. Der Brasilianer feierte mit der Scuderia elf Siege und startete 15 Mal von der Pole Position. Zur Saison 2014 wechselte er zu Williams und feierte beim Italien GP vor tausenden Ferrari-Fans sein erstes Podium für den neuen Arbeitgeber.

2013 war Schluss mit Massa bei Ferrari, Foto: Sutton
2013 war Schluss mit Massa bei Ferrari, Foto: Sutton

2014: Stefano Domenicali

1995 fing Stefano Domenicali als Leiter der Personalabteilung bei der Scuderia an und wurde Ende 1996 zum Teammanager befördert. 2002 übernahm er den Posten des sportlichen Direktors. Ende 2007 wurde bekannt gegeben, dass er von Jean Todt die Leitung des Formel-1-Teams übernehmen würde. In seiner ersten Saison als Teamchef gewann Ferrari den Konstrukteurstitel, danach sollten sich jedoch härtere Zeiten einstellen. Als auch in der Saison 2014 mit dem neuen Reglement kein Aufwärtstrend zu erkennen war, trat Domenicali zurück. Er übernahm die volle Verantwortung für die Misere bei Ferrari.

Stefano Domenicali verließ das Team im April., Foto: Sutton
Stefano Domenicali verließ das Team im April., Foto: Sutton

2014: Luca Marmorini

Von 1990 bis 1999 arbeitete Luca Marmorini für Ferrari, ehe er zu Toyota wechselte. 2009 verließ er die Japaner, nachdem er bis zum technischen Direktor mit Verantwortung für die Motoren aufgestiegen war. Ferrari stellte ihn im Oktober 2009 als Leiter der Abteilung für Motor und Elektronik ein. Nachdem die neue Power Unit für die Saison 2014 Leistungsdefizite aufwies, musste Marmorini wenige Monate nach Teamchef Stefano Domenicali ebenfalls seinen Hut nehmen. Nach seiner Entlassung erklärte Marmorini, er sei von Designer Nicholas Tombazis darum gebeten worden, die Power Unit möglichst klein zu halten. Die Aerodynamik würde die schwächere Leistung im Vergleich zu den Power Units der anderen Hersteller ausgleichen, meinte dieser. Der Plan ging allerdings nicht auf.

Die Power Unit ist zu schwach: Luca Marmorini musste Ferrari verlassen, Foto: Ferrari
Die Power Unit ist zu schwach: Luca Marmorini musste Ferrari verlassen, Foto: Ferrari

2014: Luca di Montezemolo

Der Abschiedsreigen bei der Scuderia gipfelte am 10. September 2014 im Rücktritt von Ferrari-Chef Luca di Montezemolo. 23 Jahre lang hatte der erfolgreiche Geschäftsmann an der Spitze des Unternehmens gestanden. Unter ihm feierte Ferrari acht Konstrukteurs- und sechs Fahrertitel. 118 Siege und 97 Pole Positions stehen ebenfalls in der Erfolgsbilanz. Allerdings liegen die Erfolge zum Großteil bereits mehrere Jahre zurück. 2007 sorgte Kimi Räikkönen für den letzten Fahrertitel, 2008 durfte sich Ferrari als Hersteller letztmals als Weltmeister feiern lassen. FIAT-Chef Sergio Marchionne hatte Montezemolo nach dem enttäuschenden Italien GP 2014 öffentlich kritisiert, einen Tag später wurde der Rücktritt Montezemolos bekannt gegeben.

Der Abschiedsreigen reicht mit Luca di Montezemolo nun bis in die obersten Etagen., Foto: Sutton
Der Abschiedsreigen reicht mit Luca di Montezemolo nun bis in die obersten Etagen., Foto: Sutton